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Carry-Strategien Passive Anlagen gibt es nicht ohne Risiko

Ombretta Signori, Senior Strategist bei AXA Investment Managers: „Das Marktrisiko von komplexen Volatilitätsprodukten ist schwer abzuschätzen.“

Ombretta Signori, Senior Strategist bei AXA Investment Managers: „Das Marktrisiko von komplexen Volatilitätsprodukten ist schwer abzuschätzen.“

Die expansive Geldpolitik hat die Risikohaltung der Anleger beeinflusst. Die Suche nach neuen Renditequellen wird zunehmend komplexer – nicht nur im Bankensystem, sondern auch für andere Investoren. Indem sie die Zinsen künstlich niedrig halten, zwingen die Zentralbanken Anleger gerade dazu, ihre Portfolios auf Anleihen mit längeren Laufzeiten oder risikoreichere Anlageklassen umzuschichten. Am meisten haben davon die Kredit- und Aktienmärkte sowie alternative Anlagen profitiert.

Jüngsten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds zufolge lassen sich rund 260 Milliarden US-Dollar an kumulierten Zuflüssen in Schwellenländer auf die quantitative Lockerung der amerikanischen Notenbank Fed zurückführen. In der Eurozone haben Portfolioumschichtungen infolge der Anleihekaufprogramme ebenfalls zu erheblichen Kapitalabflüssen geführt. Im Gegensatz zu den USA floss das Kapital aus dem Euroraum allerdings in die nächstliegenden Anleiheemittenten mit hoher Kreditwürdigkeit,  deren Löwenanteil sich aus US-Schuldverschreibungen  zusammensetzte. Diese globale Arbitrage ist ein Mechanismus, der das allgemeine Renditeniveau niedrig hält und das Aufwärtsrisiko für Renditen begrenzt.

Carry-Strategien bergen hohes Risiko

Daher haben sogenannte Carry-Strategien an Popularität gewonnen, können sie doch die Performance von diversifizierten Portfolios mit Hilfe alternativer Risikoaufschläge verbessern. Traditionelle Carry-Trades finden sich am Devisenmarkt, wo Hochzinswährungen gekauft und niedrig verzinsliche Währungen verkauft werden. Ähnliche Strategien lassen sich bei anderen Anlageklassen implementieren – beispielsweise bei Anleihen, Aktien oder für Volatilität.

Allerdings konnten Carry-Strategien für traditionelle Anlageklassen zuletzt nur moderate Erträge einfahren, während etwa Volatilitäts-Trades weiterhin eine starke Performance vorweisen können. Tatsächlich steigern diese Strategien die Portfolio-Renditen, weil sie sehr häufig gut abschneiden. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass es zu riesigen Verlusten kommen kann, wenn sich die Volatilität einmal plötzlich erhöhen sollte.

Extrem niedrige Volatilität

Das Interesse an der niedrigen Volatilität zu verdienen, ist und bleibt groß. Dies verdeutlicht der jüngste Anstieg von Netto-Short-Positionen an den Märkten. Auch die kontinuierliche Nutzung des VIX – des Volatilitätsindex auf den S&P 500 – als Instrument zur Herleitung von Carry-Strategien spiegelt das wider. Zugleich ist diese Entwicklung aber auch das Ergebnis von Spekulationen über zukünftige Schwankungslevel – nämlich, dass ein vorerst niedriges Volatilitätsniveau aufgrund des sogenannten „Zentralbank-Puts“ wahrscheinlich ist.

Eine erhöhte Liquidität und die globale expansive Geldpolitik haben sowohl direkt als auch indirekt zum niedrigen Volatilitätsniveau beigetragen. Dennoch lassen sich die derzeit extrem geringen Schwankungen nicht vollständig mit Hilfe makroökonomischer Fundamentaldaten erklären. Das zeigt das Makromodell von AXA Investment Managers für die Volatilität über verschiedene Anlageklassen. Ähnliche Ergebnisse liefert ein Makromodell des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die implizite Volatilität von US-Aktien: Neben stabilen makroökonomischen Fundamentaldaten und beständigen Finanzierungs- sowie Liquiditätsbedingungen haben auch gute Performancedaten von großen Unternehmen zu einer geringeren Volatilität beigetragen. Allerdings reichen auch diese Faktoren nicht aus, um die im vergangenen Jahr erreichten Tiefststände zu begründen.