
Vor 37 Jahren hat Capital Group für die Weltbank den ersten Emerging-Market-Aktienfonds aufgelegt. Ziel war es, private Investitionen in Schwellenländern zu fördern, um durch mehr Direktinvestitionen das Wirtschaftswachstum zu stärken.
1986 erfolgten erste Anlagen in Korea, Thailand, auf den Philippinen und in Malaysia. Im Jahr darauf kamen Anlagen in Taiwan, Argentinien, Brasilien und Mexiko hinzu. 1988 startete der Vermögensverwalter mit Anlagen in Emerging-Market-Anleihen. Noch vor Investitionen in China wurden 1992 erste Investitionen in Indien getätigt; 2008 eröffnete Capital Group in Mumbai eine Niederlassung.
Galten die Emerging Markets vor Jahrzehnten häufig als Kurzfristinvestment und wurden in der Regel als homogene Gruppe betrachtet, ist das nicht länger der Fall. Die Assetklasse ist in den Bereichen Technologie, Gesundheit, Finanzen, Kommunikation und Rohstoffe zu einem der wichtigsten Taktgeber der Weltwirtschaft geworden und hat außergewöhnliches Potenzial, zumal einige Länder immer stärker werden: Dynamisches Wachstum, die steigende Kreditqualität und der Erfolg stabiler Emerging-Market-Unternehmen bieten Anlegern zahlreiche und vielfältige Möglichkeiten.
Zum Vergleich: Wurden um die Jahrtausendwende in den Schwellenländern vorzugsweise Low-End-Komponenten gefertigt und Montagetätigkeiten übernommen, verfügen einige Schwellenländer heute über hoch entwickelte Präzisionstechnologie. Gleiches gilt für den Pharmasektor: Neben die Auftragsfertigung von generischen Pharmazeutika, etwa in Indien, ist heute die eigene Forschung und Entwicklung gerückt. Spielte vor 20 Jahren die Rohstoffförderung eine übergroße Rolle, erobern sich heute flächendeckend Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien einen hohen Stellenwert.
Anhaltende Wachstumstrends
Langfristig sind die Aussichten für die Emerging Markets gut. Zu den wichtigen Wachstumstrends gehören digitale Plattformen mit zunehmendem Kundenstamm, die wachsende Mittelschicht, deren Konsummuster sich so schnell ändern wie nie zuvor, die steigende Nutzung mobiler Technologie, aber auch die Gesundheitsversorgung
So hat Covid-19 die Verschiebung von Bar- und Scheckzahlungen zu elektronischen Zahlungen beschleunigt: Während nur 8 Prozent der Bürger in der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft Japan digitale Geldbörsen nutzen, sind es in Südkorea 15 Prozent, in Indien 19 Prozent, in Indonesien 30 Prozent und in China sogar 37 Prozent.
Zugleich verfügt ein großer Teil der Bevölkerung in den Schwellenländern noch immer nicht über ein Bankkonto. Sind es in China 17 Prozent, in Indien 20 Prozent und in Indonesien 24 Prozent, hat in Brasilien nur jeder dritte Einwohner ein Bankkonto. Wir sehen daher einen großen Markt mit steigender Verbreitung von Onlinezahlungen – die finanzielle Inklusion wird weitergehen.
Gleichermaßen gewinnt die Gesundheitsversorgung rasch an Bedeutung. Noch einmal das Beispiel China: Die chinesische Bevölkerung altert schnell. Waren 2022 19 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, werden es 2050 bereits 39 Prozent sein.
Dennoch bleiben die Zeiten für Investoren unsicher. Niemand weiß, wie schnell sich die chinesische Wirtschaft erholt und ob die Rohstoffpreise stabil bleiben. In diesem Umfeld sind eingehende fundamentale Analysen unabdingbar, um Investmentchancen zu entdecken.
Sobald ein Land zur Gruppe der Länder mit mittleren Einkommen zählt, ist es automatisch enger in die Weltwirtschaft integriert und damit abhängiger von Entwicklungen der Weltwirtschaft. Daher brauchen die Emerging Markets sowohl starke und umfassende Wachstumsimpulse aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Anderenfalls könnten sie ihre Schulden möglicherweise nicht bedienen. Für die Emerging Markets ist Wachstum das Lebenselixier.
Indexkonstruktionen sind für Schwellenmärkte-Anleger nachteilig
Ein Problem von Indexinvestoren ist die hohe Konzentration von Chancen, die durch die Unternehmen im Index repräsentiert werden. Die Emerging Markets sind vielfältig, aber die Aktienindizes werden von wenigen großen Unternehmen dominiert. Zum Vergleich: Im MSCI Emerging Markets Index repräsentieren zwei der 155 enthaltenen Unternehmen über 50 Prozent des IT-Sektors. Und in puncto Eigentümerstruktur haben Staatsunternehmen über 14 Prozent Anteil am Index.
Auch Index-Anlagen in Emerging-Markt-Anleihen haben Grenzen. Beispielsweise ist in den Emerging-Market-Anleihenindizes nur ein kleiner Teil des investierbaren Universums enthalten; daher kann sich ein Blick über die Grenzen des Index lohnen.
Kurz gesagt: Mit einem aktiven Managementansatz und dem Rückgriff auf ein globales Anlageuniversum lässt sich effizient am Wachstum der Emerging Markets partizipieren.
Demografie spricht für Emerging Markets
Neben dem Vorteil einer jungen Bevölkerung haben die bekanntesten Emerging Markets zugleich eine sehr große Bevölkerung, die für Wachstum sorgt. Interessanter ist auch die Demografieentwicklung innerhalb dieser Bevölkerungen, vor allem der steigende Einfluss der Mittelschicht in Ländern wie China und Indien. Auch die Mittelschicht Indonesiens ist bemerkenswert stark gestiegen. Binnen 15 Jahren hat ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung von 7 auf 20 Prozent zugelegt. Indonesien steht zwar in Asien bei der Bevölkerungsgröße mit 274 Millionen Einwohnern auf Platz drei hinter Indien, aber sein Pro-Kopf-BIP ist fast doppelt so hoch. Die digitale Wirtschaft des Landes dürfte bis 2025 auf 100 Milliarden US-Dollar wachsen.
Innovative Marktführer
In Sachen Innovation stehen vor allem große US-Technologieunternehmen im Fokus der Anleger. Aber das kann sich in den nächsten zehn Jahren zugunsten der Emerging Markets verschieben. Hier gibt es zahlreiche Unternehmen, die Veränderungen bewirken.
So hat sich beispielsweise der indische Telekommunikationsmarkt konsolidiert, mit den Konglomeraten Reliance Industries und Bharti Airtel als dominierenden Akteuren. Wir erwarten, dass die Smartphone- und Datennutzung weiter zunehmen wird, insbesondere weil 5G und Glasfasertechnologien in immer mehr Städten Einzug halten. Insbesondere Reliance Industries hat ein rasantes Wachstum verzeichnet, was das Tempo der digitalen Transformation in Indien unterstreicht: Seit der Einführung seines Telekommunikationsdienstes Jio im Jahr 2016 hat das Unternehmen die Abonnentenzahl auf 439 Millionen erhöht und deckt damit 60 Prozent des Breitbanddatenverkehrs ab.
Indien ist inzwischen der zweitgrößte Telekommunikationsmarkt der Welt nach Abonnenten, was das Land zu einem begehrten Ziel für globale Technologiekonzerne macht. Vor diesem Hintergrund investierte Google im Jahr 2022 eine Milliarde US-Dollar in Bharti Airtel, um Smartphones für die Masse der Bevölkerung erschwinglicher zu machen.
Research erfahrener Analysten ist unabdingbar
Damit Investoren sich umfassend informiert und angemessen auf die bevorstehenden Herausforderungen vorbereiten können, sind sorgfältige Analysen und intensives Engagement an den Märkten und bei den Unternehmen unerlässlich.
Das Research der Capital Group stützt sich auf das Wissen erfahrener Analysten. Viele von ihnen beobachten Unternehmen und Branchen über mehrere Zyklen hinweg, sodass sie sehr fundierte Einblicke gewinnen, die eine genaue Einschätzung der Aussichten ermöglichen.
Im Investmentprozess der Capital Group spielt eine enge Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Wir organisieren unser Research in Clustern, sodass Analysten aus allen Assetklassen Research für dieselben und miteinander verbundene Sektoren betreiben. Hinzu kommt der regelmäßige Zugang zu Geschäftsleitungen sowie Kontakten zu Regierungsvertretern, Zentralbankern und Branchenführern. Dadurch entstehen umfassende Analysen. Unsere Erfahrung zeigt: Um an den Emerging Markets erfolgreich zu investieren, ist ein leistungsstarkes globales Research unabdingbar.
Zum Autor:
Matthias Mohr ist Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group. Er kommt von Oddo BHF Asset Management, wo er zuletzt als Leiter Wholesale für Deutschland und Österreich beschäftigt war. Bevor Mohr 2016 zu Oddo BHF Asset Management stieß, war er Leiter Regional Sales bei Blackrock und Großkundenbetreuer bei Allianz Global Investors.
Über die Capital Group:
Capital Group ist einer der ältesten und größten Investmentmanager der Welt. Seit über 90 Jahren gilt das Ziel: Ein besseres Leben für die Menschen durch erfolgreiches Investieren. Mittels umfangreicher Investitionen in Research, Analysen und Informationsgewinnung, ist Capital Group in der Lage, die Märkte aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die jeweiligen Konzepte wurden im Laufe der Zeit sorgfältig verfeinert.
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.