In den USA erhöhte die Federal Reserve Bank ihren Leitzins um 50 Basispunkte, die stärkste Anhebung seit 2000. Sie kündigte an, dass sie im Juni mit dem Abbau ihrer Bilanz beginnen werde. Der Vorsitzende Jerome Powell bestätigte, dass weitere Straffungsmaßnahmen um je 50 Basispunkte für die nächsten Sitzungen auf dem Tisch liegen.
Der US-Arbeitsmarktbericht bestätigte die Schaffung von 428.000 Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft. Die durchschnittlichen Stundenlöhne lagen im April um 5,5 Prozent höher als vor einem Jahr, während die Arbeitslosenquote stabil bei 3,6 Prozent blieb. Die Zahl der Beschäftigten sank um 353.000 – der erste Rückgang seit April 2020.
Die globalen Einkaufsmanagerindizes für April haben sich angesichts des Krieges in der Ukraine etwas abgeschwächt. Der Dienstleistungssektor hielt sich gut, da die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus weiter gelockert wurden. Die Unternehmen sind jedoch mit steigenden Kosten konfrontiert und geben einen Teil dieser Belastung an die Verbraucher weiter.
Wie geht es weiter bei den Konjunkturindikatoren?
In den folgenden Tagen wird die Inflation weiterhin im Fokus stehen, die Marktteilnehmer warten auf neue Daten aus wichtigen Ländern wie den USA und China.
China wird ebenfalls Daten zum Handel veröffentlichen, die Hinweise darauf geben, wie sich die jüngsten chinesischen Covid-19-Maßnahmen auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
Vorläufige Daten zur wirtschaftlichen Stimmung in der Eurozone und den USA werden uns Aufschluss darüber geben, wie Haushalte und Unternehmen die Lage der Wirtschaft einschätzen.
Investitionsüberzeugungen: Wie sieht unser Kernszenario aus?
Die von den Regierungen ergriffenen Maßnahmen und die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse könnten dazu beitragen, den Kaufkraftverlust der privaten Haushalte abzufedern und ein BIP-Wachstum im Jahr 2022 in der Eurozone zu ermöglichen. Eine Kürzung der Erdgaslieferungen aus Russland würde jedoch ein großes Abwärtsrisiko für das Wachstum darstellen.
Angesichts der hohen Inflation hat die Fed im März mit ihrem Zinserhöhungszyklus begonnen und plant, den Leitzins bis Ende Juli um weitere 100 Basispunkte zu erhöhen und danach weiter zu straffen. In unserem zentralen – und besten – Szenario gelingt der Fed eine sanfte Landung der Wirtschaft. Wir gehen davon aus, dass der Anstieg der 10-jährigen US-Zinsen in Zukunft nachlassen wird.
In Europa erreicht die Inflation Rekordhöhen, was Unternehmen, Verbraucher und die EZB-Politiker gleichermaßen trifft. Die EZB beendet ihr pandemisches Notkaufprogramm und kündigte an, die Anleihekäufe im Sommer einzustellen, was den Weg für eine erste Zinserhöhung ebnet.
Der Angebotsschock aufgrund der geopolitischen Spannungen belastet die Wirtschaftstätigkeit und das Gewinnwachstum der Unternehmen. Auch in den USA hält der Druck auf die Inputkosten durch steigende Löhne an.
Risiken
Andere Länder könnten mit dem Stagflationsdilemma der Bank of England (BoE) konfrontiert werden: Trüben sich die Wachstumsaussichten drastisch ein, könnte der Arbeitsmarkt länger angespannt bleiben. Legt das Wachstum zu, erhöhen sich die Inflationserwartungen, was auf das kurzfristige Lohn- und Preissetzungsverhalten einwirkt.
Sofern der Inflationsdruck weiter zunimmt oder einfach nur auf dem derzeitigen Niveau verharrt, könnte eine rabiate und schneller als erwartete Straffung der Zinssätze eine weiche Landung gefährden.
Der Krieg in der Ukraine treibt die Rohstoffpreise und vor allem die Preise für Öl und Gas in die Höhe und trägt weiterhin zur Unsicherheit der Märkte bei.
Wie derzeit in China zu beobachten ist, bewirkt die Pandemie das Risiko eines Stop-and-go bei den Lockdown-Maßnahmen.
Jüngste Maßnahmen bei unserer Asset-Allokation
Das Abebben der Pandemie im Westen, die Lockdowns in China, der Krieg in der Ukraine und die Straffung der Geldpolitik rund um den Globus wirken mit Verve und Wucht auf den Konjunkturzyklus ein. Die verschiedenen Schocks der vergangenen Wochen haben die Einschätzungen der Marktteilnehmer stark verändert.
Unsere Multi-Asset-Strategie trägt der Beschleunigung in Richtung eines Endes des Konjunkturzyklus Rechnung und wird weiterhin schrittweise angepasst. Wir haben unser Gesamtengagement in Aktien weiter reduziert. Wir reduzierten unser Engagement in der Eurozone, im Vereinigten Königreich und in den Schwellenländern. Wir bewerten Rohstoffe, einschließlich Gold, sowie defensive Sektoren wie das Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter weiterhin positiv. Die Strategie hat eine längere Duration in festverzinslichen Wertpapieren als zu Beginn des Jahres, bleibt hier aber untergewichtet.
Cross-Asset-Strategie
Unsere Multi-Asset-Strategie passt sich weiter an: Unsere vorsichtige Haltung gegenüber Aktien veranlasst uns zu einer leichten Untergewichtung bei Aktien. Da die Aktienmärkte weiterhin extrem volatil sind, gehen wir derzeitig naturgemäß taktischer vor als üblich. Unsere Asset-Allokation kann nach einer stärkeren Korrektur und bei einer deutlichen Verschlechterung der Marktstimmung, die ein technisches Gegensignal auslösen würde, schnell angepasst werden.
- Derzeit sind wir in Aktien der Eurozone untergewichtet und bevorzugen hier Basiskonsumgüter
- Britischen Aktien gegenüber sind wir neutral eingestellt
- US-Aktien haben wir untergewichtet, da wir die Bewertungen von Wachstumsaktien vor dem Hintergrund steigender Inflation und Zinsen gefährdet sehen
- Eine neutrale Positionierung haben wir gegenüber den Schwellenländern eingenommen, hier bevorzugen wir China und Lateinamerika
- Japanischen Aktien gegenüber sind wir neutral eingestellt
- Unser Rohstoffengagement, einschließlich Gold, haben wir leicht ausgebaut.
Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere erscheint eine längere Duration zunehmend attraktiv: Wir sehen Abwärtskorrekturen beim Wachstum, neue Höchststände bei den Inflationserwartungen und eine starke Rhetorik der Zentralbanken mit Blick auf die Bereitschaft zur geldpolitischen Straffung und Inflationsbekämpfung.
Wir setzen weiterhin auf Diversifizierung und nutzen den Carry bei Schwellenländeranleihen.
In unserer langfristigen Themen- und Trendallokation setzen wir vorrangig auf Klimaschutz und Energiewende. Darüber hinaus sehen wir Wertschöpfungspotenzial in den Bereichen Gesundheitswesen, technologische Innovationen, demografische Entwicklung und Konsum.
Bei Währungen sind wir positiv gegenüber Rohstoffwährungen eingestellt: So sind wir im Kanadischen Dollar investiert.