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Candriam-Fondsmanager im Interview „Eines Tages wird es möglich sein, mit Krebs zu leben“

Test eines Geräts zur Strahlentherapie gegen Krebs

Test eines Geräts zur Strahlentherapie gegen Krebs: Candriam investiert mit dem Themenfonds in Unternehmen, die in der Krebsdiagnose und -behandlung tätig sind. Foto: imago images / ITAR-TASS

Herr Van den Eynde, am Anlageprozess Ihres Fonds sind vier Analysten und Fondsmanager beteiligt. Wie werden die Kauf- und Verkaufsentscheidungen für das Portfolio getroffen?

Rudi Van den Eynde: Servaas Michielssens und ich stehen als Co-Manager an der Spitze des Fondsmanagements des Candriam Equities L Oncology Impact. Unsere Beurteilung basiert auf zwei Schlüsselkriterien: der klinischen Analyse und der Fundamentalanalyse. Wir achten dabei auf Managementqualität, Unternehmenswachstum, Wettbewerbsvorteile, Wertschöpfung und Verschuldungsgrad. Besteht ein Unternehmen beide Tests, beginnt die Diskussion mit den Analysten.

Wie machen Sie sich ein Bild von neuen Behandlungsmethoden und Krebstherapien?

Van den Eynde: Um neue Screening-Tests, potenzielle Behandlungen und Methoden etwa zur Erstellung von Tumorprofilen beurteilen zu können, sind medizinische Kenntnisse erforderlich. In unserem Team arbeiten daher auch Biotechnologie-Experten. Zudem sprechen wir regelmäßig mit externen Spezialisten.

Welchen Anlagehorizont haben Sie bei der Analyse und Auswahl der Aktien für den Fonds im Auge?

Van den Eynde: Wir wollen die Aktien in unserem Portfolio langfristig halten. Eine automatische Prüfung unserer Investitionen gibt es aber in zwei Fällen: Das geschieht erstens, wenn sich an den fünf genannten Kriterien etwas ändert. Besonders aufmerksam sind wir bei klinischen Daten, die vom Unternehmen selbst oder vom Wettbewerb veröffentlicht werden. Zweitens prüfen wir unsere Investition im Falle einer Übernahme oder Fusion.

Herr Michielssens, tatsächlich gibt es in der Branche viele Fusionen und Übernahmen. Woran liegt das?

Servaas Michielssens: Die Branche ist forschungsgetrieben und in hohem Maße disruptiv. In den vergangenen 15 Jahren hat es in bei der Behandlung von Krebs mehr Fortschritte gegeben als während des gesamten 20. Jahrhunderts. Die großen Pharmakonzerne müssen zudem enorme Summen in die Forschung investieren, um nicht hinter der Konkurrenz zurückzufallen. Oftmals ist es einfacher, ein Unternehmen zu kaufen, das gerade ein innovatives Produkt entwickelt hat, als selbst von Grund auf neu zu beginnen. Damit lässt sich die Kauflust der Big Player erklären.

Auch Sie haben Positionen im Fonds, die von größeren Firmen übernommen wurden.

Michielssens: Das liegt daran, dass wir genau auf diese Art von Unternehmen abzielen. Mit unserem Analyseprozess sind wir in der Lage, junge Firmen zu identifizieren, deren Produkte sich noch in der klinischen Testphase befinden. Unser Ziel ist es, einzusteigen, bevor die Unternehmen rentabel sind. Der Markt insgesamt neigt dagegen dazu, Firmen zu kaufen, die sich bereits in der kommerziellen Phase befinden und viel teurer sind.

In der Onkologie tätige Firmen haben 2019 die breite Gesundheitsbranche übertroffen. Wie sind Ihre Erwartungen für die kommenden zwölf Monate?

Van den Eynde: Die Gesundheitsbranche blieb Daten des Indexanbieters MSCI zufolge mit 23 Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr leicht hinter dem breiten Markt zurück. Unser Fonds erzielte eine Rendite von 40 Prozent. Auf längere Sicht hat der Gesundheitsmarkt den MSCI-World-Index jedoch um fast 3,5 Prozent pro Jahr übertroffen. Hinzu kommt, dass die Branche in der Vergangenheit wenig von Aktienmarktzyklen abhängig war. Der Gesundheitsmarkt eignet sich also für defensiv ausgerichtete Anleger. Von Megatrends und Großereignissen wie der US-Wahl wird die Branche aber dennoch beeinflusst.

Wie wird sich die Wahl in den USA auf die Gesundheitsbranche auswirken?

Van den Eynde: Das Gesundheitssystem und die Arzneimittelerstattung in den USA sind auch Themen im Wahlkampf. Je nachdem, welcher Kandidat in Meinungsumfragen gut abschneidet, werden die Unternehmensbewertungen schwanken. Für Anleger, die gut informiert sind, kann ein solch volatiler Markt gute Investitionsmöglichkeiten bieten.

Candriam spendet einen Teil seiner Einnahmen an Krebsforschungsorganisationen. Betreiben die Unternehmen, in die Sie investieren, nicht genug Forschung?

Van den Eynde: Grundlagenforschung ist oft die Voraussetzung für private Forschungsprojekte, aus denen dann Firmen hervorgehen, und wir glauben, dass sie Hand in Hand gehen. Der jüngste Nobelpreis für Medizin wurde William Kaelin, Peter Ratcliffe und Gregg Semenza für ihre Entdeckung verliehen, wie Zellen Sauerstoff erkennen und sich daran anpassen. Das ist ein Schlüsselfaktor bei der Behandlung vieler Krankheiten, darunter auch Krebs. Im Jahr 2018 ging der Nobelpreis an James Allison und Tasuku Honjo für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Immuntherapie, die ebenfalls enorme medizinische Fortschritte ermöglicht haben.

Krebs ist nach wie vor die häufigste Todesursache in der Welt. Welche Botschaft möchten Sie als Investor vermitteln?

Van den Eynde: Wir hoffen, dass es eines Tages möglich sein wird, mit Krebs zu leben – so wie es heute bei HIV der Fall ist. Obwohl in den vergangenen Jahren in der Forschung enorme Fortschritte erzielt wurden, bleibt noch viel zu tun. Wir wollen unseren Teil zur Finanzierung des Kampfes gegen diese Krankheit beitragen. Für Anleger ergeben sich darüber hinaus langfristig gute Renditechancen. 18 Monate nach Auflegung des Fonds hat das verwaltete Vermögen bereits die Marke von einer Milliarde Euro überschritten. Und wir rechnen damit, dass wir noch viele weitere Investoren an Bord holen.

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