Um von der BVR-Problemliste zu verschwinden Zwei Genobanken in Franken wollen sich durch Fusion retten

Flaggen mit dem Logo der Volks- und Raiffeisenbanken.

Flaggen mit dem Logo der Volks- und Raiffeisenbanken. Foto: Imago / Rainer Weisflog

Die Raiffeisenbank Obermain Nord will mit der Volksbank Bad Staffelstein fusionieren. Und die Raiffeisenbank Thurnauer Land befindet sich mit der VR Bank Oberfranken Mitte in Fusionsgesprächen. Das geht aus einem Bericht des „Handelsblatts“ hervor. Sowohl die Raiffeisenbank Obermain Nord als auch die Raiffeisenbank Thurnauer Land versprechen sich dadurch, ihre wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Beide Institute stehen auf der „roten Liste“ des BVR, die Banken mit Reputationsrisiko auflistet.

Kleinere Bank soll größere Bank retten

Die Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte der Raiffeisenbank Obermain Nord und der Volksbank Bad Staffelstein sind sich bereits einig. Die Vertreterversammlungen werden im Juni über den Zusammenschluss entscheiden. Die technische Fusion ist für November geplant. Die fusionierte Bilanzsumme schätzen die Institute auf 1,3 Milliarden Euro. Alle Arbeitsplätze und Filialen sollen erhalten bleiben.

„Mit dem Zusammenschluss werden beide Institute ihre wirtschaftliche Kraft und genossenschaftlichen Werte vereinen, um langfristig finanzielle Stabilität zu gewährleisten“, heißt es in der Pressemitteilung.

Beide Volksbanken ohne Private-Banking-Bereich

Ungewöhnlich ist dabei, dass die angeschlagene Raiffeisenbank Obermain Nord mit 900 Millionen Euro mehr als doppelt so groß wie die Volksbank Bad Staffelstein ist. Üblich ist, dass sich „Problembanken“ Fusionspartner suchen, die größer als sie selbst sind.

Das Private Banking sei kein eigenständiger Geschäftsbereich der Raiffeisenbank Obermain Nord, wie eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Das Institut sei dafür zu klein. Auch die Volksbank Bad Staffelstein hat kein eigenständiges Private-Banking-Team.

Freundschaftliche Zusammenarbeit mündet in Fusion

Auch die Raiffeisenbank Thurnauer Land und die VR Bank Oberfranken Mitte informieren über ihre geplante Fusion: „Die Entscheidung, Gespräche über einen Zusammenschluss mit der Raiffeisenbank Thurnauer Land zu führen, ist Teil einer vorausschauenden Planung, um partnerschaftlich Synergien zu nutzen und für künftige Marktanforderungen gemeinsam optimal aufgestellt zu sein“, sagt Vorstandsmitglied Markus Schappert von der VR Bank Oberfranken Mitte.

Beide Banken würden schon seit Jahrzehnten „freundschaftlich zusammenarbeiten“ und stets im Sinne ihrer Kunden kooperieren. „Die geplante Fusion bietet die Möglichkeit, das gemeinsame wirtschaftliche Potenzial beider Häuser voll auszuschöpfen. Als größere, leistungsfähigere Genossenschaftsbank werden wir unseren Kunden ein erweitertes Serviceangebot, stärkere Beratungskompetenz und zusätzliche Investitionen in moderne Bankdienstleistungen bieten können“, so der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Thurnauer Land Sven Zink.

Durch eine Fusion würde ein Institut mit einer Bilanzsumme von 1,55 Milliarden Euro entstehen. Lediglich 148 Millionen davon kommen von der Raiffeisenbank Thurnauer Land. Damit ist die VR Bank Oberfranken Mitte deutlich größer.

Fusion öffnet Zugang zu Private-Banking-Segment für Kunden beider Institute

Die Raiffeisenbank Thurnauer Land teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass sie ihren Kunden eine „persönliche und individuelle Betreuung“ bietet, jedoch keine separate Private-Banking-Abteilung. Durch die anstehende Fusion werde sich das Leistungsspektrum aber erweitern. Die VR Bank Oberfranken Mitte beschäftigt insgesamt fünf Berater und eine Assistenz im Private Banking. Bereichsdirektor Private Banking ist Lothar Götz.

Zusammenschluss statt Sanierungsfall

Auch wenn es in der entsprechenden Pressemitteilung anders klingt, gibt es wohl einen Hauptgrund für die Fusionen: Sie hoffen, durch den Zusammenschluss den Sanierungsfall abwenden zu können.

Die Raiffeisenbank Thurnauer Land hat überdurchschnittlich viele notleidende Kredite in ihrer Bilanz. Das berichtet das Handelsblatt. Erst vor wenigen Tagen hat auch die Finanzaufsicht Bafin Defizite bemängelt, unter anderem im Risikomanagement.

 

Zudem wird das Institut nach Informationen des „Handelsblatts“ als sogenannte „Präventionsbank“ durch die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbank (BVR) geführt. Auf der Liste finden sich insgesamt 14 Banken, darunter auch die Raiffeisenbank Obermain Nord. Die vollständige Liste hat der Branchendienst Platow veröffentlicht (Paywall).

Trennung von Vorstandsmitglied

Die Raiffeisenbank Obermain Nord verkündete zudem erst Ende Januar das Ausscheiden von Vorstandsmitglied Thomas Siebenaller. Die Bank und Siebenaller haben sich der Pressemitteilung zufolge einvernehmlich getrennt. Die Entscheidung beruhe „auf unterschiedlichen Auffassungen über die künftige geschäftspolitische Ausrichtung der Bank“. Die Geschäfte der Bank führt Holger Funke nun als alleiniger Vorstand weiter.

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