Gottfried Hörich von Insight Investment „Buy and Maintain hat eine andere Stoßrichtung“

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Die Freiheitsgrade werden größer. Gibt es dennoch Leitplanken?

Hörich: Natürlich. Viele geben nicht mehr eine bestimmte Länderallokation vor, sondern ein Maximum pro Emittenten und – ganz wichtig aus buchhalterischer Sicht – ein Maximum, zu dem ihr Anleihen über Pari kaufen dürft. Sich von vornherein Abschreibungspotenzial ins Buch zu laden, ist quasi das buchhalterische Risiko für viele institutionelle Anleger. Die ökonomischen Risiken hingegen versuchen viel durch Rating-Vorgaben, besagte Emittenten-Obergrenze und Durations-Vorgaben zu adressieren. Gerade die Duration ist dabei ein ganz wichtiger Punkt, denn für Institutionelle ist sie nur bedingt ein Risiko.

Weil sie Langfrist-Investoren sind.

Hörich: Das, aber ich meine etwas anderes. Institutionelle Investoren wollen eigentlich lange Duration in ihrem Portfolio haben, weil sie das relative Schwanken zwischen oftmals marktbewerteten Verbindlichkeiten und marktbewerteten Vermögensgegenständen parallel halten müssen. Für sie ist ein größeres Risiko, dass die Verbindlichkeiten eine längere Duration und damit einen deutlich längeren Hebel haben, wenn sich die Zinsen ändern. Duration ist zwar Risiko, aber für sie positives Risiko. Und die Starrheit in diesem Punkt macht Index-Investments eher unattraktiv. Die Direktanlage hingegen gibt ihnen in diesem Punkt die maximale Flexibilität.

Was passiert, wenn ein Rating in so einem Portfolio ein Downgrade widerfährt?

Hörich: Wäre unschön, aber nicht ganz so nachteilig, wie wenn es im Index passiert. Dann ist der Asset Manager meist gezwungen, die Anleihe zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen. Wegen der Indexregeln wird er eine Fallen-Angel-Anleihe in einem Investment-Grade-Portfolio nicht lange halten können, auch wenn er an das entsprechende Unternehmen glaubt. In einem Buy-and-Maintain-Portfolio kann man indes die Anleihe und das betroffene Unternehmen in Ruhe besprechen. Glaubt man, dass die Anleihe zu 100 zurückgezahlt wird oder nicht.


Reicht es also seinen Investmentstil diesbezüglich anzupassen?

Hörich: Um die Lücke von 2,5 Prozent zu füllen, sicherlich nicht. Aber man kann diese Herangehensweise ja auch auf weitere Rentenmärkte ausweiten. Bei Emerging-Markets-Anleihen hat man zum Beispiel eine relativ große Spreizung der Rendite in den einzelnen Rating-Segmenten. Hier können sie für ein immerhin noch mit Investment Grade bewertetes Papier gut 4 Prozent erhalten. Mit solchen Beimischungen jenseits von Euro-Anleihen Investment Grade kommen sie recht nahe an das heran, was die Verbindlichkeiten an Rendite erfordern.

Was kostet das Outsourcing der Direktanlage im Vergleich?

Hörich: Die Direktanlage selbst kostet abgesehen von den Gehältern des Teams nichts, was externe Asset-Manager-Gebühren angeht. Ein passives Rentenmandat kostet vielleicht eine Handvoll Basispunkte, ein Buy-and-Maintain-Mandat vielleicht 10 bis 12 Basispunkte, ein aktives Mandat zirka 20 Basispunkte. Buy and Maintain liegt preislich also in der Mitte zwischen passiven und aktiven Mandaten. Das sind aber alles Schätzgrößen, kommen doch noch Preisfaktoren wie beispielsweise das Volumen hinzu.

Ab welcher Anlagesumme ist das sinnvoll?

Hörich: Ungefähr ab 100 Millionen Euro. Typischerweise ist das aber kein Geschäft, wo das Mindestanlagevolumen ein Problem ist. Die Direktanlage von institutionellen Investoren macht einen unerheblichen Teil deren Asset-Allokation aus. Wenn sich eine Organisation entscheidet Buy and Maintain zu machen, dann entscheidet sie sich meist komplett dazu, die alte Direktanlage zu ersetzen. Daher reden in der Regel über deutlich größere Beträge. Wir als Anbieter ersetzen dann den Inhouse-Manager.

Das ist ein anderer Vertrauensbeweis, als wenn man lediglich ein Aktien-, Misch- oder Rentenmandat betreut. Inwiefern spielt die Sprache eine Rolle?

Hörich: Eine sehr große. Wir werden integraler Bestandteil der Investmentphilosophie eines institutionellen Anlegers. Das wird entsprechend auch ganz anders aufgesetzt. Wir würden uns dieses Thema in Deutschland auch gar nicht zutrauen, wenn wir nicht auf der Kundenbetreuung, bei den Produktspezialisten und dem Portfoliomanagement auf deutsche Experten zurückgreifen könnten.

Wie groß ist das Marktpotenzial für den Buy-and-Maintain-Ansatz?

Hörich: Das Thema ist in Deutschland ja noch recht jung. Wir gehen davon aus, dass der Investmentstil, bedingt durch das Marktumfeld des Niedrigzinses inklusive Anlagenotstand und den zunehmenden Ressourcenaufwand für die Direktanlage, an Bedeutung zunehmen wird. Erst tröpfchenweise, dann aber immer mehr. Denn die Alternativen, Kosten runter, rein in passive Investments, oder rauf in ein höheres Risiko, sind nur begrenzt möglich und haben auch ihre Nachteile.


Über den Interviewten:
Gottfried Hörich verantwortet Vertrieb und Geschäftsentwicklung von Insight Investment in Deutschland und Österreich. Zu der BNY-Mellon-Tochter wechselt er im vergangenen Jahr. Zuvor war Hörich knapp fünf Jahre Deutschland-Chef von Amuni.

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