Fonds auf dem ESG-Prüfstand Bunter Rating-Strauß mit Schwächen

Grüne Technik

Grüne Technik: Blumen-Kunst auf einem Festival in Peking, das dem Projekt der Neuen Seidenstraße gewidmet ist. Foto: imago images / Imaginechina-Tuchong

Wer etwa vor zehn Jahren prognostiziert hat, dass nachhaltige Kapitalanlagen zum Standard werden, dürfte meist kaum mehr als ein müdes Lächeln geerntet haben. Doch das ist längst passé. Investments, die ökologischen und sozialen Kriterien standhalten sowie dem Anspruch an eine verantwortungsvolle Unternehmensführung genügen (ESG), gewinnen zunehmend an Bedeutung.

So führen in diesem Jahr beispielsweise Ökologie-Aktienfonds mit großem Abstand die europaweiten Absatzlisten an. Allein zusammen mit Portfolios, die sich auf Unternehmen aus der Erneuerbare-Energie-Branche konzentrieren, haben sie bereits mehr als 10 Milliarden Euro einsammeln können. Zum Vergleich: Die ebenfalls heiß begehrten Technologie-Aktienfonds kommen nicht einmal auf die Hälfte dieser Summe (Stand 25. Februar 2021).

>> Eine Liste von in Euro notierten Ökologie-Aktienfonds finden Sie hier

Dieser Nachfrage-Schub sorgt auch für eine enorme Betriebsamkeit in den Fondsschmieden. Kaum eine Anlagestrategie neuer Produkte kommt inzwischen noch gänzlich ohne nachhaltige Komponenten aus, zahlreiche bestehende Portfolios erhalten ein entsprechendes Update. Dabei fallen die Unterschiede zwischen den Ansätzen gewaltig aus und dürften der Bandbreite an Anlegerwünschen kaum nachstehen.

>> Eine Liste von europäischen Technologie-Aktienfonds gibts hier

Die Suche nach dem richtigen Fonds wird somit allerdings zu einer schwierigen und zeitaufwendigen Angelegenheit. Um Investoren die Wahl zu erleichtern, sollen spezielle ESG-Ratings dienen, die Fonds-Strategien auf ihre nachhaltige Wirkung abklopfen.

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Zu den Pionieren, die einst noch Politiker vom Sinn nachhaltiger Kapitalanlagen überzeugen mussten, zählen sich die Experten des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG). 2015 präsentierte der Fachverband nach dreijähriger Entwicklung sein FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds. Dessen Methodik basiert auf dem Prüfen von Mindeststandards bei den Portfolio-Unternehmen, zu denen etwa Transparenzkriterien, Arbeits- und Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zählen.

Atomkraft, Kohle-Bergbau, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung sind ohnehin tabu. Bei der Portfolio-Analyse bleibt es indes nicht. Mit Hilfe von gut 80 Fragen kommen Anlagestil, Investmentprozess, ESG-Research-Kapazität und Reporting auf den Prüfstand.

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Zudem beleuchtet FNG gemeinsam mit der für die Audits zuständigen Universität Hamburg die Fondsgesellschaft selbst, ihren Engagement-Prozess, externe Nachhaltigkeitsbeiräte und die Unternehmensführung. Wer in all diesen Punkten besonders gut abschneidet, kann über das Basis-Siegel hinaus noch bis zu drei Sterne für seine Fondsstrategie erhalten.

Um sich jedoch dauerhaft mit dem FNG-Siegel zu schmücken, müssen Anbieter ihre Produkte jährlich aufs Neue zertifizieren lassen. Das aktuelle FNG-Siegel 2021 können 168 Fonds vorweisen. Das klingt noch überschaubar, die angetretenen 177 Fonds entsprechen FNG zufolge jedoch einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 70 Prozent.

Umfragen unter Vermögensverwaltern zeigen, dass das FNG-Siegel zu den Ratings für nachhaltige Fonds gehört, die sie am meisten beachten. Als einen weiteren Favoriten nennen Profis das Sustainability Rating von Morningstar. Anders als bei FNG kommen nicht nur einzelne Nachhaltigkeits-Fonds auf Wunsch der Anbieter in den Genuss der Prüfung, sondern ein großer Teil des gesamten Fondsmarkts. Bei mehr als 20.000 Fonds können Investoren ihre Entscheidung von dem Morningstar-Attest unterstützen lassen.