Braunschweiger Privatbank „Wir haben den deutlich kosten- und zeitintensiveren Weg gewählt“

Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank (rechts) und Kamil Torres, Niederlassungsleiter Köln (links).

Sascha Köckeritz, Leiter der Braunschweiger Privatbank (rechts) und Kamil Torres, Niederlassungsleiter Köln (links). Foto: Braunschweiger Privatbank

Die Braunschweiger Privatbank feiert in diesem Jahr Jubiläum. Im April 2013, vor gut zehn Jahren, nahm die Bank mit fünf Mitarbeitern ihr Geschäft auf. Doch ihre Wurzeln liegen tiefer – in der globalen Banken- und Finanzkrise 2007. „Die Braunschweiger Privatbank ist ein Kind der Finanzmarktkrise“, sagt Sascha Köckeritz, heute wie damals Leiter der Braunschweiger Privatbank. Vor 2013 war Köckeritz mehrere Jahre Mitglied der Geschäftsführung der Credit Suisse Deutschland.

Seine Lehre aus der Finanzkrise: Bei vielen großen Playern im Geschäft mit vermögenden Kunden fehlte es in den Jahren nach dem Crash an einer Vertrauenskultur. „Die starken Institute in der Finanzmarktkrise waren die Genossenschaftsbanken, Sparkassen und der ein oder andere Vermögensverwalter. Hier mangelte es hingegen oftmals an der Kompetenzkultur“, so Köckeritz. „Wir wollten in der Braunschweiger Privatbank beides zusammenbringen. Kompetenz nützt Ihnen nichts, wenn die Kunden kein Vertrauen in Sie haben.“

„Damals war dieses Schubladendenken, wesentlich verbreiteter am Markt“

Als Zweigniederlassung der Volksbank Braunschweig Wolfsburg (Brawo) sei die Braunschweiger Privatbank Nutznießer eines Vertrauensvorsprungs der genossenschaftlichen Institute gewesen – und habe damit auch mögliche Wahrnehmungsdefizite von Genossenschaftsbanken im Private-Banking-Segment kompensiert. Die sind nach Köckeritz' Einschätzung mittlerweile weniger stark ausgeprägt als vor zehn Jahren. „Damals war dieses Schubladendenken, ob eine Volksbank Private Banking überhaupt kann, noch wesentlich verbreiteter am Markt.“

Anleger suchten nach der Finanzkrise auf Sicherheit bedacht und viele Genossenschaftsbanken erlebten einen Zulauf im Einlagengeschäft. Die Braunschweiger Privatbank profitiert noch heute von der Mutter-Tochter-Konstellation. „Neben der staatlichen haben wir auch eine Institutssicherung“, so Köckeritz. „Diese Sicherheit ist für unsere Klientel ein wichtiger Faktor.“ Seit der Neuregelung der Einlagensicherung zum 1. Januar 2023, die vermögende Privatkunden wie auch institutionelle Anleger betrifft, habe das Thema wieder an Bedeutung gewonnen.

Verwaltetes Anlagevermögen von rund 1,5 Milliarden

Dass die Volksbank Brawo 2013 eine Gesellschaft für das Geschäft mit vermögenden Kunden ausgründete – ein Weg, den seitdem weitere genossenschaftliche Institute beschritten lag vor allem darin begründet, dass die Individualität über die Gesamtmarke verloren gegangen wäre, sagt Köckeritz. „Deswegen haben wir die bewusste Entscheidung für den deutlich kosten- und zeitintensiveren Weg gewählt.“

2017 erweiterte die Braunschweiger Privatbank ihre Fondspalette um den Aktienfonds Meisterwert Perspektive (ISIN DE000A2DVS44). „Wir hatten von Anfang an ein rein regelbasiertes Aktienmandat mit Einzeltiteln, das sich „Low Beta – High Dividend“ nannte. Als 2018 Mifid II in Kraft trat, bedeutete das einen extrem erhöhten Protokollierungsaufwand“, erinnert sich der Leiter der Privatbank. Die Kunden haben meist ohnehin dieser Empfehlung gefolgt. Also kam die Idee, dieses Mandat in eine Fondshülle zu packen.“ sagt Köckeritz. Im schwierigen Börsenjahr 2022 gehörte der Fonds zu den besten globalen Aktienfonds.

Bei der eigenen Produktpalette bahnt sich Zuwachs an: Gerade hat die Braunschweiger Privatbank zwei neue Fonds ins Leben gerufen, die das Institut ausschließlich mit Depot-A-Geld allokiert und managt. Köckeritz: Wir prüfen das auf Herz und Nieren, bevor wir es an Kundengeldern ausprobieren.“

Mehr als 2000 mittelständische Unternehmer und vermögende Privatkunden, aber auch semi-institutionelle Kunden wie Stiftungen oder Verwalter von kirchlichem Vermögen berät die Braunschweiger Privatbank bundesweit und verwaltet heute ein Anlagevermögen von rund 1,5 Milliarden Euro mit 32 Mitarbeitern. Vor kurzem stießen vier neue Berater zum Team dazu, die an den drei Standorten der Bank tätig sind – neue Niederlassungen nicht ausgeschlossen.

Auf diese beiden Städte blickt die Braunschweiger Privatbank

„Vor allem müssen wir dafür die richtigen Leute finden. Der kulturelle Fit muss passen“, sagt Köckeritz, über die weitere Standortsuche. Nahbar, unkompliziert und bodenständig – so definiere sich sein Team. „Natürlich gibt es ein paar Favoriten. In Hamburg sind wir traditionell stark vertreten, weil wir dort viele Kunden haben. Da würde ich mich gerne mit der Braunschweiger Privatbank niederlassen.“

Und auch Magdeburg könnte künftig für eine Niederlassung infrage kommen. Die Volksbank Brawo und die Volksbank Magdeburg planen eine Fusion ihrer Häuser. Vorstände und Aufsichtsräte der beiden Banken haben sich einstimmig für den Zusammenschluss ausgesprochen und bereits konkrete Verhandlungen aufgenommen.

 

2022 eröffnete die Braunschweiger Privatbank in Oldenburg ihren zweiten Standort außerhalb Braunschweigs. Als sich die Braunschweiger Privatbank 2021 erstmals raus aus ihrer Stammregion und dann ausgerechnet an den umkämpften Kölner Private-Banking-Markt wagte, waren nicht wenige Branchenteilnehmer überrascht. Doch: „Zweifel, ob die Kunden in Köln etwas mit dem Namen Braunschweiger Privatbank anfangen würden können, haben sich überhaupt nicht bestätigt“, sagt Kamil Torres, Leiter der Niederlassung Köln, von wo aus das Gebiet zwischen Bonn und Düsseldorf betreut wird.

Das Gründungsteam um Torres hatte zuvor bei der Deutschen Apotheker und Ärztebank in Köln Gesundheitsunternehmer beraten. Durch den Hintergrund der Berater war der Standort stark durch Kunden aus dem Bereich Heilberufe geprägt. „Das verändert sich aber zunehmend, weil wir speziell durch Weiterempfehlungen auch mit Kunden außerhalb dieser Gruppe in Kontakt kommen“, so Torres.

Da will die Braunschweiger Privatbank 2033 stehen

Dass Köln für die Braunschweiger Privatbank kein kurzes Intermezzo bleiben soll, hat die Brawo-Gruppe unterstrichen, als sie die im vergangenen Jahr bezogene Immobilie am Hohenzollernring erworben hat. „Natürlich ist das ein Zeichen“, sagt der Kölner Niederlassungsleiter. „Wir haben keinen kurzen Mietvertrag unterschrieben, nach dem Motto ‚wir probieren es hier mal aus‘, sondern wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Ein Anspruch, der sich auf die Gesamtbank übertragen lässt. „Mir war es immer wichtig, die Qualitätsführerschaft im Private Wealth Management in Deutschland mit innezuhaben. Da möchte ich in zehn Jahren weiterhin stehen“, sagt Sascha Köckeritz auf die Frage, wo das Haus im zwanzigsten Jubiläumsjahr 2033 steht. „Dann können wir uns gegen den Erfolg gar nicht wehren. Und ich denke, dass dann unsere Bedeutung mit dem ein oder anderen Standort mehr zunehmen wird.“

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