Der Erfolg inhabergeführter mittelständischer Unternehmen, gerade auch kleiner und mittlerer Unternehmensgröße, wird mit der Zeit zu einer besonderen Herausforderung der sie tragenden Unternehmerfamilien: Wie mit dem wachsenden Vermögen umgehen, welche Maßnahmen zur Vermögenssicherung ergreifen, wie das finanzielle Gleichgewicht zwischen Unternehmen und Privat optimieren, wann mit dem Vermögenstransfer in die nächste Generation zu beginnen, welchem Vermögensverwalter Vertrauen schenken?
Solche und ähnliche Fragen schießen von Zeit zu Zeit, wenn denn diese da ist, vielen Unternehmern und Unternehmerinnen durch den Kopf, um im nächsten Moment zu verschwinden, weil die Zeit eben nicht da ist. Mit der ins Land gehenden Zeit baut sich aber ein in Unternehmerfamilien durchaus ungutes Gefühl auf, bei der Organisation des eigenen Vermögens nicht das Notwendige zu tun und wichtige Entscheidungen zu vertagen. Eine ordnende Hand wird vermisst. Die Sensibilität für finanzielle Problemstellungen von Morgen kann sich nicht entwickeln.
Mittelständische Unternehmerfamilien kennen Family Offices oft nicht
Und in der Tat zeigt die Beratungspraxis, dass die meisten Vermögensentscheidungen ad hoc und eher situativ getroffen werden, da ein strategischer Ansatz und eine systematische Vorgehensweise fehlen. Traut man einschlägigen Studien, wissen mittelständische Unternehmerfamilien nichts oder nicht genug von den Möglichkeiten ganzheitlicher Vermögensbetreuung. Der Begriff Family Office ist ihnen fremd, oder die Frage, ob ein Family Office für die eigene Familie entscheidende Dienste leisten könnte, erscheint nicht relevant.
Was könnte der erste Schritt sein, um den Weg eines erfolgreichen Vermögensaufbaus einzuschlagen, fragen sich viele Unternehmer/innen. Nach unseren Erfahrungen der letzten Jahre ist ein gut vorbereiteter und mit viel Fingerspitzengefühl moderierter individueller Vermögensworkshop ein erster Erfolg versprechender Schritt, um den Einstieg in eine zukunftsorientierte Vermögensorganisation zu finden.
In der vertraulichen Atmosphäre eines Familien-Workshops, der in aller Regel einen halben Tag dauert, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei von ihnen vorgegebenen Themen erstmalig erleben, wie Vermögensentscheidungen im besten Interesse der Vermögensinhaber beziehungsweise der Familie vorbereitet und erarbeitet werden. Die durchaus erwünschte Diskussion konkreter Sachverhalte aus unterschiedlicher Perspektive weiß der erfahrene und psychologisch geschulte Coach zu lenken. Aus Beratersicht entscheidend ist die Fähigkeit, zuzuhören und auch das Nichtgesagte einordnen zu können. Fatal und den Workshop-Zielen abträglich wäre der Versuch, die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer mit möglichst viel Expertenwissen beglücken zu wollen.
Ziel des Workshops ist vielmehr, die Einsicht zu vermitteln, dass gerade die komplexe Vermögenswelt mittelständischer Unternehmerfamilien von einem professionellen und kontinuierlichen Ansatz der Vermögenssteuerung auf der Grundlage klar definierter Familienziele profitieren kann.
Ziele für Vermögensworkshop formulieren und Ergebnisse dokumentieren
Nach dem Workshop erhält die Unternehmerfamilie die zusammengefassten Antworten auf ihre Fragestellungen versehen mit umfangreichen Erläuterungen, wie es zu den Ergebnissen gekommen ist. Ergibt sich aus dem Workshop der Wunsch – was meist der Fall ist – zukünftig über einen der familiären Vermögenssituation angepassten Organisationsrahmen verfügen zu können, so besteht in einem Folgegespräch die Möglichkeit, die passende Form zu diskutieren und festzulegen.
Diese reichen von einem eher lockeren familieninternen Rahmen mit klar definierten Entscheidungsgrundsätzen und -prozessen zur Vermögenssteuerung durch Selbstentscheider über die Ausarbeitung des Aufgabenspektrums für ein Multi Family Office bis hin zur Etablierung eines ausschließlich für das Vermögen der Unternehmerfamilie arbeitenden Single Family Offices.
Die Anbieter des Vermögensworkshops für Unternehmerfamilien begleiten und beraten diesen Prozess interessensneutral, sie vermitteln keine Finanzprodukte, treffen keine Anlageentscheidungen und erhalten keine Provisionen von Dritten. Die Auswahl eines passenden Multi Family Office zum Beispiel erfolgt transparent im Rahmen einer strukturierten Anbieterpräsentation. Wenn dann nach ein bis zwei Jahren auf dem eingeschlagenen „Family-Office-Weg“ nach den Wünschen der Unternehmerfamilie gearbeitet wird und Vermögensentscheidungen mit einem guten Gefühl getroffen werden können, hat sich die ursprüngliche Investition in den Vermögensworkshop gelohnt, und die Berater können ihre erfolgreiche Arbeit beenden.
Es hat sich gezeigt, dass sich gerade aus der Kooperation mit Steuerberatern und Bankern bzw. Finanzmaklern die Kandidaten für die Workshops rekrutieren. An der Stelle sollte noch einmal deutlich gemacht werden, dass der Workshop weder den Steuerberater ersetzen kann noch die Vermögensverwaltung im Fokus hat. Es ergeben sich folglich keine konkurrierenden Aktivitäten. Es geht allen Beteiligten um klare Verhältnisse für komplexe Vermögen.
Über die Gastautoren:
Rüdiger Anhuef ist Geschäftsführer beim Focus Family Office. Anhuef ist seit 30 Jahren im Finanzsektor tätig, seit 2002 selbstständig als Finanzplaner und Family Officer für mittelständische Unternehmer. Der Bankbetriebswirt ist unter anderem zertifizierter Family Officer.
Jörg-Dieter Brand ist Geschäftsführer beim Focus Family Office. Brand ist seit 1984 in der Vermögensbetreuung für Unternehmerfamilien tätig. Der Diplom-Ökonom ist unter anderem Testamentsvollstrecker und Finanzplaner.