private banking magazin: Herr Niekammer, Sie sind seit November 2023 Geschäftsführer von Rothorn Trust und Rothorn Capital. Erklären Sie bitte kurz: Was steckt hinter beiden Unternehmen?
Boris Niekammer: Die Rothorn Trust ist ein Single Family Office, das wir im Auftrag einer deutschen Unternehmerfamilie gegründet haben. Die Rothorn Capital hingegen ist ein Multi Family Office mit Sitz in der Schweiz, das für Familien in Deutschland und der Schweiz Dienstleistungen erbringt.
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private banking magazin: Herr Niekammer, Sie sind seit November 2023 Geschäftsführer von Rothorn Trust und Rothorn Capital. Erklären Sie bitte kurz: Was steckt hinter beiden Unternehmen?
Boris Niekammer: Die Rothorn Trust ist ein Single Family Office, das wir im Auftrag einer deutschen Unternehmerfamilie gegründet haben. Die Rothorn Capital hingegen ist ein Multi Family Office mit Sitz in der Schweiz, das für Familien in Deutschland und der Schweiz Dienstleistungen erbringt.
Dass sich ein Single Family Office weiteren Familien öffnet, kommt nicht zum ersten Mal vor. Sie haben beide Einheiten fast parallel aufgebaut. Mit welcher Idee?
Niekammer: Der Hintergrund ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Ideen entwickeln können. Bei der Gestaltung des Single Family Office ist uns aufgefallen, dass die vorgesehenen Aufgaben über die gewöhnlichen Dienstleistungen eines Family Office hinausgehen, ja viele davon sogar komplementär sind. Dann haben wir gedacht, dass es eigentlich auf Interesse stoßen müsste, wenn wir diese komplementären Dienstleistungen auch anderen Familien anbieten.
Welche wären das zum Beispiel?
Niekammer: Zum Beispiel fallen beim Vergleich der Vermögensstrukturen bei der ein oder anderen Familien oft Lücken auf, die nicht beabsichtigt sind. Manchmal haben die Familien nicht den richtigen Zugang, manchmal haben sie schlicht nicht die entsprechenden Kenntnisse und fällen daher ungern Entscheidungen. Auch Erfahrungen, die eine Familie mit bestimmten Anlageformen gemacht hat, können den anderen Familien dabei helfen. Zumindest wird das Verständnis gefördert und damit werden neue Möglichkeiten geschaffen.
„Multi Family Office neu gedacht“ – ein ambitionierter Slogan. Was unterscheidet Rothorn Capital von anderen Anbietern?
Niekammer: Als wir daran dachten, die komplementären Dienstleistungen auch anderen Familien anzubieten, ist uns der Gedanke gekommen, dass es vorteilhaft sein könnte, diese Familien zusammenzubringen. Es entwickelte sich zu einer Art genossenschaftlichem Gedanken. Family Offices haben oft die Absicht, ihre Kundinnen und Kunden strikt voneinander fernzuhalten. Wir dagegen wollen die Zusammenarbeit fördern, wenn die Familien dies wünschen.
Diese Zusammenarbeit erstreckt sich vor allem auf illiquide Anlageklassen?
Niekammer: Das ist korrekt – genau. Das heißt nicht, dass wir nicht auch die Vermögensstruktur der liquiden Anlagen optimieren. Auch sollen sich die Familien über liquide Anlagen austauschen können. Aber der Zugang zu nicht fungiblen Anlagen und einzelnen Opportunitäten ist sicher der spannendere für die meisten Familien. Dieser Zugang entsteht auch zum Teil erst durch die Vernetzung, zum Beispiel wenn nur so die notwendigen Volumen und die erforderlichen Erfahrungen zusammenkommen.
Welche Dienstleistungen bieten Sie darüber hinaus an?
Niekammer: Aus dem klassischen Kanon eines Multi Family Offices sehen wir uns im Bereich Familienstrategie und Gesamtvermögensstrategie, der Begleitung des Gesamtvermögens und der Nachfolgeplanung bis hin zur Suche geeigneter Geschäftsführer für Familienunternehmen besonders gut positioniert.
Das Beratungsangebot zu Nachfolgeplanung und Familienstrategien nimmt stark zu. Ist die Nachfrage tatsächlich so hoch?
Niekammer: Das schiere Volumen der an die nächste Generation zu übergebenden Vermögen wächst natürlich immer, solange Vermögen geschaffen wird. Außerdem ist die Lebensplanung heute viel offener als noch vor 50 oder 60 Jahren. Daher nimmt die Komplexität eher zu als ab und damit auch die Nachfrage.
Welche Kunden sprechen Sie mit Rothorn Capital an?
Niekammer: Unsere Art der Beratung lohnt sich erst ab einem bestimmten Komplexitätsgrad der Familien- beziehungsweise Vermögensstruktur. Die meisten Familien haben Familienanwälte und Steuerberater, die vielleicht bereits Empfehlungen gemacht und Leitplanken gesetzt haben. Manchmal ist die Kommunikation innerhalb einer Familie so festgefahren, dass sich ein Blick von außen dennoch lohnt. Bei der Vermögensstruktur ist es erst ab einem liquiden Vermögen von 10 Millionen wirklich sinnvoll, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Was können Multi Family Offices im deutschsprachigen Raum besser machen?
Niekammer: Es gibt sehr viele Family Offices in Deutschland, darunter natürlich auch sehr alteingesessene und sehr gute. Wir machen ein paar Dinge etwas anders, aber wir würden uns niemals anmaßen, anderen Vorschläge zu machen, was sie verbessern könnten oder sollten. Alle sind ihrem Umfeld angepasst und durch ihr Umfeld gewachsen, und Ratschläge von außen tragen immer das Risiko, das Umfeld nicht gut genug zu kennen und nicht ausreichend zu berücksichtigen.
Warum haben Sie sich wie eingangs erwähnt für den Standort Schweiz entschieden?
Niekammer: Die Schweiz bietet zum einen hoch entwickelte Finanzdienstleistungen und zum anderen eine sehr breite internationale Vernetzung. Gerade diese Vernetzung passt wieder sehr gut zu uns und unserer Idee, Netzwerke zu knüpfen und zu verbinden. Dass die Schweiz zudem eine sehr innovative Wirtschaft und Finanzindustrie hat, ist ebenfalls bekannt.
Wächst das Interesse deutscher Kunden an einer Vermögensverwaltung in der Schweiz?
Niekammer: Es gibt fast keine Bank in der Schweiz, die nicht Vermögensverwaltung für deutsche Kundinnen und Kunden anbietet. Dasselbe gilt für die vielen unabhängigen Vermögensverwalter. Das wäre nicht so, wenn der Markt nicht wüchse, weil sonst eine Konsolidierung stattfände. Daher gehen wir von einem wachsenden Interesse aus.
Am Ende ist so ein Multi Family Office keine karitative Einrichtung. Steht hinter Rothorn Capital vor allem der Wunsch nach Skalierung?
Niekammer: Weniger der Wunsch nach Skalierung, sondern eher der Fokus auf Synergien. Skalierung kann natürlich angestrebt werden, zum Beispiel, wenn gleichgelagerte Lösungen und Leistungen vereinheitlicht oder zeitsparende Tools eingesetzt werden. Aber das ist immer begrenzt und gleichzeitig etwas, das alle Family Offices anstreben oder zumindest anstreben können. Wir wollen jedoch Synergien in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir betrachten uns als ein Ökosystem von Netzwerken, und da Netzwerke umso nützlicher sind, je mehr Mitglieder sie haben, wollen wir über die Netzwerke der Familien und zwischen den Familien Werte für unsere Kundinnen und Kunden schaffen.
Über den Interviewten:
Boris Niekammer ist Spezialist für strategische Vermögensplanung, Wertpapierberater und Finanzplanung. Nach Stationen bei der damaligen Hypo- und Vereinsbank, der HVB Banque Luxembourg und der DZ Privatbank war er zuletzt Mitglied der Direktion der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) sowie Generalbevollmächtigter im Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft. Seit November 2023 ist er Geschäftsführer des Multi Family Offices Rothorn Capital sowie des Single Family Offices Rothorn Trust.
Niekammer ist als Dozent an der Frankfurt School of Finance & Management und an verschiedenen Sparkassen-Akademien tätig und in diversen Unternehmensbeiräten und Familienstiftungsräten aktiv.