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Börsenrutsch Das steckt hinter dem Ausverkauf der Märkte

In der vergangenen Woche kam es an den Aktienmärkten und am US-amerikanischen Staatsanleihenmarkt zu heftigen Ausschlägen nach unten und oben. Während ich diesen Kommentar schreibe, befinden sich die Aktienkurse weiter auf Talfahrt. Ich habe aber immer noch Hoffnung, dass es doch noch zu einer „Zins-Pausenrally“ kommt und sich die Aktienmärkte bis zum Jahresende wieder etwas erholen.

Was hinter dem jüngsten Ausverkauf steckt

Aktuell scheint vor allem die drohende Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China für Nervosität zu sorgen. Den ersten Dämpfer erhielten die Märkte, als klar wurde, dass die Handelsgespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels doch nicht zu den erwarteten Ergebnissen geführt hatten. Im weiteren Verlauf der Woche nahmen die Sorgen über eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China nochmals zu, als die kanadischen Behörden auf Veranlassung der USA die Finanzchefin des chinesischen Technologiekonzerns Huawei verhafteten. Nachdem China die Botschafter beider Länder einbestellt hat, um gegen die Festnahme der Huawei-Finanzchefin zu protestieren, überrascht es mich nicht, dass Risikoanlagen weiter unter Druck stehen und US-amerikanische Staatsanleihen höher notieren.

Gleichzeitig verunsichern die schwelenden Sorgen über einen möglichen globalen Abschwung die Märkte – ein weiterer Grund für den jüngsten Kurssturz. In Asien gaben die Aktienkurse in der vergangenen Woche nach, als der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, die Stärke der Weltwirtschaft anzweifelte. Tatsächlich hat es aus verschiedenen Regionen der Welt zuletzt Hinweise auf eine gewisse globale Wachstumsverlangsamung gegeben – allerdings keine Anzeichen für eine Rezession.

In Japan zum Beispiel ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Damit wurden die Konsenserwartungen nicht erreicht und die vorläufige Wachstumsschätzung musste nach unten korrigiert werden. In der Eurozone ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um gerade einmal 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Im vergangenen Jahr war hier noch ein durchschnittliches Quartalswachstum von 0,7 Prozent verzeichnet worden.

Außerdem dürfte der US-Arbeitsmarktbericht für November den Abwärtsdruck auf die Aktienmärkte verstärkt und den US-amerikanischen Staatsanleihen zusätzlichen Auftrieb gegeben haben. Zum einen wurde ein unerwartet schwaches Beschäftigungswachstum gemeldet. In einer Zeit, in der die Märkte überaus empfindlich auf jegliche Anzeichen für einen globalen Abschwung reagieren, traf das einen wunden Punkt. Vor allem aber fiel das Lohnwachstum erneut relativ hoch aus. Das könnte es schwieriger für die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) machen, bei der Zinsnormalisierung im nächsten Jahr den Fuß vom Gas zu nehmen.

Drei Dinge, die Investoren bedenken sollten

  1. Die Beziehungen zwischen den USA und China dürften sich weiter verschlechtern. Zumindest fürs Erste haben beide Seiten weitere Zollerhöhungen aber ausgesetzt – mehr war vom G20-Gipfel meines Erachtens auch nicht zu erhoffen.
  2. Für sich genommen wird das zuletzt höhere Lohnwachstum in den USA die Fed nicht davon abbringen können, bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik einen Gang runterzuschalten. Ich glaube also nicht, dass die Fed die Zinsen im kommenden Jahr so stark anheben wird, wie bislang erwartet wird. Dieser sogenannte „Dot Plot“ wird im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses in der kommenden Woche veröffentlicht. Ich gehe zwar weiterhin davon aus, dass die Fed die Zinsen in der nächsten Woche anheben wird, rechne aber jetzt für 2019 nur noch mit zwei weiteren Zinsschritten – was eine gute Nachricht für die Märkte wäre.
  3. Die Volatilität steigt voraussichtlich – das bedeutet aber nicht, dass Investoren mit längerfristigem Anlagehorizont einen Bogen um Risikoanlagen machen sollten. Wir warnen seit langem, dass die Normalisierung der Zinsen in den USA mit einer höheren Marktvolatilität einhergehen wird. Hinzu kommt, dass der Programmhandel auf Basis vorprogrammierter Algorithmen und der Einsatz von Derivaten die Marktturbulenzen verstärkt – beides hat aber nichts mit den Fundamentaldaten zu tun.