Schon fertig oder erst 2060 Bis wann Staaten klimaneutral sein wollen

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Anfang Mai haben Regierungsvertreter Eckpunkte zur Änderung des bestehenden Klimaschutzgesetzes vorgelegt. Vorangegangen war dem ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Die Karlsruher Richter hatten die bisherigen deutschen Klimaziele als zu unkonkret bezeichnet. Vor allem für den Zeitraum nach 2030 sollte der Gesetzgeber verbindlichere Vorgaben machen.

Klimaneutral bedeutet, dass ein Land nur noch so viele klimaschädliche Gase produzieren darf, wie es andererseits auch binden oder speichern kann. CO2 lässt sich zum Beispiel durch Aufforsten von Wäldern, aber auch durch Umwandlung in Chemikalien oder Feststoffe aus der Atmosphäre ziehen und binden. Die Forderung, langfristig klimaneutral zu wirtschaften, war eine Kernanliegen der Pariser UN-Klimakonferenz 2015. Deren Richtschnur: Die globale Durchschnittstemperatur solle bis zum Jahr 2100 nicht mehr als 2 Grad, besser maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit ansteigen. Knapp 200 Staaten und Staatengemeinschaften haben sich dem per Unterschrift verpflichtet.

Wie weit die Länder bei der Umsetzung gekommen sind, hat jetzt das National Public Utility Council (NPUC) untersucht. Die Initiative wird von den US-amerikanischen Research- und Beratungsfirmen Zpryme und Motive Power getragen. Diese haben sich die Klimabemühungen von 137 Ländern angesehen, die langfristig CO2-neutral werden wollen und diese Absicht in jüngster Zeit noch einmal bekräftigt haben. Datenanbieter Visual Capitalist stellt die Ergebnisse in einer Grafik dar.

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Grafik: visualcapitalist.com

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Demnach ist Deutschland mit seinem CO2-Ziel bis 2045 ein recht forsches Land. Die meisten Staaten streben CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 an. China, Kasachstan und die Ukraine wollen ab 2060 dabei sein. China sei immerhin für geschätzt ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, erinnert man bei Visual Capitalist. Lediglich Australien und Singapur haben sich bisher auf kein konkretes Datum geeinigt. Zwei Länder hätten das Ziel dagegen schon erreicht, wirtschaften also bereits CO2-neutral: Bhutan und Surinam. Sie würden sogar mehr Kohlendioxid binden als ausstoßen.

Allerdings hat man bei NPUC nicht nur die guten Absichten berücksichtigt, sondern auch nachgesehen, wo das CO2-Ziel bereits in nationales Gesetz gegossen wurde. Demnach haben 99 von 137 Staaten das Thema einstweilen nur zur Diskussion gestellt – konkrete Umsetzungspläne gibt es nicht. Nur sechs Länder haben schon entsprechende Gesetze erlassen, nämlich Dänemark, Frankreich, Neuseeland, Schweden, Ungarn und das Vereinigte Königreich. In einigen Ländern sind Gesetzesprojekte zumindest auf dem Weg, darunter in Deutschland.

Der von der Bundesregierung abgesegnete Gesetzentwurf schreibt vor, dass Deutschland seine Kohlendioxid-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduzieren soll. Bis 2040 sollen es 88 Prozent weniger sein – bis man 2045 schließlich klimaneutral wirtschaften wolle. Nach 2050 solle die Bilanz sogar negativ sein, also mehr CO2 gebunden als produziert werden, heißt es von der Bundesregierung.      

Das Gesetz soll laut Plan noch vor der parlamentarischen Sommerpause beschlossen werden und in Kraft treten.

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