Taxonomie, SFDR und Sustainable Finance: Die Europäische Union arbeitet an mehreren regulatorischen Initiativen, um die Nachhaltigkeit in der Finanzbranche sichtbar und messbar zu machen. Denn: Unter anderem das Kapital aus der Finanzwirtschaft soll mobilisiert werden, um eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu finanzieren. Um diesen Zielen gerecht zu werden, hat die sogenannte Taskforce on Nature-related Financial Disclosures nun ein Rahmenkonzept veröffentlicht, das naturbezogene Risiken offenlegen und sie messbar machen soll. Ein Kernpunkt ist die Biodiversität.
Biodiversität auch für die Portfolios relevant – Messung schwierig
Das Problem für das Portfoliomanagement: Einen einheitlichen Indikator für die Risiken – wie etwa die CO2-Intensität für Klimarisiken – gibt es nicht. Darauf verweisen Lucas Seiler und Philipp Finter in einem Paper des Bankhauses Metzler, gleichzeitig führen beide aus: „Die zunehmende Offenlegung von Biodiversitätsdaten und das bevorstehende finale TNFD-Rahmenwerk ist aus Anlegersicht zu begrüßen – ermöglichen sie doch am Ende eine verstärkte Integration von Biodiversitätsaspekten im Investmentprozess.“
Messgrößen für Biodiversität gibt es bereits: Die Kennzahl MSA misst das Verhältnis der durchschnittlichen Anzahl der Arten in einem unberührten Ökosystem im Vergleich zur Anzahl in einem geschädigten Umweltsystem. Anhand der Kennzahl PDF lässt sich hingegen die potenzielle Veränderung der Artenanzahl aufgrund von Umweltbelastungen in einem Ökosystem über einen bestimmten Zeitraum messen. Auch ESG-Biodiversitäts-Scores von Rating-Agenturen bilden gewisse Informationen ab.
„ESG-Researchagenturen haben zwar erste Kennzahlen entwickelt, um die direkten Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf die Artenvielfalt zu messen, Metriken zur ganzheitlichen Messung des Biodiversitäts-Fußabdrucks von Unternehmen sind aber noch in der Entwicklungsphase“, erklären Seiler und Finter.
Die vom TNFD nun veröffentlichten 14 Empfehlungen des Rahmenwerks stehen im Einklang mit Initiativen des International Sustainability Standards Board (ISSB) und der Global Reporting Initiative (GRI). Alle Rahmenwerke richten sich an vier Säulen aus: Governance, Strategie, Risiko- und Auswirkungsmanagement sowie Metriken und Ziele. Einsehbar ist das Rahmenwerk auf der TNFD-Webseite. Die freiwillige Übernahme der Empfehlungen will die Initiative nun fördern und in einem jährlichen Bericht überprüfen.
