Fotos vom Abendevent So diskutierten Branchenvertreter das US-Wahlergebnis in Hamburg
Was wird mit Trump? Während Gäste, Ökonom Henning Vöpel und die Portfoliomanager Elisabeth Colleran und Ashish Chugh noch diese Frage zu beantworten versuchten, vibrierten im Liberté Hamburg schon einige Smartphones: Denn nur wenige Stunden nach den bemerkenswerten politischen Entwicklungen in den USA, zog die deutsche Politik mit ebenfalls bemerkenswerten Vorgängen nach: Die Ampel-Regierung ist zerbrochen.
Trump-Wahl: Kulturkämpfe statt inhaltliche Auseinandersetzung
Und so konnten die Teilnehmenden, die der Einladung von Natixis und dem private banking magazin gefolgt waren und eigentlich über die US-Wahl sprechen wollten, auch noch länger diskutieren. Zuvor hatte Ökonom Henning Vöpel schon mit sechs Thesen zur US-Wahl vorgelegt: So mahnte er etwa, dass sich die eigentlich nötige inhaltliche Auseinandersetzung auf Kulturkämpfe verlagert hat – und Trump diese befeuert und für sich genutzt habe. Insofern sei Trumps Wahl auch keine Überraschung und die Auseinandersetzung in Kulturkämpfen auch nicht solitär ein US-Problem.
Die realpolitischen Ziele von Trump – etwa als Importnation die Einfuhrzölle zu erhöhen und gleichzeitig eine niedrige Inflationsrate zu versprechen – hält er für schwer umsetzbar oder gar gegenläufig. Außerdem befürchtet der Ökonom eine neue Hegemonie für die Welt – bei der Trumps Wahl eher gen China schwenkt, während Europa an Relevanz verliert. Und während sich Europa ebenfalls mit Kulturkämpfen auseinandersetzen müsste, sei die hiesige politische Entscheidungsfindung zu langsam und die Wirtschaft zu irrelevant.
Deswegen rücken im Schatten der USA und dem strauchelnden Staat China andere Volkswirtschaften in den Vordergrund: Ashish Chug, der für die Natixis-Boutique Loomis Sayles einen Schwellenländer-Fonds managt, sieht dabei Indien in der Führungsposition. Im Fonds hält er bis zu 50 Prozent des Vermögens in Form indischer Aktien, fokussiert sich dabei auf Qualitätstitel. Für entsprechende Unternehmen sieht er eine positive Zukunft. Auch trotz oder gerade wegen einer Wahl Trumps.
Auf Anleihenseite in den Schwellenländern sieht Elisabeth Colleran dabei andere Regionen in der Pole Position: So hätten etwa einige südamerikanische Länder den Zinszyklus schneller antizipiert als Nationen wie die USA – und weil Trump die Notenbank politisieren könnte, könnte sich dieser Vorsprung noch verfestigen. Eine Rolle spiele natürlich auch der Dollarpreis, den man im Nachgang der Wahl im Auge behalten müsste, während sich aber immerhin das Anlageuniversum für Unternehmensanleihen in den Schwellenländern deutlich vergrößert hätte.