Analyse von zehn Instituten Bilanzschau unter Privatbanken: Diese Faktoren stehen im Fokus

Von links nach rechts: Carsten Pohl, Stefanie Hehn und Gösta Jamin.

Von links nach rechts: Carsten Pohl, Stefanie Hehn und Gösta Jamin. Die Bilanz-Experten haben die Bilanzen von zehn Privatbanken untersucht.

Die Bankenbranche im Allgemeinen und auch das heterogene Teilsegment der Privatbanken waren in den vergangenen Jahren – bereits vor dem Krieg in der Ukraine – in einem volatilen Marktumfeld tätig. Das ist herausfordernd. Unverändert haben Banken mit laufend hohen regulatorischen Anforderungen wie Verbraucher- und Datenschutz zu kämpfen. Deren Umsetzung ist für kleinere Institute mit großem operativem Aufwand und hohen Kosten verbunden.

Privatbanken: Neue Wettbewerber und Rückenwind

Die über viele Jahre niedrige und flache Zinsstrukturkurve hat es erschwert, Zinsüberschüsse zu generieren. Seit dem Jahr 2022 stellen steigende Zinsen die Branche plötzlich vor neue Herausforderungen. Das zeigen die Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Nicht zuletzt muss die Branche auf neue Wettbewerber wie Fintechs reagieren, dazu verändern sich wegen Pandemie und Kundenerwartungen die Produkt- und Beratungsangebote sowie die Kundeninteraktion.

Gleichzeitig verspürte die Branche aber auch einigen Rückenwind. Die Kapitalmarktbewertungen erreichten trotz pandemiebedingter Volatilität vor dem Ukraine-Krieg Höchststände, was geschäftsmodellbedingt automatisch die Provisionserlöse erhöht. Zudem verstärkt sich seit einigen Jahren in der gesamten Bevölkerung – aber auch unter den wohlhabenderen Privatpersonen – das Interesse an Wertpapieranlagen. Das liegt nicht nur am Aufkommen von Neo-Brokern, sondern auch an der inzwischen verbreiteten Erkenntnis, dass vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Inflation international gestreute Aktienanlagen zur Vermögenssicherung alternativlos sind. Die Wertpapierlücke gepaart mit dem rekordverdächtig hohen Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland von über 7.500 Milliarden Euro versprechen Wachstumspotenziale.

 

Aufbauend auf unseren jährlichen Bilanz-Checks sowie einer Querschnittsanalyse im Jahr 2019 haben wir mittels Jahresabschlussdaten aus der Evaluerate-Datenbank von Creditreform insgesamt zehn deutsche Privatbanken hinsichtlich ihrer Performance und ihrer Erfolgstreiber über den Zeitraum von 2019 bis 2021 miteinander verglichen. Die Frage war: Lassen sich daraus und aus den untersuchten Geschäftsmodellen mögliche strategische Erfolgsfaktoren ableiten
und gibt es systematische Erklärungsansätze für die Geschäftsentwicklung?

Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei den ausgewählten Instituten um eine heterogene Gruppe handelt: familiengeführte Banken wie Metzler, Berenberg, die Fürstlich Castell‘sche oder die Warburg-Gruppe, Teile von Finanzgruppen wie Fürst Fugger Privatbank, Bethmann Bank, Weberbank und Donner & Reuschel, mit Hauck Aufhäuser Lampe ein Institut im Besitz eines Finanzinvestors und ein börsennotiertes Institut wie die Quirin Privatbank.