Bilanz-Check So lief das letzte Geschäftsjahr des Bankhaus Lampe in Oetker-Besitz

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Summa summarum konnte Lampe in 2019 zwar den mehrjährigen Sinkflug der Jahresüberschüsse deutlich bremsen – allerdings wurde das für das Jahr 2019 ausgewiesene Jahresergebnis erneut durch Einmaleffekte im Bewertungs- und sonstigen Ergebnis gestützt. Der Gewinnrückgang wäre ohne den außerordentlichen Ertrag aus dem Verkauf einer Beteiligung und damit das Bewertungsergebnis aus Beteiligungen, der zu einem Sondereffekt von 1,9 Millionen Euro führte, sowie aus der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von ca. 6 Millionen Euro, drastischer gesunken. Beide Sondereffekte lassen sich nicht dauerhaft wiederholen. Dies trübt die Zukunftsaussichten deutlich; insbesondere da erneut in 2019 – wie auch schon im Bilanz-Check des Vorjahres für das Geschäftsjahr 2018 identifiziert – das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit defizitär war.

Allerdings lässt sich auch am Zahlenwerk feststellen, dass der tiefgreifende Strategieprozess, den Lampe 2018 als notwendige Umstrukturierungsmaßnahme zur Erhöhung der Effektivität seiner Geschäftsprozesse und Leistungsfähigkeit der Bank ergriffen hat, erste positive Ergebnisse zeigt: Das verwaltete Vermögen ist von 19,1 Milliarden Euro in 2018 um 6,3 Prozent auf nun 20,3 Milliarden Euro gestiegen, was maßgeblich auf die Bündelung und Stärkung der Vertriebsaktivitäten, etwa im Institutional Sales und der Einheit Private Markets im Illiquid Asset Management, zurückzuführen ist. Unterstützt wurde dieser Erfolg 2019 jedoch auch durch Rückenwind aufgrund des Kursanstiegs an den Märkten. Gleichzeitig wurde auch das Portfolio an liquiden Produkten deutlich kundenorientierter aufgestellt.

Auch hat Lampe 2018 im Rahmen seiner Strategiewende begonnen, seine Organisationsstruktur zu verschlanken, was sich in dem Rückgang des Verwaltungsaufwandes bemerkbar macht. Begrüßenswert ist die stärkere Fokussierung auf strategische Kernbereiche, allen voran auf die Vermögensverwaltung (v.a. durch Asset Management Produkte für den deutschen Mittelstand mit Schwerpunkt auf Europa) und das attraktive Kapitalmarktgeschäft, um einen strategischen Wettbewerbsvorteil in der Abgrenzung zu anderen Häusern zu schaffen. Im Zuge der Verschlankung hat sich Lampe konsequenterweise von seinem Standort in New York getrennt.

Das Bankhaus hat den Ernst seiner Lage und damit die Notwendigkeit der Umstrukturierung erkannt: entsprechend setzt es auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen sowie die Nutzung von digitalen Angeboten und mobilen Vertriebswegen in der Kundeninteraktion. Eine effiziente und funktionsfähige IT-Infrastruktur gilt in der Branche als langfristiger Erfolgsfaktor, auch um die steigenden Anforderungen der Regulatorik sowie die Folgen der Niedrigzinsphase und dem sich daraus ergebenen Margendruck gewachsen zu sein. Nur so kann die Steigerung der Leistungsfähigkeit gelingen.

Denn aufgrund der trüben Konjunkturaussichten, maßgeblich beeinflusst durch die Corona-Pandemie, ist davon auszugehen, dass die Ziele für den Provisionsüberschuss und das Handelsergebnis der Bank nur noch schwer erreichbar sind. Auch lässt sich vermutlich das Ergebnis aus dem Kredit- und Wertpapiergeschäft in dieser Größenordnung nicht dauerhaft erzielen. Nach eigener Einschätzung erwartet das Bankhaus einen negativen Konzernüberschuss für 2020.