Bilanz-Check Metzler kann Gewinn 2019 mit Mühe auf Vorjahresniveau halten

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Wie im Vorjahr wird in der Risikovorsorge im Kreditgeschäft und dem Bewertungsergebnis aus bestimmten Wertpapieren mit 2,7 Millionen Euro ein positiver Wert ausgewiesen, der im Vergleich zum Vorjahr sogar um 59 Prozent angestiegen ist. Selbstverständlich kann in dieser GuV-Position nicht dauerhaft ein positiver Wert erwirtschaftet werden. Rechnet man diesen nicht nachhaltigen Ergebnisbeitrag aus dem Jahresüberschuss des Jahres 2019 heraus, so würde dieser sogar einen ganz leicht negativen Wert annehmen. Auch die Reduzierung des negativen Saldos aus Sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen von 7,7 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 6,3 Millionen Euro im Jahr 2019 stellt einen positiven Treiber für das Jahresergebnis 2019 dar, wobei im Geschäftsbericht unkommentiert bleibt, inwiefern es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung handelt.

In den einzelnen Geschäftsfeldern berichtet Metzler über positive Entwicklungen. Die Total Assets im Geschäftsfeld Asset Management sind von 74 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 86 Milliarden Euro im Jahr 2019 gestiegen, wobei dieser Zuwachs nicht nur auf die im Berichtsjahr positive Entwicklung an den Kapitalmärkten, sondern auch auf Nettomittelzuflüsse zurückzuführen ist. Metzler arbeitet in diesem Bereich konsequent an seiner Positionierung mit einer herausragenden ESG-Kompetenz. Der Bereich Pension Management konnte seine Kapitalanlagen für Rechnung Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern von 4 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 5 Milliarden Euro im Jahr 2019 steigern.

Im Geschäftsfeld Capital Markets belasten Margendruck in der Aktienbrokerage sowie die Bereiche Equity und Debt Capital Markets das Ergebnis, wohingegen im Bereich Research die Erträge gesteigert werden konnten. Das Geschäftsfeld Corporate Finance war vor allem für Familienunternehmen, deutsche und internationale Konzerne sowie Finanzinvestoren tätig und berichtet über ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Auch im Geschäftsfeld Private Banking wird über einen Anstieg des verwalteten Gesamtvolumens berichtet, wobei dieses vor allem von der positiven Kursentwicklung an den Märkten profitiert hat.

Selbst ohne die zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Krise stellt sich für das Bankhaus Metzler die Frage, wie das Institut wieder nachhaltig profitabel werden kann. Um eine langfristig auskömmliche Eigenkapitalrendite von 10 Prozent zu erwirtschaften, müsste der Jahresüberschuss ca. 20 Millionen Euro betragen, was einer Ergebnisverbesserung von 18 Millionen Euro gegenüber heute entspricht. Um diesen Betrag müssten also entweder die Kosten gesenkt oder aber die Erträge gesteigert werden. In beiden Fällen würde eine Erreichung dieses Zieles eine Steigerung der Mitarbeiterproduktivität um rund 10 Prozent im Vergleich zu heute bedeuten, was ein durchaus herausforderndes Ziel darstellt.

Hinzu kommen die aktuellen Belastungen durch die Corona-Krise. Da Metzler den wesentlichen Teil seiner Erträge in kapitalmarktorientierten Geschäftsfeldern erzielt, hängt die letztendliche Auswirkung der Corona-Pandemie auf das Bankhaus von der weiteren Entwicklung der Kapitalmärkte ab, die jedoch aktuell schwierig zu prognostizieren ist. Hoffnung gibt dabei, dass sich die Märkte gegenüber den Tiefstständen im März 2020 bereits wieder deutlich erholt haben. In der jahrhundertelangen Geschichte von Metzler hat es jedenfalls schon herausforderndere Krisen gegeben als Corona.

Hinsichtlich der strategischen Aufstellung von Metzler wiederholen wir unsere positive Einschätzung aus dem Bilanz-Check des Vorjahres. Die Geschäftsfelder Asset Management und Private Banking lassen aufgrund der Alterung der Bevölkerung und des allgemeinen Geldvermögenszuwachses weiteres Wachstum erwarten. Mit der Spezialisierung ESG nimmt Metzler hier eine dem allgemeinen Zeitgeist entsprechende Positionierung ein. Die Geschäftsfelder Capital Markets und Corporate Finance sollten von der weiteren Internationalisierung von Unternehmen und Investoren profitieren. Zudem kann das Bankhaus Metzler auf einer soliden Kapitalbasis, der Übererfüllung regulatorischer Vorgaben sowie einer konservativen Ausrichtung mit starker Ausrichtung an vertrauensvollem und nachhaltigem Geschäftsgebaren aufbauen.


Über die Autoren:

Stefanie Hehn-Ginsbach lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Finance & Kapitalmarkttheorie. Sie war von 2005 bis 2018 im Deutsche-Bank-Konzern tätig und bekleidete dort mehrere Führungspositionen im In- und Ausland.

Gösta Jamin lehrt ebenfalls an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.

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