Bilanz-Check Quirin Privatbank überzeugt in (noch) günstigem Kapitalmarktumfeld

Stefanie Hehn und Gösta Jamin

Stefanie Hehn und Gösta Jamin: Die Bilanz-Analysten des private banking magazins beleuchten diesmal die Bilanz der Quirin Privatbank. Foto: Gösta Jamin / Stefanie Hehn

Nach einem von Corona-Sondereffekten gekennzeichneten moderaten Jahresergebnis im Geschäftsjahr 2020 konnte die Quirin Privatbank das zweite Pandemie-Jahr 2021 mit einem herausragenden Ergebnis abschließen. Der Jahresüberschuss verdreifachte sich nahezu von 4,3 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 12,1 Millionen Euro im Jahr 2021. Somit erreicht die Eigenkapitalrendite mit 17,7 Prozent einen im Vergleich zur Bankenbranche insgesamt herausragenden Wert, nach immer noch passablen 7,8 Prozent im Jahr zuvor.

Überschuss fließt in die Gewinnrücklagen ein

Der Jahresüberschuss wird zur einen Hälfte (6 Millionen Euro) als Dividende ausgeschüttet und stärkt zur anderen Hälfte (6,1 Millionen Euro) die Eigenkapitalbasis, indem er in die Gewinnrücklagen eingestellt wird. Die aufsichtsrechtlichen Kenngrößen fallen unverändert hervorragend aus, so liegt die Gesamtkapitalquote bei 25,3 Prozent (Vorjahr 24,0 Prozent) und die Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio) bei 2,54 (Vorjahr 2,66).

Die positive Entwicklung des Jahresüberschusses wird sehr stark von einem deutlichen Anstieg des Provisionsüberschusses von 40,8 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 61,3 Millionen Euro erklärt. Der entscheidende Treiber hierfür ist, dass das verwaltete Kundenvermögens in der aus der Quirin Privatbank und der Digitaltochter Quirion bestehenden Gruppe um 33 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro anstieg. Dieser Zuwachs kam einerseits zustande durch knapp eine Milliarde Euro an Nettomittelzuflüssen, andererseits durch die positive Kursentwicklung an den deutschen und internationalen Kapitalmärkten, die die Ertragsbasis automatisch verbreiterte.

 

Hier zeigen sich die Vorzüge eines zumindest teilweise digitalen Geschäftsmodells mit einem hohen operativen Hebel, das heißt einem geringen Zuwachs variabler Kosten beim Hochskalieren des Geschäfts, was bei einer positiven Erlösentwicklung zu enorm steigender Profitabilität führen kann. Der Zinsüberschuss spielt mit einer Million Euro eine untergeordnete Rolle und fiel nach einem negativen Ausweis mit -0,4 Millionen Euro im Jahr 2021 wieder positiv aus. Erwähnenswert ist hier, dass bei größeren Einlagenbeständen konsequente Verwahrentgelte eingefordert wurden, was zur positiven Entwicklung des Zinsüberschusses beigetragen hat.

Betrachtet man das Kunden- und Erlöswachstum differenzierter, so wuchs die Kundenzahl bei der Quirin Privatbank um 9 Prozent auf 11.000 und bei der Tochter Quirion um 76 Prozent auf 45.000. Trotz eines bei der Mutter wesentlich höheren durchschnittlichen verwalteten Kundenvermögens von 480.000 Euro im Vergleich zu Quirion mit 27.000 Euro war der Nettomittelzufluss bei Quirion mit 490 Millionen Euro leicht höher als bei der Quirin Privatbank mit 470 Millionen Euro. Diese Werte unterstreichen den smarten Omnichannel-Ansatz von Quirin, in dem der kostengünstige digitale Kanal als Kundengewinnungsmaschine fungiert, wo Neukunden bereits niederschwellig mit kleineren Anlagebeträgen eine Kundenverbindung aufnehmen können.