Bilanz-Check Drastischer Gewinneinbruch stellt Berenbergs Ausrichtung in Frage

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Eine Analyse der Ertragslage offenbart, dass die Erträge 2018 insgesamt um 11 Prozent zurückgingen, wobei der Provisionsüberschuss um 19 Prozent auf 279,0 Millionen Euro und der Zinsüberschuss von 66,6 Millionen Euro auf 53,1 Millionen Euro fielen. Berenberg weist ein Verhältnis von Provisions- zu Zinsüberschuss von 4:1 aus, was in der Bankenbranche ein außergewöhnlicher Wert ist und dem Institut in Zeiten der Niedrigzinsphase bei der Stabilisierung der Erträge hilft.

Das rentable Wertpapiergeschäft und die starke Fokussierung auf das Investment Banking tragen wesentlich zur hohen Bedeutung der Provisionen bei. Berenberg stieg 2018 erstmalig ins Ranking der Top-10-Investmentbanken auf. Die Rückgänge der Erträge hingegen kommen vor allem aus dem Geschäftsbereich Wealth Managment & Fixed Income, indem insbesondere die Beraterprovisionen stark unter den Implikationen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II litten.

Das Handelsergebnis verstärkt die negative Ertragslage. So sank der Nettoertrag aus Handelsgeschäften 2018 um 11,4 Prozent auf 18,9 Millionen Euro. Diese Entwicklung ist jedoch weniger besorgniserregend, da das Handelsgeschäft nicht zu den originären und strategischen Geschäftsfeldern gehört und auch nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf das Gesamtergebnis hat. Der Anstieg der Sonstigen betrieblichen Erträge auf 72,4 Millionen Euro im Jahr 2018 von 51,6 Millionen Euro im Jahr 2017 geht auf den Verkauf der Berenberg Bank (Schweiz) AG zurück. Rechnet man diesen Effekt aus der Gewinn- und Verlustrechnung heraus, würde der Jahresüberschuss gegen Null tendieren.

Erwähnenswert ist weiterhin der Anstieg der Verwaltungsaufwendungen von 338,5 Millionen Euro auf 362,9 Millionen Euro, wobei die Personalkosten um 7,3 Prozent auf 226,0 Millionen Euro und die Sachkosten um 7 Prozent auf 136,9 Millionen Euro angestiegen sind. Diese Zahlen lassen zwei Interpretationen zu: Einerseits könnte die strategische Neuorientierung der Bank noch nicht die erwünschten Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen in 2018 gebracht haben. Andererseits könnte die Bank gezielt in den weiteren Ausbau ihres Geschäftsmodells investieren, da sie den Ertragsrückgang 2018 nur als vorübergehend betrachtet. Der Anstieg der Mitarbeiteranzahl – ohne Berenberg Bank (Schweiz) – um 11 Prozent auf 1.640 Beschäftigte deutet darauf hin, dass die Geschäftsleitung der Bank an künftiges Wachstum glaubt.

Gegenüber der Ertragslage gibt die Finanz- und Vermögenslage ein deutlich positiveres und nachhaltigeres Bild. Die harte Kernkapitalquote der Bank liegt mit 13,2 Prozent erneut signifikant über den aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Auch die Gesamtkapitalquote stellt mit 15,6 Prozent einen soliden Wert dar, wenn auch um 8,7 Prozent geringer gegenüber dem Vorjahr. Zudem verfügt die Bank mit einer Liquidity Coverage Ratio von 160 Prozent über eine angemessene und 2018 sogar noch ausgebaute Liquiditätsausstattung.

Damit einher geht der sinnvolle Abbau der Posten Fonds für allgemeine Bankrisiken um 2,7 Millionen Euro auf nun noch 13,1 Millionen Euro. Kapitalausstattung inklusive Reservenbildung sowie Zahlungsfähigkeit sind somit angemessen, was als Ergebnis der erfolgreichen und durch Vorsicht geprägten Risikostrategie der Berenberg-Gruppe mit ihrer Ausrichtung auf risikoärmere, dienstleistungsorientierte Geschäftsfelder gewertet werden kann.