Bilanz-Check Diese Schlüsse erlauben die 2018er Zahlen des Bankhaus Lampe

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Gleichzeitig gibt es einmalige Effekte in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro aus dem Bewertungsergebnis des Kredit- und Wertpapiergeschäfts sowie dem sonstigen Ergebnis und der Veräußerung von Beteiligungen in der jüngeren Vergangenheit, die sich nicht dauerhaft wiederholen lassen. Würde man diese Sondereffekte aus dem Ergebnis von Lampe herausrechnen, ergäbe sich ein deutlicher Verlust in einer Größenordnung von 25 Millionen Euro.

Strategische Neuausrichtung nötig

Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses, welches im Übrigen einen bereits in den beiden Vorjahren beobachtbaren Trend fortsetzt, und operativ defizitären Geschäftsfeldern stellt sich die Frage nach der künftigen Weiterentwicklung des Geschäftsmodells des Instituts. Im Geschäftsbericht wird nur sehr knapp auf den Generationswechsel an der Spitze der Bank und eine strategische Neuausrichtung eingegangen, um das Marktniveau sowohl hinsichtlich der Produktivität als auch der Prozesseffizienz zu erreichen.

Eine Stoßrichtung könnte eine konsequente Digitalisierung des Geschäftsmodells einschließlich der Nutzung digitaler Angebote und mobiler Vertriebswege in der Kundeninteraktion sein. Innovative Angebote wie Videoberatung, digitale Kreditvermittlung, Robo-Advice im Asset & Wealth Management aber auch die Einbettung von sozialen Medien könnten nicht nur zur angestrebten Prozessoptimierung, Effizienzsteigerung und der Einsparung variabler Kosten beitragen, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des operativen Geschäftes sicherstellen.

Mit digitalem Banking  würden sich gerade für ein kleines, auf eine auf ganz Deutschland verteilte mittelständische Klientel ausgerichtetes Institut mit wenigen Standorten neue Chancen ergeben, da Kunden auf diese Weise auch in größerer räumlicher Entfernung zu den Standorten besser betreut werden können.

Strategische Kooperationen prüfen

Ebenso stellt sich die Frage nach weiteren Möglichkeiten des effektiven Kostenmanagements, etwa auch durch Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Unternehmen bei bestimmten Angeboten und Prozessen, worunter allerdings nicht der Service Level gegenüber der Kundschaft leiden sollte. Nicht zuletzt ließe sich die für ein kleines Institut wie das Bankhaus Lampe große Breite des Leistungsspektrums in den Bereichen Asset Management, Privat- und Firmenkundengeschäft sowie Kapitalmarkt und Unternehmenskredite hinterfragen und gezielte strategische Kooperationen mit anderen Anbietern prüfen.

Bei allen denkbaren Maßnahmen sollte jedoch auf der grundsätzlich guten Positionierung als Institut für den deutschen Mittelstand sowie der dieser Klientel besonders wichtigen langfristigen partnerschaftlichen Orientierung aufgebaut werden.

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Über die Autoren:
Stefanie Hehn-Ginsbach lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Finance & Kapitalmarkttheorie. Sie war von 2005 bis 2018 im Deutsche-Bank-Konzern tätig und bekleidete dort mehrere Führungspositionen im In- und Ausland.

Gösta Jamin lehrt an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.

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