Bilanz-Check Die Decodierung der Quirin-Erfolgsformel

Gösta Jamin (r.) und Stefanie Hehn lehren an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein.

Gösta Jamin (r.) und Stefanie Hehn lehren an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein. Foto: Gösta Jamin / Stefanie Hehn

Die Quirin Privatbank mit ihrem Hauptsitz in Berlin hat im Vergleich zu den meisten Unternehmen der Branche im Geschäftsjahr 2019 ein hervorragendes Ergebnis erwirtschaftet. Der Jahresüberschuss konnte von 3,9 Millionen Euro im Jahr 2018 um 51 Prozent auf 5,9 Millionen Euro im Jahr 2019 gesteigert werden. Zu diesem Erfolg haben sowohl das Privatkundengeschäft wie insbesondere auch das Kapitalmarktgeschäft beigetragen. In beiden Geschäftsbereichen wurde das geplante Ergebnis deutlich übertroffen.

Damit gelang es dem Institut nicht nur, eine gegenüber dem Vorjahr um 4 Cent auf 7 Cent erhöhte Dividende je Aktie auszuschütten, sondern die Eigenkapitalbasis konnte auch noch um 2,7 Millionen Euro gestärkt werden. Die Eigenkapitalrendite von 13,8 Prozent sowie die Cost-Income-Ratio von 78 Prozent stellen im Branchenvergleich sehr gute Werte dar. Auch die aufsichtsrechtlichen Kenngrößen fallen hervorragend aus, wie zum Beispiel die Gesamtkapitalquote von 22,6 Prozent (Vorgabe: 8 Prozent) und die Liquidity Coverage Ratio von 2,47 (Vorgabe: 1,0).

Entgegen dem Trend

Auf der Ertragsseite der Quirin Privatbank spielt der Zinsüberschuss mit 0,3 Millionen Euro nur eine untergeordnete Rolle. Wesentlicher Treiber der Erträge ist der Provisionsüberschuss, der von 42,7 Millionen Euro im Jahr 2018 um beachtliche 24,8 Prozent auf 53,3 Millionen Euro gesteigert werden konnte. Damit gelang es dem Institut, sich vom bei vielen Wettbewerbern zu beobachtenden Trend stagnierender oder gar rückläufiger Erträge abzukoppeln.

Wesentlicher Treiber dieser Steigerung ist der Zuwachs des verwalteten Vermögens von 3,4 Milliarden Euro Ende 2018 um 29,4 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro Ende 2019. Zwar hat auch eine positive Kapitalmarktentwicklung im Jahr 2019 zu diesem Zuwachs beigetragen, der wesentliche Treiber ist jedoch die Einwerbung von Neugeldern.

Funktionierende operative Hebel

Die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen sind von 43,9 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 46,5 Millionen Euro im Jahr 2019 gestiegen, was einem Anstieg um 5,9 Prozent entspricht. Dieser Zuwachs entsteht vor allem durch den Anstieg der Personalkosten, während die anderen Verwaltungsaufwendungen sogar von 20,2 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 19,0 Millionen Euro im Jahr 2019 zurückgegangen sind. Bemerkenswert ist dabei, dass die Erträge deutlich überproportional im Vergleich zu den Aufwendungen gestiegen sind, was auf einen hohen operativen Hebel des Geschäftsmodells von Quirin hindeutet, der sich in Zeiten des Geschäftswachstums in Form stark steigender Profitabilität bezahlt macht.

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Der Sonderweg der Quirin Privatbank

Das Geschäftsmodell der Quirin Privatbank weist mehrere Besonderheiten auf, deren Verständnis bei der Erklärung der guten Ergebnisse hilft. Die DNA von Quirin liegt in der Philosophie der produkt- und provisionsunabhängigen Honoraranlageberatung, die auf kompletter Kostentransparenz und Rückvergütung aller offenen und versteckten Provisionen beruht.

Diese konnte sich in Deutschland zwar in ihrer Reinform, das heißt der Bezahlung von Stundensätzen für eine erbrachte Beratungsleistung nicht durchsetzen. Quirin setzt heute aber auf einfache, transparente und regelbasierte Vermögensverwaltungslösungen, die im Sinne passiver Anlageansätze das Ziel verfolgen, die allgemeine Marktrendite zu niedrigen Kosten zu erwirtschaften. Weitere Elemente sind die Erwirtschaftung von wissenschaftlich erwiesenen Faktorprämien und nur in begrenztem Umfang die Berücksichtigung von individuellen Marktmeinungen seitens der Kunden oder der Vermögensverwaltung und von Spezialwissen in engen Marktsegmenten.