Bilanz-Check Bethmann Bank muss Kosten und Erträge in Balance bringen

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Die operative Ertragslage von Bethmann, ein vergleichsweises erfreuliches Resultat der Analyse, stellt sich im Branchenvergleich durchaus positiv dar. So steigerte die Bank den Zinsüberschuss 2018 sogar um 5 Prozent auf 59 Millionen Euro von 56 Millionen Euro aus 2017, was im Kontext des schwierigen Kapitalmarktumfeldes in 2018 eine bemerkenswerte Leistung des Bankhauses darstellt. Demgegenüber ist der Provisionsüberschuss von 100 Millionen Euro aus dem Vorjahr auf nunmehr 97 Millionen Euro um 3 Prozent gesunken. Die Ausrichtung des speziellen Geschäftsmodells von Bethmann zeigt also eine deutlich stärkere Ausrichtung auf die stabileren Provisionserträge.

Diese machten 2018 insgesamt 62,1 Prozent der operativen Erträge aus, was gegenüber dem Vorjahr eine leicht rückläufige Tendenz ist. 2017 war die Aufteilung Provisions- zu Zinstragenden Erträgen sogar 35,9 zu 64,1 Prozent. Hier profitiert Bethmann von einem Diversifikationseffekt der unterschiedlichen Geschäftsfelder mit klarer Positionierung auf provisionstragende Dienstleistungen gegenüber dem Geschäft mit dem Zinsüberschuss, was dem Institut in Zeiten der anhaltenden Niedrigzinsphase bei der Stabilisierung seiner Erträge hilft.

Auch wenn die Ertragslage von Bethmann 2018 damit, wenn auch im Vergleich zur Branche besser als andere, aber summa summarum recht überschaubar und auch hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt, liegen die Probleme vorrangig auf der Kostenseite. Obschon sich in den 2018er Ergebnissen der Frankfurter Privatbank erste Kostensenkungen als Ergebnis des bereits eingeschlagenen Sparkurses und der Restrukturierungsmaßnahmen zeigen, sind diese nicht hoch genug, um insgesamt die Kosten und Erträge in eine auskömmliche Balance zu bringen.

Auf der Aufwandsseite fällt positiv der erneute Rückgang des Personalaufwands um 16 Prozent auf 56 Millionen Euro im Jahr 2018 von 67 Millionen Euro im Jahr 2017 auf, während die durchschnittliche Mitarbeiterzahl 2018 gegenüber 2017 nur um 6 Prozent auf 473 zurückging. Somit ist es der Bethmann Bank gelungen, die Entwicklung der Personalkosten stärker als den Rückgang der Mitarbeiterzahl zu dämpfen. Besorgnis erregt jedoch der Blick auf die Cost Income Ratio. 2018 verfehlte Bethmann sein selbstgestecktes Ziel, diese zentrale Steuerungsgröße unter die Marke von 90 Prozent zu drücken. Mit 97 Prozent übertrifft Bethmann in 2018 sogar im negativen Sinn das insgesamt sehr schlechte Bild der Privatbankenbranche.

Trotz der bereits erwähnten rückläufigen Provisionserträge stieg Bethmanns Verwaltungsaufwendung 2018 sogar um 1 Prozent auf insgesamt 79 Millionen Euro, was die Schere zwischen Erträgen und Aufwendungen noch vergrößert. Bethmann selbst erklärt das Ziel, seine Aufwands-Ertrags-Relation kurzfristig unter 80 Prozent und mittelfristig ab 2021 sogar unter 70 Prozent zu bekommen.

Branchenweit gestaltet sich diese so notwendige Kostensenkung jedoch schwierig. Im Private Banking allgemein steigt der Druck, Erträge zu erzielen und Marktanteile zu gewinnen – in einem Umfeld, das von niedrigen Zinsmargen und einem schwachen Aktienmarkt – womit wichtige Ertragskomponenten ausfallen – geprägt ist, bei gleichzeitig steigenden bürokratischen und regulatorischen Anforderungen.

Die immer komplexeren und aus Sicht der Banken kostenintensiver werdenden regulatorischen Anforderungen treffen dabei die Privatbanken überproportional. Zum einen aufgrund ihrer vergleichsweisen geringen Größe, zum anderen, da sich die Anforderungen, allen voran MIFID II, besonders stark auf das Geschäftsfeld Private Banking auswirken. Damit einher geht eine weitere Belastung der Kostenseite, durch den gestiegenen Investitionsbedarf in IT-Systeme im Speziellen und durch die Digitalisierung ganz allgemein.