Dynamik durch Fintechs Wie Privatbanken ihre Vorteile bei der Digitalisierung ausspielen

Nicholas Ziegert, Chef von W&Z FinTech.

Nicholas Ziegert, Chef von W&Z FinTech.

Für die Finanzindustrie hätten die vergangenen Jahre ereignisreicher nicht sein können. Auf der Bilanz stehen zahlreiche und weitreichende Veränderungen, auch hervorgerufen durch hunderte Fintech-Startups, die sich in das Finanzwesen gedrängt haben, um langbestehende Produkte und Services auf den Kopf zu stellen.

Neue Kundengewohnheiten, Negativzins, Bankregulierung wie Mifid II oder PSD 2, Margenerosion und Kostenexplosion beschäftigen die Banken. All dies spielt bei den Strategien für eine sinnvolle Digitalisierung eine Rolle. Nämlich, wie dem Kunden bessere Dienste angeboten und Prozesse der Banken verbessert werden können.

Die Fintechs sind längst nicht mehr nur als Herausforderer der Banken zu sehen. Die jungen Unternehmen haben erkannt, dass sie gemeinsam mit den Kunden und eingeführten Marken der Banken weiter kommen als gegen diese. Andererseits benötigen Banken den frischen Geist beziehungsweise die Innovationen und Tools der Fintechs, um ihr Angebot und ihre Prozesse auf den Stand zu bringen, den die Kunden aus dem E-Commerce und der übrigen digitalen Welt kennen.

Beispiele für eine fruchtbare Zusammenarbeit sind etwa die Kooperationen zwischen dem Robo-Advisor Scalable Capital der ING-Diba, das Start-up Gini mit der Deutschen Bank, die eine API (Schnittstelle) für die Foto-Überweisung liefert oder zwischen Elinvar und der Warburg Bank, die zusammen einen neuen Robo Advisor auf die Beine gestellt haben.

Andere Banken wiederum kopieren Fintech-Angebote und versuchen, diese selbst zu vermarkten. Beispielhaft zu nennen sind in diesem Zusammenhang etwa einige Sparkassen, die mit Yomo ein Pendant zum N26-Mobilkonto entwickelt haben oder das Online-Bezahlsystem Paydirekt, das dem amerikanischen Paypal Konkurrenz machen soll.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Sopra Steria arbeiten bereits 60 Prozent der Banken mit einem Fintech zusammen und sogar jedes vierte Kreditinstitut hat eigens ein Fintech gegründet. Das zeigt, wie aktiv Banken bereits die Digitalisierung angehen. 

Im internationalen Vergleich schneiden die deutschen Banken schon erstaunlich gut ab. Ganze 93 Prozent verfolgen Strategien zur digitalen Transformation, so die Ergebnisse einer Studie des IT-Dienstleisters GFT. Sobald es jedoch um konkrete Umsetzungen, das Implementieren von Anwendungen, geht, sinkt dieser Anteil deutlich. Denn Künstlicher Intelligenz (KI), dem Trendthema der Finanzbranche, messen die deutschen Banken noch kaum wesentliche Bedeutung bei. Was also aus dem Bankbereich fehlt, sind wirkliche Vorreiterinnovationen.