Die Commerzbank bekommt eine neue Führung: Bettina Orlopp, bisher Finanzvorständin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende, wird „zeitnah“ den Posten als Vorstandsvorsitzende übernehmen. Diese Entscheidung fällt in eine turbulente Phase für Deutschlands zweitgrößte Privatbank, die sich derzeit mit Übernahmegerüchten konfrontiert sieht.
Manfred Knof verlässt Commerzbank bereits zum Monatsende
Der Aufsichtsrat der Commerzbank hat beschlossen, dass die 54-jährige Orlopp den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof ablöst. Außerdem ernennt die Bank den Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer zum neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Knof hatte Anfang September überraschend angekündigt, seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Wie die Commerzbank mitteilt, verlässt er das Unternehmen bereits am 30. September 2024. Darauf hätten sich der 59-Jährige und der Aufsichtsrat verständigt. „Die Commerzbank spielt heute wieder in der ersten Liga und ist stark genug, dies auch weiterhin zu tun. Jetzt ist angesichts der Rahmenbedingungen der richtige Zeitpunkt, meine Amtsgeschäfte als Vorstandsvorsitzende der Bank auf meine Nachfolgerin überzuleiten“, erklärt Knof zu seinem Abschied.
„Durch seine Bereitschaft, den Wechsel im Vorstandsvorsitz angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen zeitnah zu vollziehen, beweist er erneut, dass er sein Handeln jederzeit am Wohl der Bank orientiert hat“, sagt Aufsichtsratschef Jens Weidmann.
Der Führungswechsel erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die italienische Großbank Unicredit hat kürzlich ihren Anteil an der Commerzbank deutlich erhöht und sich die Option gesichert, bis zu 21 Prozent der Anteile zu halten. Zudem hat Unicredit die behördliche Erlaubnis beantragt, den Anteil auf bis zu 29,9 Prozent aufzustocken. Diese Entwicklungen haben Spekulationen über eine mögliche Übernahme befeuert.
Reaktionen und Ausblick
Die Bundesregierung, die noch etwa 12 Prozent der Commerzbank-Anteile hält, hat sich gegen einen Verkauf weiterer Aktien ausgesprochen. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Vorstoß von Unicredit als „unfreundliche Attacke“.
Bettina Orlopp, die seit 2014 für die Commerzbank tätig ist und dem Vorstand seit 2017 angehört, sieht sich nun mit der Aufgabe konfrontiert, die Bank durch diese herausfordernde Phase zu führen. In ihrer ersten Stellungnahme betonte sie: „Wir haben eine Strategie, die greift, aber auch noch große Aufgaben vor uns.“
Bedeutung für den Finanzplatz Deutschland
Der Wechsel an der Commerzbank-Spitze hat auch Auswirkungen auf die Führungslandschaft deutscher Großunternehmen. Nach Belén Garijo, die seit Mai 2021 Vorstandsvorsitzende des deutschen Pharma- und Chemiekonzerns Merck ist, wird Orlopp jetzt die zweite Frau Vorstandsvorsitzende eines Dax-Konzerns. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Orlopp und ihr Team die strategische Ausrichtung der Bank gestalten und auf die Avancen von Unicredit reagieren werden.