Betrugsmasche trifft Mittelständler Fake President – der Feind in den vermeintlich eigenen Reihen

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Verbleib des transferierten Geldes

Die Betrüger richten im Vorfeld ihrer Tat unter falschem Namen ausländische Konten – bevorzugt in Asien oder Osteuropa – ein. Sobald das überwiesene Geld auf dem Konto eingeht, wird das Konto umgehend geräumt. Bis die Täuschung auffällt, sind die Konten in der Regel leer und eine Rückholung erweist sich in den meisten Fällen als unmöglich.

Typischerweise wird der auf dem ausländischen Konto eingegangene Betrag nicht in einer Summe auf ein anderes Konto transferiert, sondern vielmehr in diversen kleineren Tranchen auf eine Vielzahl anderer Konten übertragen. Dadurch werden die Nachverfolgung des Geldes erschwert und zugleich höhere Zahlungsbeträge vermieden, die ansonsten unter Geldwäschegesichtspunkten prüfungsrelevant wären.

Bedrohliche Abwandlungen der Masche

In jüngster Zeit werden die ermittelnden Behörden vermehrt mit nicht weniger kriminellen Abwandlungen der Fake-President-Masche konfrontiert. Dabei nutzen die Täter die vertrauensvolle Beziehung, die Unternehmen über Jahre zu ihren Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten aufgebaut haben, um unmittelbare Zahlungsströme von Unternehmen zu eigenen Gunsten zu manipulieren.

Die Tathandlung ähnelt dabei stark der bei der Fake-President-Masche: Die Täter geben sich als Geschäftspartner des geschädigten Unternehmens aus und verleiten einen Mitarbeiter des Unternehmens dazu, Zahlungen für Dienstleistungen oder Warenlieferungen auf andere Konten auszuführen als ursprünglich vereinbart. Dabei spiegeln die Täter vor, dass der Zahlungsverkehr auf Seiten des Geschäftspartners über neue Bankverbindungen abgewickelt werde und deshalb eine entsprechende Änderung erforderlich sei. Diese Betrugsvariante wird daher auch als „Payment Diversion Fraud“ bezeichnet. Die notwendigen Informationen gewinnen die Täter regelmäßig durch das Hacken des unverschlüsselten E-Mail-Verkehrs.

Die Tat wird vielfach erst festgestellt, wenn das geschädigte Unternehmen Zahlungsaufforderungen für vermeintlich bereits beglichene Rechnungen von den tatsächlichen Gläubigern erhält. Opfer dieser Betrugsvariante werden häufig kleine und mittelständische Unternehmen. Diese Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass der vertrauensvolle Umgang mit Kunden, Lieferanten und sonstigen Geschäftspartnern im Rahmen der eigenen Unternehmenskultur einen besonders hohen Stellenwert genießt und damit ein Einfallstor für diese Masche bietet.

Außerdem haben kleine und mittelständische Unternehmen nicht selten keine bis geringe Kontrollmechanismen im Umgang mit Zahlungsanweisungen etabliert. Das Gefährdungspotential dieser Betrugsmasche wird zudem dadurch gefördert, dass sie für die Täter mit geringem Aufwand verbunden ist. Schließlich ist auch das Entdeckungsrisiko der Täter überschaubar – nicht zuletzt, weil viele geschädigte Unternehmen aus Angst vor Reputationsschäden überhaupt keine Anzeige erstatten.