Wie lief es denn 2017 beim Wachstum aus sich heraus?
Hanegraaf: Insgesamt erfreulich. Wir haben 2017 einen Nettomittelzufluss von rund 500 Millionen Euro verzeichnet. Diesen Wachstumskurs wollen wir 2018 fortsetzen und sind bereit, dafür auch zuzukaufen, Teams und ganze Organisationen. Beim Wachstum wird uns auch die Zusammenarbeit mit den Schwesterbanken Neuflize OBC in Frankreich und Mees Pierson in den Niederlanden helfen. Wir arbeiten gemeinsam an spannenden Lösungen für ein umfassendes Wealth Management, auf der Anlageseite genauso wie auf der Kreditseite.
Zum Beispiel?
Hanegraaf: Nehmen Sie das Private-Equity- Angebot der Bethmann Bank. Hier bieten wir unseren Kunden schon heute einmalige Investitionsmöglichkeiten. Statt parallel in Frankreich und den Niederlanden weitere Teams aufzubauen, können die Kollegen dort künftig auf das Knowhow und die Dienstleistungen der Bethmann Bank zurückgreifen. Umgekehrt ergeben sich in der One Private Bank der ABN Amro, so nennen wir den gemeinsamen Ansatz, auch für Bethmann neue Wachstumschancen. Ein Beispiel ist das Kreditgeschäft. Hier lernen wir von unseren französischen Kollegen. Unter dem Namen „Entreprise et Entrepreneur“ ist dort ein Service-Angebot für Unternehmer entstanden, das auch innovative Kreditlösungen einschließt, etwa bei Nachfolgefragen oder Übernahmen. Diese Dienstleistungen können auch unseren Unternehmerkunden helfen. Auf diesem Weg möchten wir unser Kreditgeschäft ausweiten.
Die Bethmann Bank hat eine Zeit lang mit attraktiven Konditionen um Cash geworben. Andere Häuser indes sanktionieren Geldeinlagen aufgrund des Niedrigzinsumfeldes. Wie passt das zusammen?
Hanegraaf: Aus Sicht unserer Kunden gehört Liquidität zu einer ausbalancierten Vermögensstruktur. Deshalb bieten wir dafür selbstverständlich Lösungen an. Dabei kommt uns die Einbindung in die ABN Amro zugute.
Man hatte den Eindruck, dass die Einlagekonditionen Kunden an die Bank heranführen sollen.
Hanegraaf: Nein. Uns geht es im Gespräch mit potenziellen Neukunden um eine langfristige Zusammenarbeit und um umfassende Vermögenslösungen. Unsere Konditionen sind transparent und müssen für alle Seiten fair sein. Infolge der sinkenden Zinsen haben auch wir das Zinsniveau unseres Tagesgeldkontos deutlich gesenkt.
Einige Wettbewerber würden am liebsten alle Kundengelder in ihre Vermögensverwaltung reinziehen. Auch die Bethmann Bank?
Hanegraaf: Nein. Neben der Vermögensverwaltung erachten wir die individuelle Anlageberatung als zweiten wesentlichen Baustein unseres Leistungsangebots. Bei komplexer werdenden Märkten bieten wir Kunden selbstverständlich an, für die Investmententscheidungen, die sie selbst treffen möchten, eine kompetente Beratung ihrer Privatbank zu bekommen.