Paukenschlag im deutschen Private Banking: Wie die ABN Amro in der Nacht von Montag auf Dienstag mitteilte, übernimmt die niederländische Bankengruppe für 672 Millionen Euro Hauck Aufhäuser Lampe. Das Geschäft der HAL geht auf die Bethmann Bank über, die deutsche Niederlassung der ABN Amro. Bereits am Abend war die Nachricht in den Markt durchgesickert.
Mit dem Kauf steigt die Bethmann Bank, gemessen am verwalteten Vermögen, zur Nummer drei im deutschen Private Banking und Wealth Management auf – vor der Hypovereinsbank, hinter der Commerzbank und Deutschen Bank. Die Bethmann Bank hatte Ende 2023 Assets under Management von insgesamt 44,3 Milliarden Euro. Zusammen bringen die Banken rund 70 Milliarden Euro auf die Waage.
Der Abschluss der Transaktion ist vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden im ersten Quartal 2025 geplant. Bis dahin agieren die ABN Amro Deutschland und Hauck Aufhäuser Lampe rechtlich und operativ weiterhin eigenständig.
Auch das Verwahrgeschäft geht an die Bethmann Bank
Gleichzeitig werde die ABN Amro durch den Kauf von HAL zu einem der führenden Anbieter
von Bankdienstleistungen für Familienunternehmen und den deutschen Mittelstand, teilt das Unternehmen mit. Auch die Leistungen für institutionelle Kunden werden erweitert, insbesondere durch den Geschäftsbereich Asset Servicing von Hauck Aufhäuser Lampe.
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Nicht einbezogen in den Erwerb sind die luxemburgischen und irischen Tochtergesellschaften des Asset Servicing: Hauck & Aufhäuser Fund Services sowie deren Tochtergesellschaften Hauck & Aufhäuser Administration Services und HAL Fund Services Ireland. Fosun bleibt Eigentümer der Gesellschaften.
Ganz überraschend kommt die Nachricht über den Zusammenschluss nicht. Kaum eine Privatbank hatte in den vergangenen Monaten medial so laut getrommelt wie Hauck Aufhäuser Lampe. Beinahe im Monatstakt vermeldete das Unternehmen Beraterzugänge oder Wachstumsinitiativen im Private und Corporate Banking.
Andauernde Gerüchte über Verkauf von Hauck Aufhäuser Lampe
Zudem hatte es um Hauck Aufhäuser Lampe in der Vergangenheit häufiger Übernahmegerüchte gegeben: Die Bank, die 2021 aus der Fusion von Hauck & Aufhäuser mit dem Bankhaus Lampe entstand, gehört zum chinesischen Mischkonzern Fosun. Fosun hatte sich 2016 an Hauck & Aufhäuser beteiligt. Der Konzern hatte laut eines weiteren Medienberichts bereits im Oktober 2022 die Optionen für einen Verkauf ausgelotet, nachdem Fosun zwischenzeitlich selbst in Schieflage geraten war. Im vergangenen Jahr war über einen Einstieg des Private-Equity-Investors J.C. Flowers bei Hauck Aufhäuser Lampe spekuliert worden.
Auch die Bethmann Bank ließ zuletzt durchblicken, dass sie Zukäufe im Blick hat. So deutete Geschäftsleitungsmitglied Stefan Meine kürzlich in einem Interview mit dem private banking magazin an: „Wir glauben, dass wieder mehr Bewegung in den Markt kommen wird, und werden uns jede einzelne Opportunität anschauen. Das können Portfolios, Teams, aber auch ganze Banken sein.“
Ein Blick in die Historie der Bethmann Bank zeigt, dass das Haus Erfahrung mit Übernahmen hat. 2002 übernahm die ABN Amro das Kölner Bankhaus Delbrück, 2004 entstand die Delbrück Bethmann Maffei. 2011 schluckte das fusionierte Institut dann die LGT Bank Deutschland, 2013 übernahm Bethmann schließlich das deutsche Wealth Management der Credit Suisse.
Zusammenschluss im ersten Quartal 2025 geplant
Die Vorgängerinstitute von Hauck Aufhäuser Lampe wurden teilweise vor über 225 Jahren gegründet: Georg Hauck & Sohn Bankiers startete 1796 in Frankfurt am Main, dazu kommen das 1852 in Minden gegründete und lange Zeit in Bielefeld ansässige Bankhaus Lampe und das Bankhaus H. Aufhäuser, seit 1870 in München am Markt. Das fusionierte Institut fokussiert sich auf die vier Kerngeschäftsfelder Private und Corporate Banking, Asset Management, Asset Servicing und Investment Banking.
Das Filialnetz der Bethmann Bank wird mit der HAL-Übernahme etwas dichter. Bislang unterhält Bethmann Niederlassungen in Berlin, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Wuppertal und Würzburg. Hauck Aufhäuser Lampe ist – dank des Vorgängerinstituts Bankhaus Lampe – stark in Westfalen vertreten und hat neben einem Großteil der genannten Städte weitere Standorte in Bielefeld, Osnabrück und Münster. Hinzu kommt ein Standort in Bonn.
Die ABN Amro und Fosun haben sich laut Adhoc-Mitteilung auf den Verkauf von 100 Prozent der ausstehenden Aktien von HAL für einen vorläufigen Kaufpreis von 672 Millionen Euro geeinigt – etwa das 0,95-fache des Buchwerts. Fosun hatte bei der Übernahme der HAL im Jahr 2015 rund 210 Millionen Euro bezahlt. Beim Kauf des Bankhauses Lampe wurde im Markt ein Kaufpreis von 200 bis 300 Millionen Euro kolportiert.