Bestandsaufnahme Rohstoffmarkt Was bewegt den Ölpreis, was der Ölpreis bewegt

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Die Bilanzen sind ausgeglichen

Die Folgen von Preisveränderungen sind vielfältig. Rapide Preisstürze führten in der Vergangenheit bereits zu massenhaften Insolvenzen. In den 1980er Jahren drängte der Preisverfall ein Drittel aller Öl-Unternehmen vom Markt. Und auch in den zurückliegenden vier Jahren gab es ähnliche Tendenzen. Mehr als 365 private und staatliche amerikanische Energieunternehmen mussten sich insolvent melden. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der US-Kanzlei Haynes and Boone hervor.

In den möglichen sinkenden Preisen könnte eine Gefahr für ölproduzierende Unternehmen lauern. Besonders weil das Geschäft verschiedene Hebelwirkungen mit sich bringt, können in einem Niedrigpreisumfeld sehr schnell Schulden aufgebaut werden. Sollte sich der Preis für Öl jedoch mittelfristig zwischen 40 und 50 US-Dollar einpendeln, ist die Gefahr drohender, massenhafter Bankrotte gering. Insbesondere auch, weil viele Unternehmen ihre Bilanzen ausgleichen konnten. Selbst einzelne Unternehmen, die in den vergangenen Jahren ins Straucheln gerieten, sind heute wieder am Markt.  

Um in der beschriebenen Marktphase ausgewählte Vorteile von Investments in Rohstoffe zu nutzen, bieten sich folgende Möglichkeiten. Wichtig ist ein Fokus auf langfristiges Wachstum und hohe Qualität in Form von niedrigen Kosten und ausgeglichenen Bilanzen.

  • Große Ölproduzenten mit ausgeglichenen Bilanzen und finanziellen Spielräumen. Diese Faktoren gewinnen insbesondere bei sinkenden Preisen an Relevanz.
  • Raffinerien, die auf eine wachsende Verfügbarkeit von Öl vorbereitet sind. Ein Beispiel dafür: das US-amerikanische Unternehmen Valero Energy.
  • Rohstoffabhängige Unternehmen, die von niedrigeren Preisen profitieren. Das können Chemieunternehmen sein, das kann die Verpackungsindustrie sein.
  • Versorgerwerte, die sich selbst in schwierigen Phasen und trotz niedriger Zinsen durch einen soliden Cashflow und Dividendenwachstum auszeichnen.
  • Unternehmen, die wenigen finanziellen Hebelwirkungen unterliegen und sich durch geringes Kontrahenten-Risiko auszeichnen.
  • Energieproduzenten, die Kosten verringern und Gewinne erzielen können, auch wenn fossile Brennstoffe unter Druck geraten. Optimales Beispiel dafür sind Fracking-Unternehmen in der Permian Basin in Texas. Zwei interessante Titel: Concho Resources und EOG Resources.
  • Industrien, die vom wachsenden Markt für Elektroautos profitieren. Mögliche Sektoren sind Versorger, Chemie und Metall.

In einer Zeit des Abschwungs mit divergierenden Entwicklungsprognosen, ist ein konsequenter und disziplinierter Ansatz empfehlenswert: Bottom-Up bei der Auswahl von Titeln, solide Bilanzen und starke Fundamentaldaten. Chancen bietet der Rohstoffmarkt immer.

 

Über den Autor

Shawn Driscoll ist Portfoliomanager der Global Natural Resources Equity Strategy bei T. Rowe Price.

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