Bestandsaufnahme Rohstoffmarkt Was bewegt den Ölpreis, was der Ölpreis bewegt

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Was bewegt den Ölpreis, was bewegt der Ölpreis

Die US-amerikanische Ölproduktion wird weiter für Überraschungen bei Investoren sorgen. Die Ölpreise werden mittel- bis langfristig sinken und stabilisieren. In den zurückliegenden fünf Jahren hat der Ölpreis zwar eine Volatilität wie selten zuvor gezeigt – von 110 US-Dollar im Juni 2014, über 26 US-Dollar im Februar 2016, wieder ansteigend auf 86 US-Dollar im Oktober 2018, endend bei ungefähr 50 US-Dollar zum Ende des vergangenen Jahres. Eine große globale Nachfrage bei zeitgleichen Förderreduzierungen durch die OPEC-Staaten – Organisation erdölexportierender Länder, bestehend unter anderem aus Saudi-Arabien, Irak und Iran – ist ein Grund. Politische Instabilitäten im Mittleren Osten und ein schwacher US-Dollar sind zwei weitere.   

Zeitgleich haben die hohen Ölpreise aber auch weitere Erschließungen von Ölquellen profitabel gemacht. Das wiederum erhöht den Druck auf den Ölpreis. Gleichermaßen erhöht es auch den Druck auf die OPEC-Staaten. Deren Förderbeschränkungen halten den Ölpreis zwar aktuell auf einem gewissen Niveau. Umso länger er jedoch so hoch bleibt, desto mehr Anreiz haben US-amerikanische Unternehmen, weitere Ölschiefer-Reserven zu fördern. Deren Ausmaß wurde zuvor beschrieben.

Bereits heute konkurrieren die Vereinigten Staaten mit Saudi-Arabien und Russland um die Führungsrolle als bedeutsamster Ölproduzent der Welt. Untersuchungen von BP Statistical Review und T. Rowe Price zufolge produziert die OPEC zwar nach wie vor mehr als ein Drittel des weltweiten Öls, im Jahr 2018 waren die Vereinigten Staaten jedoch bereits für 70 Prozent der Neuproduktion verantwortlich.

Zukünftige Preisentwicklung: Die Meinungen gehen auseinander

Mit einem erneuten Anstieg des Ölpreises wird nicht gerechnet. Auf lange Sicht wird der durchschnittliche Barrel-Preis bei 40 bis 50 US-Dollar liegen. Unwägbarkeiten liegen zwar in weiterem technologischem Fortschritt und damit einhergehenden sinkenden Break-Even-Points in der Förderung von Ölschiefer, Preise von mehr als 40 US-Dollar waren jedoch im Verlauf der letzten 150 Jahre die Ausnahme.

Vertraut man der jahrzehntelangen Erfahrung, könnte sich der Preis zumindest kurzfristig eher in die andere Richtung entwickeln. In den kommenden zwei Jahren sind sogar Preise von 30 US-Dollar möglich: Sind die Ölpreise oberhalb einer gewissen Grenze, ist die Nachfrage schnell gesättigt. Das Angebot steigt, die Nachfrage sinkt und auf einmal fallen die Preise auf 30 US-Dollar pro Barrel. 

Ein anderer Faktor, der für einen Anstieg der Angebotsmenge sorgen kann, sind weitere Marktteilnehmer. Nicht nur Amerika verfügt über große Öl-Reserven und Potenziale in deren Produktion, ebenfalls nennenswert ist Norwegen. Verschiedene Offshore-Projekte profitieren von technologischen Fortschritten. So zum Beispiel das Johan Sverdrup Ölfeld, gelegen vor der Küste des skandinavischen Landes. Experten rechnen damit, dass gegen Ende 2019 die Produktion anläuft.