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Bert Flossbach zur Notwendigkeit breiter Diversifikation Eine robuste Strategie ist Grundlage für langfristige Erfolge

Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch: „2018 ist ein gutes Beispiel für die Vorzüge eines flexiblen Multi-Asset-Ansatzes.“

Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch: „2018 ist ein gutes Beispiel für die Vorzüge eines flexiblen Multi-Asset-Ansatzes.“ Foto: Flossbach von Storch

Potenzielle Krisenherde gibt es derzeit genug: Italiens Schuldenproblem und die daraus erwachsenden Probleme für die Eurozone. Der Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt, meist vertreten durch China. Die nicht enden wollende Diskussion um den Brexit. Oder die steigenden Leitzinsen in den USA sowie der starke US-Dollar, der zu einem Problem für die Schwellenmärkte werden könnte, die überwiegend in Dollar verschuldet sind. All diese Herausforderungen zusammen trüben das Kapitalmarktumfeld merklich ein. Hinzu kommt, dass der aktuelle Wirtschaftsaufschwung schon jetzt zu den längsten in der Geschichte gehört –irgendwann wird, ja muss er zu Ende sein. Der Crash stehe kurz bevor, verkündet deshalb manch Untergangsprophet in der Wirtschaftspresse. Viele Anleger sind verunsichert – was tun in diesem Umfeld?

Portfolio-Management: Keine Wette auf Crash oder Rally…

Seriöses Portfolio-Management darf keine Wette auf Crash oder Rally sein. Wer davon ausgeht, dass die Welt untergeht und sein Depot exakt darauf ausrichtet, könnte am Ende teuer dafür bezahlen – weil Absicherungsinstrumente nicht ganz billig sind und der Crash viel später kommt als angenommen. Niemand vermag den exakten Zeitpunkt vorherzusagen. Ebenso fahrlässig wäre es, davon auszugehen, die Kurse würden wie an einem Lineal gezogen steigen, ohne nennenswerte Rücksetzer, so wie sie das 2017 taten. Leider war das eine Ausnahme, nicht die Regel.

… sondern robuste Anlagestrategie

Portfolio-Management sollte deshalb stets konstruktiv und die Anlagestrategie möglichst robust sein. Kern einer solchen Strategie ist unseres Erachtens ein breit aufgestelltes Portfolio bestehend aus Qualitätsaktien, Unternehmensanleihen und Gold, zu neudeutsch: Multi-Asset. Zugleich ist die Liquidität der Anlagen wichtig, um auf Veränderungen des Anlageumfelds reagieren und Gelegenheiten nutzen zu können. Auf Ebene der Einzeltitel gilt es, Chancen und Risiken stets aufs Neue abzuwägen. In turbulenten Phasen ist diese Strategie widerstandsfähig genug, um Verluste auf ein tragbares Maß zu begrenzen. In ruhigen Zeiten lassen sich damit gute Erträge erwirtschaften. Voraussetzung dafür ist ein hohes Maß an Flexibilität.

Börsenjahr 2018: Flexibilität ist sehr hilfreich

2018 ist ein gutes Beispiel für die Vorzüge eines flexiblen Multi-Asset-Ansatzes. Nehmen wir unsere Multiple-Opportunities-Strategie als Beispiel: Nach dem stetigen Kursanstieg am Aktienmarkt 2017 hatten wir Ende des Jahres damit begonnen, Teile unseres Portfolios gegen Kursrückschläge abzusichern. Der Anstieg der Bewertungen einzelner Titel und Sektoren erschien uns zu diesem Zeitpunkt ambitioniert, ein Rücksetzer nicht unwahrscheinlich. Dass der Rücksetzer dann tatsächlich Anfang 2018 kam, war sicherlich so nicht vorhersehbar und etwas glücklich vom Timing. Nichtsdestotrotz hat uns die Teilabsicherung des Portfolios geholfen, die zum Teil empfindlichen Kursverluste bei einzelnen Titeln abzufedern.

Sinnvolle Streuung – auch mit Währungen

Geholfen hat uns auch unser US-Dollar-Exposure. Diversifikation – ein Vermögen möglichst breit aufstellen – ist eine unserer wichtigsten Leitlinien. Nicht alles auf das Sparbuch. Nicht alles in Anleihen. Und auch nicht alles in Aktien oder Edelmetalle. In der Diversifikation spiegelt sich die Einsicht des Investors wider, die Zukunft nicht vorhersagen zu können, sich aber bestmöglich wappnen zu wollen. Diversifikation bedeutet aber nicht nur, sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen und Einzeltitel aufzuteilen. Das wäre zu kurz gesprungen. Ein Vermögen sinnvoll zu streuen, bedeutet auch, es auf verschiedene Währungsräume aufzuteilen. Wir hatten deshalb ganz bewusst darauf verzichtet, unser US-Dollar-Exposure vollständig abzusichern.

Chancen erkennen und nutzen

Im Verlauf des Jahres 2018 erholten sich die Kurse wieder – das Kapitalmarktumfeld blieb jedoch fragil. Wir haben seinerzeit die Kursrücksetzer genutzt und sehr selektiv einzelne Aktien-Positionen antizyklisch auf- beziehungsweise ausgebaut. Der kaufmännische Ansatz sollte unseres Erachtens ein ganz wesentliches Merkmal einer langfristigen Multi-Asset-Strategie sein. Chancen erkennen und dann auch nutzen. Essentiell ist dabei, sich von der klassischen Portfoliotheorie zu lösen, die Volatilität als Risiko definiert. Warum sollte das Risiko, eine Aktie zu kaufen, nachdem sie 30 Prozent verloren hat – sich aber an der Qualität des Unternehmens langfristig nichts verändert hat – größer sein als der Kauf zum Höchstkurs? Ganz im Gegenteil, das Risiko ist unseres Erachtens deutlich niedriger. Der Gewinn liegt schließlich auch im Einkauf – nicht mehr, nicht weniger.