Bert Flossbach „Deutsche Pensionskassen sind katastrophal fehlinvestiert“

Vermögensverwalter Bert Flossbach

Vermögensverwalter Bert Flossbach

Deutsche Pensionskassen sind nach Ansicht von Vermögensverwalter Bert Flossbach katastrophal fehlinvestiert. Institutionelle Investoren konnten früher ihren Aktienmangel durch Zinserträge ausgleichen, das falle jetzt weg, sagte Flossbach gegenüber der „Welt am Sonntag“. Zudem würden die Verantwortlichen oft seit Jahrzehnten in ihren Sesseln sitzen und kurz vor der Pensionierung stehen und hätten deshalb kein Interesse daran, noch etwas zu ändern.

Das sei aus der Perspektive der Verantwortliche zwar verständlich, für die Betriebsrenten und Versorgungsbezüge habe das aber dramatische Folgen, glaubt Flossbach. Konkret hätten die Deutschen in den vergangenen zehn Jahren rund 500 Milliarden Euro verschenkt, die sie verdient hätten, wenn sie nur etwas mehr in Aktien investiert hätten.

Aktionäre sind die großen Gewinner

In den letzten Jahren waren wegen der niedrigen Zinsen Aktionäre ohnehin die großen Gewinner. Und das werde auch in naher Zukunft so bleiben, meint Vermögensverwalter Bert Flossbach. Die Wahrscheinlichkeit, dass Investoren mit einem Korb aus guten Aktien im gleichen Zeitraum schlechter fahre als mit Bundesanleihen, tendiere gegen null, glaubt Flossbach.

Zwar habe die US-Notenbank für September eine Zinserhöhung angekündigt, eine globale Zinswende werde es aber deswegen nicht geben. Die USA können nicht im Alleingang ihre Geldpolitik straffen, ist der Vermögensverwalter überzeugt. Weltweit dürften die Zinsen nämlich gar nicht steigen, weil viele Staaten sonst ihre Rekordschulden nicht mehr tragen könnten und dementsprechend Pleite wären.

Keine Zinswende, keine Überhitzung der Konjunktur

Vielleicht erhöht die Fed die Zinsen minimal in kleinen Schritten. Einen Schaden für die Wirtschaft oder für die Bewertung von Aktien wird es dadurch aber nicht geben. Auch eine Überhitzung der Konjunktur hält Flossbach für unwahrscheinlich. Die Inflationsrate zieht nicht an, weil die Rohstoffpreise verfallen, gerade beim Öl. Dieser Trend wird sich auch nicht so schnell drehen, weil das Ölangebot steigt und die Nachfrage gerade aus China nachlässt.

Flossbach sieht nur zwei Gefahren für Aktien: So würde sich eine Rückkehr zum Protektionismus auf die meisten Aktien sehr negativ auswirken. Das zweite Risiko ist eine viel schlechtere Entwicklung der Weltwirtschaft als derzeit gedacht.

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