Bernd Franken über alternative Anlagen „Die Gebührensituation ist sehr intransparent“

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Da der Fokus dieser Newsletter-Ausgabe auf Infrastruktur liegt: welche Infrastruktur-Sektoren sind für Sie derzeit am attraktivsten und wo sehen Sie zukünftige Trends in dieser Assetklasse?

Franken: Wir waren bereits sehr früh in europäische erneuerbare Energien investiert. Diese noch mit garantierten Einspeisevergütungen versehenen Anlagen handeln heute auf Staatsbond-Niveau und sind nicht mehr attraktiv. Interessante Renditen gibt es (noch) im Offshore-Bereich oder in größeren, etwas komplexeren Projekten, wenn man gewillt ist, auch etwas von den Projekt- und Baurisiken zu nehmen.

Fast alle Infrastruktur-Fonds haben bereits in den letzten Jahren versucht, krisen- und konjunkturunabhängig zu investieren. Die Probleme im Bereich Aviation/Flugzeugleasing hat zwar niemand vorhergesehen, aber im Großen und Ganzen bewähren sich hier die überwiegend garantierten sehr langfristigen Einnahmen. Für die Zukunft sehen wir insbesondere die Mega-Trends „Energieeffizienz“ und „Digitalisierung“. 

In einigen alternativen Assetklassen ist festzustellen, dass Fondsgrößen kontinuierlich steigen. Wie verhält es sich derzeit bei einem institutionellen Investor hinsichtlich der Allokation auf einzelne Mandate – werden diese relativ und absolut betrachtet auch immer größer?

Franken: In unserem Fall, da wir die Allokation erhöhen, generell ja. Allerdings ist das Wachstum deutlich geringer im Vergleich zu den Wachstumsraten einzelner Fonds. Folgefonds, die das Volumen zum Vorgängerfonds verdoppeln, zeichnen wir nicht mehr.

Wie sieht es aus mit Co-Investments? Ist dies eine von der Nordrheinischen Ärzteversorgung genutzte Anlageform oder gibt es Gründe, die Sie davon abhalten?

Franken: Wir stehen Co-Investments grundsätzlich positiv gegenüber, da hier die Gebührenbelastung, bei unterstellt gleicher Qualität, wesentlich geringer ist. Dennoch überlegen wir uns im Einzelfall und je nach Assetklasse, ob wir tatsächlich einzelne Co-Investments mitmachen oder auf in sich bereits diversifizierte Co-Investment-Programme einzelner Manager zurückgreifen.

Gebühren sind immer wieder ein spannendes Thema. In welchen Alternative-Investment-Assetklassen sehen Sie hier in den letzten Jahren wesentliche Veränderungen und wie gestalten sich diese?

Franken: Das ist ein abendfüllendes Thema. Hier nur so viel: Die Gebührensituation ist eigentlich generell sehr intransparent. Zudem hat man als einzelner Investor kaum Verhandlungsspielraum bei sehr langlaufenden Vertragsbeziehungen, in die man während der Laufzeit nur schwer Änderungen einbauen kann. Versuche, hier eine vergleichbare Transparenz zu schaffen, begrüßen wir sehr, bleiben aber bezüglich der monetären Auswirkung skeptisch. 

Gleichzeitig verstärkt sich der ungute Trend, dass die ersten Investitionen eines Fonds über Kreditlinien oder sog. „Warehousing“ erworben werden und erst deutlich später Kapitalabrufe der Investoren erfolgen. Dies verkürzt die Wirkdauer des eingesetzten Kapitals für uns Investoren erheblich, gleichzeitig erhöht es den berechneten IRR, was wiederum die Gewinnbeteiligung des Managers erheblich erhöht. Man ist also kürzer investiert und muss dann noch mehr vom Gewinn abgeben.