Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin lässt nach den Medienberichten der vergangenen Wochen einzelne Aussagen rechtlich prüfen. In einer Stellungnahme gibt das Versorgungswerk bekannt, dass man gegebenenfalls gezielt Richtigstellungen erwirken wolle.
Mit den „Darstellungen“ dürfte das Versorgungswerk in seiner Stellungnahme insbesondere die Berichterstattung der „Wirtschaftswoche“ meinen. Das Medium hatte unter anderem über „fragwürdige Geschäfte“ berichtet und geschrieben, dass das Portfolio des Versorgungswerks eine „wilde Mischung an Einzelbeteiligungen“ sei.
In der Stellungnahme schreibt das Versorgungswerk nun: „Viele dieser Berichte enthalten unvollständige, unrichtige oder verzerrte Darstellungen, die ein falsches Gesamtbild erzeugen.“ Man verfüge mit 145 Millionen Euro über ein hohes Reservepolster. Auf Grundlage des Jahresabschlusses und des versicherungsmathematischen Gutachtens für das Jahr 2023 sei das Versorgungswerk „wirtschaftlich solide aufgestellt“, die den Mitgliedern gegenüber zugesagten satzungsgemäßen Leistungen könne es erfüllen. Außerdem verweist das Versorgungswerk darauf, dass es die Vorgaben der Aufsicht und der Anlageverordnung (AnlV) erfülle sowie Stresstests durchführe.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die „Wirtschaftswoche“ über das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin berichtet – und mit diesem Beispiel auf die ganze Branche geschlossen. So heißt es, die berufsständischen Versorgungswerke hätten „Geld überaus riskant angelegt – mit potenziell dramatischen Folgen“. Das „Handelsblatt“ hatte über Mezzanine-Investments der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein berichtet. An solcher Berichterstattung stört sich wohl nicht nur das Berliner Versorgungswerk, sondern auch das Versorgungswerk der Landeszahnärztekammer Hessen und das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Die beiden Versorgungswerke hatten bereits Mitte Februar ein ähnliches Statement veröffentlicht.
Andere Versorgungswerke bemängeln pauschale Berichterstattung
In den beiden Stellungnahmen erklären die Versorgungswerke, dass sie nicht in Mezzanine-Darlehen und Immobilien-Projektentwickler sowie Signa-Anlagen oder die Element-Versicherung investiert haben. Bei Element war jedoch das Berliner Zahnärzte-Versorgungswerk investiert, und auch bei Projekten der mittlerweile insolventen Signa-Gesellschaft von René Benko hatten einige institutionelle Investoren investiert. Sowohl Element- als auch Signa-Anlagen dürften jeweils zu Abschreibungen führen.
In der Stellungnahme wehren sich die beiden Versorgungswerke aber auch gegen die Berichte insgesamt: „In der Presse-Berichterstattung wird pauschal versucht, den Eindruck zu erwecken, alle Versorgungswerke hätten in der Negativzinsphase in solche Anlagen investiert“, heißt es dort und weiter: „Dies stimmt nicht!“ Auch verweisen beide Versorgungswerke etwa beim Beispiel Mezzanine darauf, dass nicht jedes Investment einen Verlust ergibt oder trotz Abschreibungen auch Zuschreibungen folgen können. „Zudem sind in der Vergangenheit mit diesen Anlagen bei anderen Versorgungswerken Gewinne gemacht worden, die mancher Investor nun innerlich gegenrechnet.“ Gleichwohl würden Mezzanine-Investments hohe Risiken bergen.
Versorgungswerk erklärt: Probleme wegen „mangelnder Risikostreuung“?
Auch das Versorgungswerk der Ärztekammer Hamburg reagierte mit einer kurzen Stellungnahme auf die jüngsten Berichterstattungen, insbesondere in Bezug auf Mezzanine und Sachwerte. Sachwerte seien sinnvoll zum Inflationsausgleich: „Das Versorgungswerk hat mit den Sachwerten Immobilien, Private Equity und Aktien in den letzten Jahren die höchsten Erträge erzielt.“ Verluste habe man 2022 nicht mit Sachwerten, sondern mit Anleihen erlitten.
„Die in der Presse dargestellten Sachverhalte bei diesen Versorgungswerken – und wir können hierbei wie Sie nur auf diese Berichte zurückgreifen – könnten auf eine mangelnde Risikostreuung zurückzuführen sein“, schreiben die Führungskräfte des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Nordrhein in einer Stellungnahme. Die eigene Lage erscheine nicht mit Situation der Versorgungswerke vergleichbar, über die die Medien berichtet hätten. Man könne bereits versichern, dass das Versorgungswerk „auch 2024 ein sehr auskömmliches Ergebnis erzielt hat“.