Rupini Deepa Sobottka, Berenberg Nachhaltigkeit bedeutet für mich …

Rupini Deepa Rajagopalan leitet seit 2018 das ESG Office bei Berenberg Wealth and Asset Management. Zudem steht sie unter anderem an der Spitze des Fachausschusses Sustainability Disclosure der DVFA-Kommission.

Rupini Deepa Sobottka von Berenberg: „Der Mangel an ESG-Ratings und die geringe Qualität von bestehenden ESG-Ratings tragen zur Ineffizienz der Bepreisung von Small- und Micro-Cap-Unternehmen bei.“ Foto: Berenberg

... Investieren mit dem Herzen. Das bedeutet, unseren Planeten zu schützen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und die wirtschaftliche Vitalität für künftige Generationen zu sichern, während wir strategisch in Initiativen und Unternehmen investieren, die langfristige ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen in den Vordergrund stellen.

Ich entwickle seit 2018 die ESG-Strategien und Richtlinien im Wealth and Asset Management (WAM) bei Berenberg. Für uns steht bei Nachhaltigkeit die ESG-Integration in die Prozesse des Berenberg WAM im Vordergrund und welche Herausforderungen bei ESG-Daten bestehen.

In den vergangenen Jahren haben sich ESG-Aspekte als kritische Faktoren bei Investitionsentscheidungen herauskristallisiert. Aus Sicht der Asset Manager stellt die ESG-Integration einen transformativen Ansatz dar, der über die traditionelle Finanzanalyse hinausgeht und nicht finanzielle Faktoren in Anlageentscheidungen einbezieht. Wir sind langfristige Investoren, die davon überzeugt sind, dass Unternehmen, die materielle ESG-Aspekte berücksichtigen, tendenziell eine höhere operationelle Effizienz, Innovation und Resilienz aufweisen, was sich in nachhaltigem langfristigem Wachstum und Profitabilität niederschlagen kann.

Als grundlegendes Instrument der ESG-Integration wenden wir Ausschlusskriterien an, die auf unseren ethischen und moralischen Überzeugungen sowie auf Risikobewertungen basieren. Unsere ESG-Ausschlusskriterien stellen einen Mindeststandard dar, um sich als Unternehmen für Portfolioinvestitionen zu qualifizieren. Unsere ESG-Strategien gehen über die Ausschlusskriterien hinaus, denn wir führen ESG-Analysen durch, die sich auf externe Daten, unsere Recherche und die Zusammenarbeit mit Unternehmen stützen und uns ein tiefes Verständnis der ESG-Risiken und -Chancen ermöglichen sollen.

 

Zusätzlich haben wir Strategien erarbeitet, die sich auf positive Auswirkungen konzentrieren. Wir haben dazu ein Modell entwickelt, das Investitionen identifiziert, die einen messbaren positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt haben und dadurch zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen.

Stolz sind wir auf unsere Erkenntnisse und unseren Zugang zur Small-Cap-Welt und zu den Unternehmen. 2020 haben wir unsere erste Studie über ESG-Ratings und kleinere Unternehmen veröffentlicht, kürzlich folgte die aktualisierte Studie, in der wir Small-Cap- und ESG-Ratings aus der Perspektive der Unternehmen untersuchten.

Beide Studien bestätigen die Herausforderungen der ESG-Integration im Hinblick auf die Verfügbarkeit und Qualität der Daten. Im Gegensatz zu traditionellen Finanzkennzahlen können ESG-Daten fragmentiert, inkonsistent und schwer zu beschaffen sein. Die meisten Asset Manager verlassen sich oft auf Drittanbieter von Daten, die unterschiedliche Methoden und Abdeckungen haben können, was zu Diskrepanzen bei ESG-Ratings und -Bewertungen führt und manchmal den Nachhaltigkeitsstatus des Unternehmens nicht genau widerspiegelt.

Dank externer ESG-Ratings mag der Zugang zu Informationen leichter sein als bei eigener Informationsbeschaffung. Doch diese Ratings sind nur ein Faktor, der in eine ESG-Analyse einfließen sollte. In vielen Fällen haben die Unternehmen – auch in unseren Portfolios (insbesondere in jenen mit Small- und Micro-Cap-Schwerpunkt ) – kein ESG-Rating, so wie es für sie häufig keine Research-Abdeckung gibt. Der Mangel an ESG-Ratings und die geringe Qualität von bestehenden ESG-Ratings tragen zur Ineffizienz der Bepreisung von Small- und Micro-Cap-Unternehmen bei. Ein Mangel, der zwar Renditechancen eröffnen kann, aber kein bleibender Zustand sein darf.

Über die Autorin:

Rupini Deepa Sobottka leitet seit 2018 das ESG Office bei Berenberg Wealth and Asset Management. Zudem steht sie unter anderem an der Spitze des Fachausschusses Sustainability Disclosure der DVFA-Kommission. 

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