Finanzlage unterstreicht positives Bild
Die für 2020 ausgewiesenen Eigenmittel der Bank lagen bei 295,5 Euro gegenüber 287,5 Millionen Euro in 2019. Die darin enthaltene harte Kernkapitalquote hat sie im Berichtsjahr weiter ausgebaut. Sie liegt mit 13,5 Prozent (12,4 Prozent im Vorjahr) nicht nur erneut signifikant über den aufsichtsrechtlichen Ansprüchen, sondern stellt den zweitbesten Wert in der Geschichte der Bank dar. Die Gesamtkapitalquote ist mit 15,7 Prozent gegenüber 14,4 Prozent in 2019 solide.
Mit einer Mindestliquiditätsquote von 1,9 verfügt Berenberg des Weiteren über eine angemessene und im Vergleich zu 1,5 in 2019 sogar deutlich ausgebaute Liquiditätsausstattung....
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Finanzlage unterstreicht positives Bild
Die für 2020 ausgewiesenen Eigenmittel der Bank lagen bei 295,5 Euro gegenüber 287,5 Millionen Euro in 2019. Die darin enthaltene harte Kernkapitalquote hat sie im Berichtsjahr weiter ausgebaut. Sie liegt mit 13,5 Prozent (12,4 Prozent im Vorjahr) nicht nur erneut signifikant über den aufsichtsrechtlichen Ansprüchen, sondern stellt den zweitbesten Wert in der Geschichte der Bank dar. Die Gesamtkapitalquote ist mit 15,7 Prozent gegenüber 14,4 Prozent in 2019 solide.
Mit einer Mindestliquiditätsquote von 1,9 verfügt Berenberg des Weiteren über eine angemessene und im Vergleich zu 1,5 in 2019 sogar deutlich ausgebaute Liquiditätsausstattung. Das Institut übertrifft um rund 90 Prozent den aufsichtsrechtlich geforderten Wert. Bei konstant gehaltener Gewinnrücklage und einem konstanten Posten namens Fonds für allgemeine Bankrisiken konnte Berenberg so die nachrangigen Verbindlichkeiten von 60 Millionen Euro aus dem Vorjahr auf 40 Millionen Euro in 2020 reduzieren und dabei auch seine Kapitalrücklage von null in 2019 auf nun 3,5 Millionen bestücken. Wir honorieren diese überaus solide Kapitalausstattung, den Aufbau von Reserven und die gute Zahlungsfähigkeit.
Summa summarum – dies untermauern die beiden letzten überaus erfolgreichen Jahresergebnisse 2019 (+160 Prozent gegenüber 2018) und 2020 (+78,7 Prozent gegenüber 2019) – scheint Berenberg nach dem drastischen Einbruch in 2018 der Turnaround gelungen zu sein.
Das desaströse Ergebnis von 2018 war der Trigger für drastische und konsequente Neukonfigurationen in wesentlichen Geschäftsfeldern: Berenberg verlagerte sein Geschäft weg von der Einzelproduktberatung hin zur Vermögensverwaltung im Wealth Management. Die Bank führte ihren mutigen Prozess konsequent fort: von einem altehrwürdigen Traditionshaus mit lokaler Ausrichtung hin zu einer dienstleistungsorientierten, internationalen Investmentbank.
Die Kostenseite hat sie dabei nicht aus dem Blick verloren. Investitionen nahm sie punktuell und nachhaltig vor: in Personal, Know-how und digitale Prozesse. So hat Berenberg ein voll digitales Angebot zum Kauf von Private-Equity-Fonds geschaffen. Weitere Dienste, wie das Wealth-Management-Portal, ergänzen die Palette.
Uns erscheint jedoch fraglich, ob dies eine hinreichende Antwort auf die durch die Covid-19-Pandemie beschleunigte digitale Transformation im Bankensektor ist. Absehbar ist, dass die Effizienz bei der digitalen Transformation der Geschäftsprozesse und -felder noch wichtiger werden wird.
Pandemie-Sorgen nicht aus der Welt
Die letzte Wirtschaftskrise und die hohen regulatorischen Anforderungen der vergangenen Jahre scheinen die Finanzinstitute allgemein widerstandsfähiger gemacht zu haben. Doch nun sind sie durch die Corona-Pandemie mit den nächsten großen Herausforderungen konfrontiert. Es ist noch unklar, welche mittel- bis langfristigen Auswirkungen die Pandemie auf die Finanzbranche haben wird.
Nach dem Einbruch des Jahres 2020 ist für 2021 rechnen wir zwar mit einem Aufschwung, und Impfstoffe sowie die Hoffnung auf ein wirkungsvolles Medikament können im Verlaufe des Jahres dazu beitragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Allerdings werden wahrscheinlich negative Folgen wie steigende Firmeninsolvenzen und Kreditausfälle die Finanzinstitute belasten. Nachdem die Fed und die EZB mit historisch beispiellosen Maßnahmen reagiert haben, dürften sich die Leitzinsen kurzfristig nicht nach oben bewegen. Damit werden vor allem diejenigen Banken unter Druck geraten, die traditionell mit ihrem Zinsgeschäft Erlöse erwirtschaften. Sollte es jedoch zu einem Anstieg der Inflationsraten und der Zinsen kommen, könnten die trotz schwerer Wirtschaftskrise hohen und steigenden Marktbewertungen korrigieren. Dies würde sich insgesamt negativ auf die gesamte Branche auswirken.
Alles in allem scheint Berenberg, dank seiner Konzentration auf das rentable und vor allem von Provisionen abhängige Kerngeschäft, der Pandemie und damit den herrschenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen bis jetzt trotzen zu können und damit gut gewappnet zu sein für die kommenden Herausforderungen.
Über die Autoren:
Stefanie Hehn-Ginsbach lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Finance & Kapitalmarkttheorie. Sie war von 2005 bis 2018 bei der Deutschen Bank tätig und bekleidete dort mehrere Führungspositionen im In- und Ausland. Zudem berät sie privatwirtschaftliche wie auch öffentliche Unternehmen bei finanzwirtschaftlichen Themen.
Gösta Jamin lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.