Trotz Covid-19-Pandemie und tiefer Rezession: Die Privatbank Berenberg, zweitälteste Bank der Welt und zugleich älteste Bank Deutschlands, hat ihr Geschäftsjahr 2020 fulminant abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr konnte sie erneut eine deutliche Steigerung des Jahresüberschusses auf 108,2 Millionen Euro (61,5 Millionen Euro im Vorjahr) ausweisen.
Dieses erfreuliche Ergebnis verdankt Berenberg in...
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Trotz Covid-19-Pandemie und tiefer Rezession: Die Privatbank Berenberg, zweitälteste Bank der Welt und zugleich älteste Bank Deutschlands, hat ihr Geschäftsjahr 2020 fulminant abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr konnte sie erneut eine deutliche Steigerung des Jahresüberschusses auf 108,2 Millionen Euro (61,5 Millionen Euro im Vorjahr) ausweisen.
Dieses erfreuliche Ergebnis verdankt Berenberg insbesondere der weiterhin konsequenten Konzentration auf die rentablen Kerngeschäftsfelder und seinem stringenten Kurs, Kosten zu senken. Das Steigern von Effizienz- und Profitabilität erlauben es der Bank in einem herausfordernden Marktumfeld, der Pandemie und dem Wettbewerbsdruck zu trotzen und das Geschäftsjahr 2020 mit dem besten operativen Ergebnis ihrer Geschichte abzuschließen, während viele andere Institute ihre Ergebnisse nur dank Sondereffekten halten können.
Starkes Kerngeschäft, stringentes Kostenmanagement
Hervorzuheben ist die Cost-Income-Ratio, die die Bank von 79,9 Prozent in 2019 auf 70,9 Prozent in 2020 weiter verbessern konnte. Damit ist die Kennzahl der Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Branchenvergleich erstklassig. Noch überzeugender ist die Eigenkapitalrendite. Während diese im Jahr 2019 mit 28,5 Prozent im Vergleich mit anderen Banken gut, aber für Berenberg-Verhältnisse eher mittelmäßig war, ist der Quotient aus Gewinn vor Steuern und Eigenkapital in 2020 mit 52,0 Prozent herausragend und wird vermutlich im Branchenvergleich einen Spitzenplatz, wenn nicht sogar den ersten Platz ausmachen.
Die Analyse der Ertragslage offenbart, dass das Institut seine Erträge in 2020 um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern konnte. Haupttreiber ist der Provisionsüberschuss, der in 2020 mit 415,6 Millionen Euro um rund 17 Prozent über dem Vorjahresniveau liegt und damit den bisherigen Höchststand markiert. Demgegenüber ging der, für das Ergebnis weniger relevante, Zinsüberschuss, vor allem aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus und den jüngsten Zinssenkungen der Fed, in 2020 um 12 Prozent auf 55,8 Millionen Euro zurück.
Berenberg verdankt die hervorragende Ertragslage vor allem dem soliden und nachhaltigen Verhältnis von Provisions- zu Zinsüberschuss von 88 zu 12. So gelang es der Privatbank, sich vom, bei vielen Wettbewerbern zu beobachtenden, Trend stagnierender oder gar rückläufiger Erträge abzukoppeln. Das rentable Wertpapiergeschäft, der Aktienhandel – der in 2020 erstmalig die Volumenschwelle von 100 Milliarden Euro durchbrach – sowie die starke Konzentration auf das Investment Banking tragen wesentlich zum hohen Gewicht der Provisionen bei.
Im Bereich Investment Banking seien exemplarisch die Kapitalmarkt-Transaktionen der beiden führenden Vakzin-Hersteller und deutschen Pioniere in der Covid-19-Impfstoffforschung erwähnt: Biontech (Bezugsrechtsemission) und Curevac (IPO). Im Wealth und Asset Management konnte die Privatbank durch die Neuausrichtung nicht nur qualitativ – testiert durch herausragende Fonds-Ratings und Outperformance aller Strategien zur Vermögensverwaltung –, sondern auch quantitativ mit einem leichten Anstieg des verwalteten Vermögens auf 41,3 Milliarden Euro (+1,5 Prozent) punkten – dies trotz der Veräußerung von Unternehmensteilen und dem damit verbundenen Abfluss von Assets.
Handelsergebnis belastet Ertragslage
Der Nettoertrag aus Handelsgeschäften brach in 2020 um 56,8 Prozent auf nur noch 6,8 Millionen Euro ein. Dies ist jedoch weniger besorgniserregend, da das Handelsgeschäft nicht zu den originären und strategischen Geschäftsfeldern Berenbergs gehört und auch nur einen zu vernachlässigenden Einfluss auf das Gesamtergebnis hat. Dies deuten wir als eine eher zurückhaltende, konservative Geschäftsattitüde in unsicheren Marktlagen.
Der deutliche Anstieg der sonstigen betrieblichen Erträge auf 36,3 Millionen Euro in 2020 (8,8 Millionen Euro in 2019) geht im Wesentlichen auf den Verkauf der verbliebenen Beteiligung an der Bank Bergos, vormals Berenberg Bank Schweiz, zurück. Rechnet man diese außerordentlichen Effekte aus der Gewinn-und-Verlust-Rechnung heraus, würde der Jahresüberschuss noch immer ein beachtliches Niveau ausmachen. Und es verbliebe die Marke des höchsten jemals erzielten operativen Gewinns.
Obwohl sich die Berenberg Bank strategisch neu ausgerichtet hat und dementsprechend Geld ausgab, sind die Verwaltungsausgaben in 2020 nur marginal um 1,4 Prozent auf 341,9 Millionen Euro gestiegen. Die Mitarbeiterzahl stieg um 6,7 Prozent auf 1.573, was zu einer Erhöhung der Personalkosten um 6,4 Prozent auf 226,5 Millionen Euro führte.
Dies interpretieren wir als Signal, dass die Geschäftsleitung an weiteres Wachstum glaubt. Der Kostendisziplin und den pandemiebedingten Einsparungen bei Reisen und Werbung ist es zu verdanken, dass die Bank ihren Sachaufwand, trotz erfolgter Investitionen in die IT-Infrastruktur und in digitale Prozesse, von 124,3 Millionen Euro in 2019 auf 115,5 Millionen Euro senken konnte.