Kurz-Analyse Kostendisziplin und Kerngeschäft sorgen für Berenberg-Rekordergebnis

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Erwähnenswert ist dabei, dass das ausgezeichnete Geschäftsergebnis ohne nennenswerte Sondereffekte erreicht werden konnte und einzig auf operative Werttreiber zurückzuführen ist. Die Ergebnis-Attribution durch die Sonstigen betrieblichen Erträge ist sogar von 18 Millionen Euro aus 2020 auf nur noch 10 Millionen Euro in 2021 zurückgegangen. Dies ist erwähnenswert, da viele andere Institute ihre Ergebnisse nur unter Nutzung von außerordentlichen Sondereffekten halten können.

Auch die Finanz- und Vermögenslage unterstreicht das positive und nachhaltige Bild. Sämtliche Kenngrößen wie die ausgewiesenen Eigenmittel, die darin enthaltene (harte) Kernkapitalquote aber auch die Liquidity Coverage Ratio übererfüllen signifikant die aufsichtsrechtlichen Anforderungen und untermauern die vorsichtige und konservative Unternehmensführung der Privatbank. Die Bilanzsumme ist dabei, u.a. aufgrund der Mittelzuflüsse im Wealth & Asset Management und des Equity Capital Marktest, von 4,7 Milliarden Euro in 2020 auf 6,4 Milliarden Euro im Berichtsjahr angewachsen.

Fokus auf rentables Kerngeschäft

Alles in allem scheint Berenberg dank seiner Fokussierung auf sein rentables und vor allem provisionsabhängiges Kerngeschäft der Pandemie und damit den herrschenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen sehr gut trotzen zu können und so gut gewappnet zu sein für die kommenden Herausforderungen. Die Privatbank selbst glaubt an die Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells und an weiteres, organisches Wachstum.

Auf Gruppenebene hat die Bank auch in 2021 kräftig eingestellt und die Mitarbeiterzahl um 8,3 Prozent auf insgesamt 1.703 erhöht. Die damit einhergehenden Steigerungen auf der Kostenseite im Berichtsjahr – Personalkosten plus 21,1 Prozent auf 274,4 Millionen und Sachkosten plus 12 Prozent auf 129,4 Millionen Euro – erscheinen angemessen und können als strategische Investitionen in die Stärkung des Geschäftsmodells gedeutet werden.

Die Zukunftsfähigkeit wird an der weiteren Digitalisierung der Geschäftsprozesse und der Prozesseffizienz gemessen werden, aber auch an der strategischen Ausrichtung an den mittel- und langfristigen Perspektiven der Kapitalmärkte, die beeinflusst durch die Pandemie, Inflation und einem erhofften (Nachkrisen-)Wirtschaftsaufschwung sich im Spannungsfeld der aktuellen Mega-Trends wie Klimawandel und Nachhaltigkeit bewegen wird.


Über die Autoren:
Stefanie Hehn-Ginsbach lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Finance & Kapitalmarkttheorie. Sie war von 2005 bis 2018 bei der Deutschen Bank tätig und bekleidete dort mehrere Führungspositionen im In- und Ausland. Zudem berät sie privatwirtschaftliche wie auch öffentliche Unternehmen bei finanzwirtschaftlichen Themen.

Gösta Jamin lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.

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