Beratung unerlässlich Was bei der Gründung einer Stiftung zu beachten ist

Klaus Naeve (l.) und Jörg Seifart

Klaus Naeve (l.) und Jörg Seifart

„Lieber Herr Berater, ich hätte da mal so eine Idee …“ Hin und wieder erleben Berater solche Momente, in denen der Kunde ein Anliegen hat, das außerhalb der eigentlichen Agenda liegt. Und geht es dann auch noch um ein Herzensanliegen – und das sind Stiftungsgründungen in aller Regel –, fühlt sich mancher Berater etwas unwohl. Gerade wenn es kein Tagesgeschäft für ihn ist.

Gut aufgestellt können Berater sinnvoll helfen, eine Stiftung zu gründen, beziehungsweise den Weg dahin bereiten. Die Möglichkeiten, die dabei zur Verfügung stehen sind jedoch sehr unterschiedlich. Idealerweise kann der zuerst angesprochene Berater auf ein Netzwerk von Spezialisten zurückgreifen – zunächst einmal unabhängig von der Frage, ob nun hausintern oder extern.

Einige Häuser haben Expertenteams für die strategische Beratung ihrer Kunden aufgebaut, andere sollten oder müssen direkt zu Beginn Netzwerkpartner einbinden. Wichtig bei der Auswahl ist, dass die externen Experten auch wirklich Erfahrung im Stiftungs(tages)geschäft haben und nicht als Haus- und Hofkanzlei/-notariat des Hauses vielleicht ab und zu eine Stiftungsgründung begleiten.

Vorsortieren und Projektdesign

Unabhängig von der eigenen Infrastruktur sollte im ersten Schritt ein Erörtern der Beweggründe erfolgen und geklärt werden, welches Wissen der Interessent über Stiftungen und deren Gründung bereits aufgebaut hat. Nicht jeder hat schon einmal eine Stiftung gegründet oder ist in einer Stiftung aktiv, so dass ein Abgleich zwischen der Erwartung an eine Stiftung und der gelebten Realität im Stiftungswesen sichergestellt sein muss.

Nicht jede gut gemeinte Wohltat lässt sich in der Praxis so umsetzen, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Das kann aus Expertensicht verschiedene Gründe haben.

Die rechtlichen Restriktionen sind dabei in aller Regel plausibel zu erklären. Das Gesetz ist nun einmal das Gesetz und nach diesen Spielregeln ist manches umsetzbar, anderes nicht oder jedenfalls nicht eins zu eins, wie angedacht.

Was dabei sehr häufig vollkommen aus dem Fokus gerät, ist, dass Stiftungen für die Finanzverwaltung ganz normale Steuersubjekte sind.

Das hat zur Folge, dass sie gegenüber den Behörden auch nachweisen müssen, für den guten Zweck tätig gewesen zu sein. Den Wenigsten ist am Anfang ihrer Stiftung bewusst, dass dies heißt: Belege sammeln! Zwar kann man auch die administrative Verwaltung bei Stiftungen outscourcen, allerdings bleibt der Aufwand dann etwa gleich hoch.

Vielfach sollte daher allein mit Blick darauf manche Stiftung vom Projektansatz her anders aufgesetzt werden, um möglichst viel der stiftungsinternen Bürokratie zu vermeiden.

Realistische Erwartungen an den Stiftungsalltag

Erheblich komplexer sind tatsächliche Hindernisse und/oder der häufig unterschätzte Arbeitsaufwand, den manches Projekt mit sich bringen kann. Wichtig dabei zu wissen ist, dass der gemeinnützige Bereich mitunter komplett anders als die freie Wirtschaft funktioniert. So sehr die öffentlichkeitswirksame Scheckübergabe auch Spaß macht und die Seele streichelt, kann der Weg dahin mitunter lang und steinig sein.

Daneben müssen Stiftungen auch gewissen Formalien genügen, zum Beispiel zu Vorstandssitzungen ordnungsgemäß laden und diese auch rechtssicher protokollieren. Will heißen, um künftigen Frust zu vermeiden, ist es unerlässlich zu besprechen, welchen Arbeitsaufwand künftige Stiftungsvorstände sich realistisch mit der Stiftung machen wollen und können.

Theoretisch kann man eine Stiftung so aufsetzen, dass die Arbeitsbelastung für die Vorstände in spe sich auf ein sehr geringes Maß begrenzt. Am ganz anderen Ende der Skala des denkbaren Engagements kann man sich für seine Stiftung selbstverständlich nahezu vollzeitgleich einsetzen.

Ein weiterer Punkt, der sehr häufig für künftige Verbitterung sorgt, ist die Erwartung an Spenden, die der eigenen Stiftung zu kommen sollten. Das vor dem Hintergrund, um mit weiteren extern akquirierten Mitteln mehr oder größere Projekte umsetzen zu können. Spendenakquise, das sogenannte Fundraising, erfordert Zeit, Muße und zunächst Kosten für beispielsweise die Gestaltung von Flyer, Broschüre und vieles Weitere.

Es ist auch nicht jeder der erfolgreiche (Freizeit-)Fundraiser und es ist auch nicht jedes Projekt für potentielle Spender attraktiv. Engagiert sich eine Stiftung für sehr ausgefallene oder gar mehrere Zwecke, die ohne Erklärung kaum miteinander in Verbindung gebracht werden können, so ist das Nachwuchsproblem für die Nachbesetzung der Vorstandsposten programmiert.