Berater Manfred Mönch im Gespräch „Versorgungswerke wachsen sehr dynamisch“

Kennt die institutionelle Kapitalanlagelandschaft im Detail: Manfred Mönch.

Kennt die institutionelle Kapitalanlagelandschaft im Detail: Manfred Mönch. Foto: Privat

pbm institutionell: Die Bayerische Versorgungskammer, kurz: BVK, ist mit einem Anlagevolumen von rund 82 Milliarden Euro eine der größten deutschen Kapitalsammelstellen. Wobei das nur der offizielle Buchwert ist. Welche Anleger sind ebenfalls besonders finanzkräftig?

Manfred Mönch: Die BVK betreute Ende 2019 mit zwölf Versorgungseinrichtungen für fast zwei Millionen Versicherte zu Marktwerten sogar mehr als 90 Milliarden Euro. Damit gehört sie zu den größeren Investoren in Europa. In Deutschland verwalten nur sechs Versicherungsgruppen ein umfangreicheres Anlagevolumen, darunter die Allianz, Münchener Rück/Ergo, Debeka, R+V, Talanx und Generali (Deutschland). Aber in jeder Investorengruppe gibt es sehr volumenstarke Kapitalsammelstellen: Das Pensionsvermögen der Siemens AG, die größte Pensionskasse BVV sowie die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder betreuen beispielsweise alle mehr als 30 Milliarden Euro.

Depot-A-Investoren, Lebensversicherungen, Versorgungswerke, Pensionskassen und Kirchen sind finanzkräftige Anleger in der Bundesrepublik. Wie viele Kapitalsammelstellen gibt es hierzulande schätzungsweise? Und wie viel Geld verwalten sie insgesamt?

Mönch: Die institutionelle Investorenlandschaft in Deutschland ist einerseits sehr granular und auch regional breit gestreut. Andererseits ist in den letzten Jahren auch ein gewisser Konsolidierungstrend zu erkennen. Insgesamt beobachten wir ein Anlagevolumen von mehr als 3,5 Billionen Euro. Das Kapital wächst jährlich um über 100 Milliarden Euro. Versicherungen verwalten insgesamt mehr als 2 Billionen Euro, wobei es 83 Lebens-, 46 Kranken- und mehr als 100 Sach- sowie Rückversicherungsunternehmen gibt. Die Zahl der Lebensversicherer ist in den letzten 15 Jahren allerdings um ein Viertel geschrumpft. Das lag an Fusionen, aber auch am Verkauf von Beständen einzelner Versicherer an sogenannte Run-Off-Gesellschaften, wodurch wiederum neue kapitalstarke Gruppen entstanden sind. Wir haben 60 Versicherungsgruppen identifiziert, die ein Milliardenvolumen verwalten, sechs davon über 100 Milliarden Euro. 

Ein anderer Blick auf das Gesamtkapital zeigt, dass knapp zwei Drittel auf die private oder betriebliche Altersvorsorge entfallen. Neben den Lebensversicherern spielen hier vor allem 135 Pensionskassen mit 210 Milliarden Euro, 91 Versorgungswerke mit mehr als 240 Milliarden Euro, Unternehmen mit über 350 Milliarden Euro sowie kommunale und kirchliche Versorgungseinrichtungen mit mehr als 120 Milliarden Euro eine wichtige Rolle. Daneben gibt es aber auch kapitalstarke Kirchen, Stiftungen sowie Anstalten und kommunale Einrichtungen. Insgesamt beobachten wir ohne Depot A-Investoren fast 400 Kapitalsammelstellen mit einem Anlagevolumen von jeweils mindestens 500 Millionen Euro.

Gibt es auch außerhalb der Versicherungswirtschaft Konsolidierungstendenzen?

Mönch: Eine Konsolidierungswelle hat Depot A-Investoren erfasst. Die Zahl der Sparkassen ist in den letzten 15 Jahren um rund 100 auf 379 gesunken, die der Genossenschaftsbanken um fast 500 auf 841. Zusammen veranlagten sie Ende 2019 ein Wertpapiervolumen von mehr als einer halben Billion Euro, wovon knapp 150 Milliarden in Spezialfonds investiert sind.

Welche Anlegergruppe hat ihr verwaltetes Vermögen in den vergangenen zehn Jahren besonders kräftig gesteigert und worauf führen Sie dieses Wachstum zurück?

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Mönch: Versorgungswerke wachsen sehr dynamisch. Aufgrund der Teilnahmepflicht freier Berufsträger wie Ärzte oder Rechtsanwälte hängt dieser Zweig der Altersvorsorge nicht von der aktuellen Attraktivität des Durchführungsweges ab. Deutlich gewachsen sind in den letzten Jahren auch einige kommunale und kirchliche Versorgungseinrichtungen, da hier teilweise ein gestiegenes Interesse an einer Ausfinanzierung der Versorgungsverpflichtungen besteht. 

Großanleger bewegen sich in unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen. Welche Anlegergruppe hat den größten Freiraum in der Kapitalanlage?

Mönch: Die größten Freiräume bei der Veranlagung der Gelder haben Unternehmen in der Direktzusage sowie Pensionsfonds. Für sie gibt es grundsätzlich keine Anlagebeschränkungen in Form von maximalen Quoten. Teilweise nutzen die Unternehmen ihre Freiheiten auch in Form einer überdurchschnittlich hohen Gewichtung von Aktien, Immobilien oder Alternatives.