Eckhard Sauren über Rentenmärkte „Berater sind in der Pflicht“

Eckhard Sauren

Eckhard Sauren

private banking magazin: In Ihrer aktuellen Studie „Die Zinsfalle“ warnen Sie vor den Risiken des derzeitigen Niedrigzinsumfelds. Gleichwohl werden Rentenfonds massiv vertrieben. Wird Ihre Botschaft ankommen?

Eckhard Sauren: Das hoffe ich. Denn Berater und Anleger stehen derzeit vor einem Problem. Egal, wie erfahren sie sind, so eine Zeit wie heute hat es die vergangenen drei Jahrzehnte nicht gegeben. 30 Jahre lang war ein realer Kapitalerhalt stets möglich, und Rendite gab es noch dazu. Das ist heute nicht mehr möglich, und trotzdem werden diese Erfahrungen aus der Vergangenheit recht unreflektiert einfach auf die Zukunft fortgeschrieben.

private banking magazin: Was lange währt, bleibt gut.

Sauren: Das könnte man meinen. Vieles hat ja auch gut geklappt. Doch ein Gesetz der Serie gibt es nicht. Immobilienfonds galten auch jahrelang als sicher und liquide. Der 1. FC Köln und der VfL Bochum galten sogar als unabsteigbar. Diese Zeiten sind vorbei. Die des risikolosen Zinses auch.

private banking magazin: Eine Prognose über die künftige Zinsentwicklung liefern Sie nicht.

Sauren: Das vermeiden wir ganz bewusst. Das können wir auch nicht. Andere sollen sich darin versuchen. Wir liefern eine prognosefreie Analyse und verstehen die Studie als einen Aufruf, sich über das Verhältnis von Risiko und Ertrag Gedanken zu machen. Denn lediglich eins ist ganz klar: Selbst wenn sich das Zinsniveau die kommenden Jahre nicht ändert, lässt sich mit soliden Staats- und Unternehmensanleihen kaum etwas verdienen. Von einem Anstieg der Zinsen ganz zu schweigen. Dieses asymmetrischen Risikos müssen sich Investoren bewusst werden.

private banking magazin: Nun sind Investitionen am Rentenmarkt die Basis jedes konservativen Portfolios. Was sind derzeit Alternativen?

Sauren: Rentenfonds sind ja per se nicht schlecht. Berater und Anleger sollten ihre Portfolios überprüfen. Es war ja keine große Kunst und Managerleistung, in der Vergangenheit anständige Erträge zu erzielen. Das geht heute nicht mehr, und besonders statischen Produkten oder Indexfonds fehlt es an Flexibilität. Anders ist dies bei flexibel ausgerichteten Absolute-Return-Fonds. Da mögen wir besonders den Starcap Argos (WKN: 805 785), den GAM Global Rates (A0Y EWG) oder Fonds von Jupiter und Bluebay. Die steuern aktiv die Duration, investieren in Währungen und gehen mitunter auch Short-Geschäfte ein.

private banking magazin: Sind Berater in der Lage, diese komplexen Produkte zu vertreiben?

Sauren: Sicherlich nicht in der Breite. Die Spitze des Beratermarkts kann das. Der Starcap Argos ist ja nun auch schon fast ein Klassiker. Berater müssen sich stärker mit den Strategien dieser Fonds beschäftigen. Daran wird kein Weg vorbeiführen.

private banking magazin: Absatzrenner sind vermögensverwaltende Fonds. Die haben massiv von den sinkenden Zinsen profitiert. Drohen auch hier Enttäuschungen?

Sauren: Das ist nicht auszuschließen. Gerade weil die Erwartungen wegen der großartigen Ergebnisse der Vergangenheit hoch sind. Berater sind auch hier in der Pflicht, ihre Kunden aufzuklären. Für riskant halte ich die Konzentration auf einzelne vermögensverwaltende Fonds. Da besteht schnell ein Portfolio aus drei dieser Erfolgs-Fonds. Das ist heikel. Ich rate dazu, maximal 10 Prozent des Vermögens auf einen einzelnen vermögensverwaltenden Fonds zu verteilen.

private banking magazin: Wo steht der Zinssatz der EZB in einem Jahr?

Sauren:
Hier haben wir keine Prognose.

private banking magazin: In welcher Liga spielt der 1. FC Köln in zwei Jahren?

Sauren: Natürlich in der 1. Liga.

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