Wolfgang Zinn, Grossbötzl, Schmitz & Partner Über die Vorteile familiengeführter Unternehmen

Wolfgang Zinn

Wolfgang Zinn

private banking magazin.de: Der Ruf, den familiengeführte Unternehmen hierzulande besitzen, ist nicht immer der beste. Warum haben Sie sich dieses spezielle Thema ausgesucht?

Wolfgang Zinn: In der Regel gelten Unternehmen, in deren Aktionärskreis Familien eine dominierende Rolle spielen, in der Tat als etwas konservativ, vereinzelt sogar möglicherweise langweilig. Das könnte auch ein Grund sein, warum einige Investoren einen Bogen um solche Aktien machen. Doch das ist ein Fehler. Die Wertentwicklung unseres Fonds, des GS&P Family Business Fonds, zeigt das ausdrücklich. Seit Auflage Ende 2003 hat der Fonds rund 150 Prozent zugelegt – und das mit einer deutlich geringeren Volatilität als etwa der Dax.

Wie haben Sie das Thema für sich entdeckt?

Wolfgang Zinn: Es war auch ein bisschen Zufall dabei. Denn entstanden ist der Fonds auf Anregung eines Kunden hin. Er hatte seine Firma verkauft und wollte mit dem Erlös quasi unter seinesgleichen bleiben. Und dabei haben wir in der Vermögensverwaltung festgestellt, wie lukrativ die Fokussierung auf Familienunternehmen sein kann.

Was machen familiengeführte Unternehmen besser?

Wolfgang Zinn: Das sind gleich mehrere Faktoren. Erfolgreiche Familienunternehmen sind häufig effizienter als der Markt, da das Kapital und die Entscheidungsgewalt im Unternehmen typischerweise in einer Hand gebündelt sind. Sie bevorzugen eine nachhaltige und defensiv orientierte Geschäftsstrategie, die erfolgreich und langfristig, häufig über mehrere Generationen hinweg, ausgerichtet ist. Die Überlegenheit von Familienunternehmen gegenüber klassischen Konzerngesellschaften liegt aber vor allem darin, dass es immer um das eigene Geld des Entrepreneurs geht. Aus persönlichem Gewinnstreben hat er, für jedermann nachvollziehbar, ein sehr hohes Interesse am Wohl des Unternehmens, an einem erfolgreichen Börsenkurs und vor allem aber daran, Fehler und Risiken in der Geschäftspolitik zu vermeiden. Kurzum: Mit dem Geld der Familie wird viel bewusster und vorsichtiger umgegangen.

Gibt es Branchen, die von familiengeführten Unternehmen dominiert werden?

Wolfgang Zinn: Nein. Auffällig ist aber, dass viele Familienunternehmen stark in der Nische sind. Durch Technologieführerschaft und meist auch Preisführerschaft in dem jeweiligen Segment ist die führende Wettbewerbsposition von den spezialisierten Familienunternehmen nur schwer angreifbar, weshalb man häufig sogar Weltmarktführer, mindestens aber regionaler Marktführer ist.

Wie definieren Sie den Begriff familiengeführtes Unternehmen?

Wolfgang Zinn: Aktien von börsennotierten Familienunternehmen in unserem Portfolio zeichnen sich dadurch aus, dass mindestens 30 Prozent des Grundkapitals auf Familien oder einzelne Personen entfallen müssen. So ist gewährleistet, dass die Familie aufgrund Ihrer hohen persönlichen Kapitalbeteiligung direkt oder indirekt Einfluss auf eine erfolgreiche und nachhaltige Firmenstrategie ausüben kann.

Wie sieht die Anlagestrategie aus?

Wolfgang Zinn: Fondsmanager Rainer Lemm hält gleichgewichtet 20 größere und 20 eher kleinere europäische Unternehmen, bei denen eine Eigentümerfamilie die Fäden zieht und mindestens 30 Prozent des Grundkapitals hält. So ist gewährleistet, dass die Familie direkt oder indirekt Einfluss auf eine erfolgreiche und nachhaltige Firmenstrategie ausüben kann.

Gibt es denn ausreichend Unternehmen?

Wolfgang Zinn: Ja. Das Anlageuniversum des Fonds umfasst etwa 450 Titel, die wir in Nebenwerte bis zu einer Marktkapitalisierung in Höhe von 3 Milliarden Euro sowie größere Standardwerte unterteilen. Aktuell weist das Gesamtportfolio im Durchschnitt eine Marktkapitalisierung von etwa 14 Milliarden Euro auf.

Wie erfolgt die Titelauswahl?

Wolfgang Zinn: Aus beiden Segmenten filtern wir quantitativ die jeweils interessantesten Titel. Wir schauen uns dabei Kriterien wie etwa Bewertung, Ertrag, Bilanzqualität und Risiko an. Anschließend erfolgt eine qualitative Analyse der Titel. Dabei werden wichtige Informationen untersucht, die nicht aus der Bilanz eines Unternehmens ablesbar sind, aber speziell bei Familienunternehmen eine wichtige Rolle spielen können, wie etwa die Frage der Nachfolgeplanung. Auch die Eignung eines Nachfolgers oder eventuell mögliche Streitigkeiten innerhalb der Familie, die das Unternehmen signifikant gefährden könnten, werden hierbei hinterfragt. Letztendlich kommen wir auf 40 Werte. Die einzelnen Aktien werden mit jeweils 2,5 Prozent gleich hoch gewichtet. Zweimal im Jahr erfolgt ein Rebalancing.

Sie bieten seit Kurzem eine US-Variante des Fonds an.


Wolfgang Zinn: Die Vorteile von Investments in familiengeführten Unternehmen sind nicht auf Europa begrenzt, sondern gelten grundsätzlich weltweit, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen. Mit dem GS&P Family Business Americas können Anleger nun also auch die Chancen von Familienunternehmen auf dem  amerikanischen Kontinent nutzen.


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