Der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Unterm Strich stehen 11,1 Prozent Wertzuwachs und ein auf 359,9 Millionen Euro gesteigerten HGB-Geschäftsergebnis (Vorjahr: 297,7 Millionen Euro). „Trotz aller geopolitischen und wirtschaftlichen Belastungsfaktoren in 2023 haben sich sämtliche Anlageklassen im Portfolio positiv entwickelt“, erklärte Vorstandsvorsitzende Anja Mikus bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2023 im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Fonds in Berlin und betont: „Wir haben bewiesen, wir können mit Krisen umgehen. Der langfristige Anlagehorizont erlaubt uns, die Volatilität der Märkte auszuhalten.“
Benchmark geschlagen, Dank zweier Zugpferde
Nach dem Krisenjahr 2022, was auch dem Kenfo ein minus von drei Milliarden Euro einbrockte, kam es im vergangenen Jahr demnach zu einer spürbaren Erholung an den Finanzmärkten. Von dieser profitierten sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte. Der nachlassende Inflationsdruck sorgte für Hoffnungen auf Leitzinssenkungen bereits in diesem Jahr. Zu der zweistelligen Rendite konnten sämtliche Anlageklassen beitragen. Hervorzuheben sind Aktien und aktienähnliche Anlagen mit 16,3 Prozent. Der Fonds hielt Ende 2023 gut 4000 unterschiedliche Aktien, darunter Nvidia mit einem Gewicht von 0,26 Prozent. US-Aktien insgesamt machten 36 Prozent aus. Papiere deutscher Unternehmen 3,6 Prozent. Schwellenländeranleihen waren ebenfalls erfolgreich, steuerten 10,8 Prozent bei.
Fondsmananager übertreffen notwendige Rendite um fast 7 Prozentpunkte
„Unser Portfolio hat eine leicht bessere Wertentwicklung als das Referenz-Portfolio erzielt und das bei einem im Vergleich deutlich geringeren Risiko. Auch die spezialisierten Asset Management-Gesellschaften, die wir beauftragt haben, generierte einen spürbaren Mehrwert. Dadurch erzielten wir in Summe eine um 1,03 Prozent höhere Rendite als unsere Benchmarks“, erläuterte Mikus. Mit der Gesamtrendite von 11,1 Prozent übertraf der Fonds die für das Stiftungsziel notwendige Rendite um fast sieben Prozentpunkte.
Ende 2023 lag die Aktienquote bei 46 Prozent und Anleihen wurden mit 37 Prozent gewichtet. Der Anteil nicht-börsennotierter Anlagen einschließlich Kapitalzusagen belief sich auf 19 Prozent des Fondsvermögens. Davon waren 9 Prozent investiert. An Barmitteln und geldmarktnahen Anlagen wurden 8 Prozent vorgehalten. Der Barmittelbestand dient dabei zum einen der Risikoreduktion und wird zum anderen für Kapitalabrufe für die nicht-börsennotierten Anlagen, wie beispielsweise Unternehmens- und Infrastrukturbeteiligungen, eingesetzt.
Das Stiftungsvermögen belief sich zum 31. Dezember 2023 zu Marktwerten auf 23,49 Milliarden Euro. Hinzuzurechnen sind die Auszahlungen in Höhe von 3,66 Milliarden Euro, welche die Verantwortlichen des Kenfo seit seiner Gründung 2017 für die Zwischenlagerung und Endlagersuche der nuklearen Abfälle ausgezahlt hat. 2023 wurden 637 Millionen Euro ausgezahlt.
Auch CO2-Ziele konnten erreicht werden
Zudem wurden im vergangenen Jahr laut Pressemitteilung Fortschritte bei der Erreichung der C02-Reduktion gemacht. Der Carbon Footprint konnte um weitere 14,3 Prozent reduziert. Bis 2050 will das Management des Kenfo das Portfolio auf Netto-Null reduzieren. Das erste 5-Jahresziel auf diesem Weg sieht bis Ende 2024 eine Reduktion der C02-Emissionen um 20 Prozent vor. Die erreichten Einsparungen sollen Ende 2023 mehr als doppelt so hoch gewesen sein.
Finanz- und Risikovorstand Thomas Bley berichtete, dass das HGB-Ergebnis um mehr
als 20 Prozent auf 359,9 Millionen Euro (Vorjahr: 297,7 Millionen Euro) gesteigert werden konnte. Hierzu beigetragen habe ein Anstieg der Erträge um 18,4 Prozent auf 371,8 Millionen Euro und eine Reduktion der Aufwendungen um gut 25 Prozent auf 12,2 Millionen Euro, unter anderem bedingt durch den Wegfall von Negativzinsen.
Aufgrund der für 2023 zu verzeichnenden positiven Wertentwicklung verfügt der Fonds nun über Stille Reserven von gut 2 Milliarden Euro. „Der Kenfo hat seit seiner Errichtung im Jahre 2017 alle Verpflichtungen zuverlässig und fristgerecht erfüllt und insgesamt 3,66 Mrd. Euro für die kerntechnische Entsorgung ausgezahlt. Wir sind stolz darauf, dass diese Auszahlungen trotz der vielen geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen der zurückliegenden Jahre in Summe durch Wertsteigerungen im Finanzanlagevermögen abgedeckt wurden und keine Substanz verzehrt wurde“, betont Bley
Auf das Jahr 2024 blicken er und seine Kollegen vorsichtig optimistisch. Für die ersten sechs Monate verzeichnet der Fonds demnach einen Wertzuwachs von fast 5 Prozent. Vor dem Hintergrund der nicht vorhersehbaren Zinsentwicklung, hoher Bewertungen von Technologieaktien, Energiepreisentwicklung und geopolitscher Spannungen wird jedoch weiterhin mit einem volatilen Kapitalmarktumfeld gerechnet.
Kenfo soll auch Generationenkapital verwalten
Die Verantwortlichen des Fonds sollen künftig auch das sogenannte Generationenkapital verwalten. Vorgesehen ist von der Ampel-Koalition, dass jährlich ein zweistelliger Milliardenbetrag aus Schulden zur Stützung der Rentenversicherung an den Kapitalmärkten angelegt wird. Ab Mitte der 2030er Jahre soll es Auszahlungen an die Versicherung geben. 2025 soll es losgehen, die ersten 12,4 Milliarden Euro sollen eingezahlt werden. Der entsprechende Gesetzentwurf ist im Bundestag jedoch bislang beschlossen.
Für Mikus unterscheiden sich die beiden Vermögen in zwei Punkten jedoch wesentlich: „Das Risikoprofil ist deutlich anders“, stellt sie klar und erläutert: „Beim Generationenkapital ist geplant, dass man erst nach zehn oder zwölf Jahren etwas auszahlen muss. Beim Kenfo ist es hingegen jedes Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag.“ Konsequenz für Mikus: „Beim Generationenkapital können wir uns eine deutlich höhere Aktienquote vorstellen“, sagt sie und nennt einen Wert von bis zu 80 Prozent, ohne sich festzulegen. Zweitens sollen dem Generationenkapital jährlich Gelder zufließen. Der Kenfo hingegen wurde 2017 als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Das Stiftungsvermögen speist sich aus den 24,1 Milliarden Euro, welche die Betreiber der Atomkraftwerke in Deutschland damals überwiesen hatten.