Bei zunehmenden Unsicherheiten Richtig diversifizieren

Der Vorstandsvorsitzende der Do Investment, Dirk Rüttgers, mahnt: Panik ist ein schlechter Ratgeber.

Der Vorstandsvorsitzende der Do Investment, Dirk Rüttgers, mahnt: Panik ist ein schlechter Ratgeber. Foto: Do Investment

„Euphorie schadet nicht, solange man seine Grenzen sieht“, sagte der deutsche Dichter Volkmar Frank. So mancher Anleger hat nach Zeiten der Hochstimmung zuletzt seine Grenzen kennen gelernt – und sucht nun verstärkt nach Sicherheit. Der Hintergrund: Die globale Konjunktur hat aufgrund geopolitischer Turbulenzen insbesondere gegen Jahresende einige Dämpfer hinnehmen müssen. Unter anderem haben US-Präsident Trumps Handelspolitik, die zähen Brexit-Verhandlungen und Italiens umstrittene Finanzpolitik für viel Volatilität an den Märkten gesorgt. Aber eine Weisheit sollte jetzt jeder Anleger wirklich beherzigen: Panik ist ein schlechter Ratgeber. 

Genau betrachtet, bieten die jüngsten Rückschläge auch Chancen. Ein Beispiel: Der Rauch und Lärm beim Abverkauf diverser Technologie-Werte weltweit verdeckt versteckte Potenziale auch in anderen Branchen. Denn: Mittlerweile zeigen sich sowohl in den klassischen Märkten Europas als auch in den zuletzt stark gebeutelten Schwellenländern erste Anzeichen von Erholung und leichter Aufwärtsdynamik.

Zudem gibt es in den USA noch einige zuverlässige Leistungsträger auch in traditionellen Industrien. Allerdings ist Vorsicht geboten. Im Zuge des stetig steigenden US-Haushaltsdefizits schätzt die Notenbank Fed, dass das Wachstum von zuletzt rund drei Prozent auf rund zwei Prozent im Jahr 2020 abkühlt. Schauen wir uns das Gesamtbild also in Ruhe an. 

Tech-Aktien – Anfang einer Neuaufstellung? 

Stichwort USA: Besonders der bereits erwähnte Technologiesektor sprintete bis vor kurzem voran. Es gab nur eine Richtung und zwar nach oben. So gehören sechs sehr wertvolle Unternehmen der Welt nur diesem Sektor an, darunter die Mega-Marken Facebook, Amazon, Google und Netflix. Mit einer Marktkapitalisierung von annähernd sechs Billionen US-Dollar ist die Wirtschaftsleistung allein dieser Unternehmen – kurz: FANG – höher als die der meisten Länder, etwa Deutschland mit umgerechnet rund zwei Billionen.

Dieses klare Monopol erinnert im Ansatz an die „Nifty Fifty“ in den USA der 1960er-Jahre. Während es der Gesamtmarkt damals insgesamt eher schwer hatte, ließen einige wenige Aktien alle hinter sich. Die damaligen Wachstumswerte hießen beispielsweise Coca-Cola, McDonald’s und Pepsi. Damals boomte der Food-Sektor – und dennoch bewegten sich insbesondere Coca-Cola und Pepsi nach Marktbereinigung durch geändertes Konsumverhalten schnell in unterschiedlichen Fahrwassern. 

Wer stark von Trends und Verbraucherstimmungen lebt, muss also mit unvorhersehbaren Änderungen fürs eigene Geschäftsmodell rechnen. Beispiel: FANGs. Nachdem die Facebook-Aktie im Juli dieses Jahres um fast 20 Prozent abstürzte, hatten auch weitere Technologieunternehmen wie Twitter, Google und Netflix mit Kursverlusten zu kämpfen. Seither zeichnet sich ein charttechnischer Abwärtstrend ab.

Ein weiterer, typischer Belastungsfaktor sind mögliche steuer-regulatorische Änderungen, die teils tief in die Geschäftsmodelle eingreifen und den bewährten Schwung rausnehmen. Wandel des Kunden- beziehungsweise Nutzerverhaltens noch nicht eingerechnet. Die FANGs sind unterm Strich ein Beleg dafür, wie wichtig es ist, nicht allein auf eine vielversprechende Branche zu setzen – sondern sein Portfolio breit und mit möglichst voneinander unabhängigen Anlagen aufzustellen.