Megatrends und lukrative Nischen Bei Themenfonds müssen aktive Manager ihr Können beweisen

Labor-Mitarbeiterin am Roche-Standort Mannheim

Labor-Mitarbeiterin am Roche-Standort Mannheim: Der Pharmakonzern ist eine Top-Position im Nischenfonds Candriam Equities Oncology Impact. Foto: Roche

„Wenn ein Kind krank wird, wird es schwierig“, sagt Laura, berufstätige Mutter von vier Kindern in einem Video, das das US-Unternehmen Teladoc veröffentlicht hat. Arzttermine in ihrem Terminkalender unterzubringen, sei kaum möglich. Daher nutze sie die Online-Dienste der Telemedizinfirma. „Ich kann jederzeit und von überall mit einem Arzt sprechen, auch aus dem Büro oder wenn ich im Auto sitze.“

In Deutschland noch eher die Ausnahme, ist Telemedizin in den USA bereits ein riesiger Markt. Teladoc gehört zu den größten Anbietern bei virtuellen Gesundheitsdiensten, für die Aktie ging es seit dem Jahr 2019 steil bergauf. Im Themenfonds Digital Health Equity von Credit Suisse Asset Management liegt das Unternehmen auf der Top-Position.

Einer Auswertung des Analysehauses Morningstar zufolge gehört der Fonds unter den Themen-Investments zu den Gewinnern im schwierigen ersten Börsenhalbjahr 2020. Auf Jahressicht legte der Digital Health Equity um knapp 83 Prozent zu, im laufenden Jahr waren es bislang 18 Prozent. Fondsmanager Thomas Amrein investiert vor allem in kleine bis mittelgroße Firmen aus der Medizinbranche. Die Corona-Krise hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter vorangetrieben. Vom Fokus auf Medizin und Biotech profitieren aber auch breiter aufgestellte Gesundheitsfonds.

Weitere Top-Themenfonds macht Morningstar in den Sparten E-Commerce und künstliche Intelligenz aus. Darunter ist etwa der Echiquier Artificial Intelligence. Wer in Fonds mit diesem Stichwort im Namen nur Nebenwerte erwartet, liegt falsch. Investiert wird meist nicht nur in Firmen, die entsprechende Systeme entwickeln, sondern auch in Profiteure der Anwendungen. Das erklärt, warum manches Portfolio mit Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Co. eher an einen Fonds der Aktien-Rubrik US-Technologie erinnert. Auch der Echiquier-Fonds legt den Fokus auf sogenannte Large Caps.

Auf den Spitzenplätzen rangieren Software-Firmen mit dem Schwerpunkt auf Cloud-Technologien. Mit einem Volumen von mehr als 8 Milliarden US-Dollar und einer starken Wertentwicklung sticht unter den KI-Fonds zudem der Allianz Global Artificial Intelligence heraus. Wie seine Konkurrenten ist aber auch dieser Themenfonds recht jung. Eine Ausnahme: Der DWS Artificial Intelligence ist bereits seit 1983 am Markt, hieß aber bis 2010 noch anders.

Das Phänomen zeigt sich auch beim Trendthema neue Mobilität: Alle unter dem Stichwort zu findenden Fonds sind jünger als drei Jahre. Neben E-Auto-Herstellern wie Tesla und dem chinesischen Konkurrenten Xpeng investieren die Fondslenker in Halbleiter- und Software-Firmen sowie Akku-Technologie. Anders sieht es bei der Historie von Themenfonds zu Ernährung und Wasser aus: Viele der entsprechenden Produkte sind bereits seit mehr als zehn Jahren am Markt.

Als Wachstumssegment lassen sich Themenfonds nicht nur anhand zahlreicher Neuauflegungen festmachen. Morningstar zufolge waren Ende 2019 weltweit knapp 200 Milliarden US-Dollar in aktiven und passiven Themenfonds investiert. Das entspricht zwar nur etwa einem Prozent der Fondsgelder. Zehn Jahre zuvor lag die Quote allerdings noch bei gerade einmal 0,1 Prozent.

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Dass das Interesse zunimmt, merkt auch der Vertrieb: Das Kundenvolumen in entsprechenden Fonds habe sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, heißt es von der Commerzbank. In diesem Jahr sei bereits ein dreistelliger Millionenbetrag in Themenfonds geflossen.

„Abgesehen von der guten Wertentwicklung sind diese Fonds auch durch ihre spannenden Geschichten in den Fokus gerückt“, sagt Karsten Metternich, Leiter Vertriebsunterstützung für das Wertpapiergeschäft für Privat- und Wealth-Management-Kunden der Commerzbank. Besonders gefragt seien Technologiefonds.

Entscheidend dabei für die Commerzbank: „Ein Thema muss breit investierbar sein.“ Damit soll das Risiko für den Kunden überschaubar bleiben. „Ein eng gefasster Trend kann schnell durch zum Beispiel sich ändernde Regulatorik zunichte gemacht werden“, so Metternich. Bei Technologiefonds setzt die Bank auf weit gefasste Themenbereiche wie künstliche Intelligenz.

Noch breiter aufgestellt sind Produkte wie der Fidelity Global Technology oder der Thematica von Allianz, die eine gesamte Branche beziehungsweise gleich mehrere Megatrends abdecken. „Bei diesen Fonds kann das Management auf Wandlungen innerhalb eines Trends reagieren“, sagt der Commerzbank-Experte. Beim letzten Themenfonds-Hype in den 2000er Jahren seien die abgedeckten Trends viel spitzer und oft kurzfristiger gewesen.