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Die Zeit der verzweifelten Renditesuche für institutionelle Investoren scheint vorbei. Das war eine zentrale Botschaft des „Insurance & Pension Day“ vergangene Woche in Köln auf Einladung des Vermögensverwalters Natixis Investment Managers.
Bei einer von zwei Podiumsdiskussionen trafen Thomas Mann vom HDI-Vermögendverwalter Ampega, Jürgen Schwering vom Run-Off-Spezialisten Viridium und Stefan Nellshen von der Bayer Pensionskasse aufeinander - drei Praktiker mit unterschiedlichen Ausgangspositionen, aber vielfach ähnlichen Marktbeobachtungen.
Renaissance der Staatsanleihe
So herrschte Einigkeit beim Blick auf die Portfolioentwicklung seit 2022. „Es ist wieder viel mehr Geld in Zinsmärkte geflossen, weil es einen ordentlichen laufenden Ertrag bietet, den wir jahrelang vorher nicht mehr hatten“, konstatierte Mann. Gleichzeitig seien bei vielen institutionellen Anlegern die Dotierungen in die alternative Anlageklassen etwas zurückgegangen.
Nellshen bestätigte diesen Trend aus Pensionskassen-Sicht: „Viele Häuser haben gesehen, dass sie mit annähernd risikofreien, alten, langweiligen deutschen Staatstiteln auf einmal wieder ihren Rechnungszins verdienen konnten.“ Dies sei teilweise zulasten börsennotierter Renten gegangen, bei denen deutsche Pensionskassen ein Bilanzvolatilitätsrisiko hätten, und teilweise zulasten börsennotierter Aktien.
Schwering wiederum sagte, dass er die Sorge vor Marktpreisrisiken im Zuge der Zinsentwicklung nicht grundsätzlich teilt. Aus seiner Sicht bedeute ein steigender Zins auch eine steigende Risikotragfähigkeit für die Lebensversicherung: „Ich glaube, ich kann keinen Wertbeitrag generieren, indem ich auf steigende oder fallende Zinsen setze. Die Wertbeiträge, die wir generieren können, entstehen durch ein vernünftiges ALM.“ Damit könne man die Erfüllbarkeit der Ansprüche der Versicherten sicherstellen, um dann über andere Instrumente eine stabile Zusatzrendite zu erzielen.
Alternative Assets: Differenzierte Betrachtung nötig
Bei den alternativen Anlageklassen plädierten die drei Diskutanten für eine differenzierte Sichtweise. Schwering widersprach der gängigen Gleichsetzung mit Illiquidität: „Es gibt wenige Assets, die so illiquide sind in den Bilanzen von Versicherern, wie die Bundesanleihe mit 15 Prozent Stillstandskosten. Und es gibt wenige Assets, die so liquide sind wie ein Corporate Debt-Portfolio, wo pro Jahr 25 bis 30 Prozent getilgt werden und wieder reinvestiert werden müssen.“
Mann sieht nach „drei Jahren Fuß vom Gas“ nun wieder Bewegung: „Wir können beobachten, dass wir wieder so langsam dahin kommen, dass wir wieder steigende Commitments in verschiedenen alternativen Asset-Klassen aufbauen.“ Nellshen verwies auf die Bedeutung von Sekundärmärkten: „Ich glaube, das große Aufkommen von Secondary Funds, gerade im Bereich Private Equity, zeigt, welche Liquidität sich da auch im Markt gebildet hat.“
Private Debt passt nicht zu allen
Beim Thema Private Debt mahnte Mann zur Präzisierung: Hier schwinge immer implizit ein gewisser „Non-Investment-Grade-Charakter“ des Underlayings mit. Die Frage sei immer, wie Appetit für man für solche Vermögensanlageformen man im Fixed Income habe. Nellshen offenbarte regulatorische Beschränkungen. Sein Haus stehe mit der Anlageverordnung unter einem anderen aufsichtsrechtlichen Regime als Solvency II.
Schwering betonte, dass seine Gesellschaft sehr stark auf Private Debt als Teil einer diversifizierten strategischen Asset-Allocation setze. Die Entwicklung sei dabei „doch ein Stück weit losgekoppelt von dem, was im liquiden Corporate-Markt passiert.“
Infrastruktur-Investments vorzugsweise mit Fremdkapital
Bei Infrastruktur-Investments zeigte sich eine klare Präferenz für die Fremdkapitalseite. Schwering: „Bei uns spielt Infrastruktur-Equity keine Rolle, wir finanzieren es aus der Fremdkapitalgeber-Position heraus als Private Debt.“
Mann verwies auf die praktischen Hürden bei Equity-Investments: „Manche Infrastruktur-Equity-Anlagen sind gar nicht für institutionelle Investoren zugänglich, weil der Baukonzerne das Equity lieber für sich behalten wollen.“
Immobilien: Selektiv und vorsichtig
Die größte Zurückhaltung zeigten alle drei Experten bei Immobilieninvestments. Mann verwies auf die schwierige Marktlage bei Büro-Immobilien. Die gestiegenen Vergleichsrenditen erschwerten Investitionen.
Nellshen praktiziert für sein Haus eine strikte Opportunitätskostenrechnung: „Wir ordnen jeder Immobilie, die wir uns überlegen zu kaufen, eine Sollrendite zu, die sie mindestens bringen muss mit Mieteinnahmen.“ Bei der Objektauswahl setzt er auf kleinere Büroimmobilien in innerstädtischen Lagen, die etagenweise überwiegend an Kleingewerbetreibende vermietet werden.
In Sachen Nachhaltigkeit sehen die drei Kapitalanaleger trotz angekündigter Entbürokratisierung keine Rückabwicklung. Mann sagte: „Wir haben mit all den Kapazitäten und Prozessen das mühsam aufgebaut, was man von uns in den letzten Jahren erwartet hat. Das ist gekommen, um zu bleiben.“
