private banking magazin: Ramtin, wie unterscheidet sich Bavest von etablierten Plattformen wie Morningstar in Bezug auf Datenqualität und Analysefunktionen?
Ramtin Babaei: Auch wenn Morningstar ein etablierter Anbieter ist, bauen wir mit Bavest eine ernstzunehmende Konkurrenz aus Europa auf. Die aktuellen Anbieter verschlafen aktuelle Technologien wie KI und neue Markttrends der Finanzwelt. Unser Unterschied in der Plattform ist der Grund wieso immer mehr Finanzunternehmen, von klein bis etablierten Playern wie Etoro auf uns setzen: Wir bieten eine deutliche höhere Coverage in allen Asset Klassen, aber vor allem bei Small- und Mid-Cap Aktien und nischigen ETFs und Fonds.
Gibt es weitere Gründe?
Babaei: Unsere Datentiefe, die alternativen Daten und Insights: Klassische Finanzdaten reichen nicht mehr aus, um erstklassige Fintech-Produkte zu entwickeln oder Investment-Research zu
betreiben, es braucht alternative Daten wie beispielsweise Sentiment Daten, Klimadaten, Supply Chain Daten oder quantitative Analysen mit KI-Modellen, die potenziellen Risiken von morgen schon heute aufzeigen. Unser größtes Alleinstellungsmerkmal ist aber vor allem die “Data-on-Demand” Funktion der Cloud Infrastruktur: Bei fehlenden Datenpunkten oder Assets werden, die mittels unserer dafür eigens entwickelten KI-Technologie gesammelt und ergänzt.
Welche Vorteile bietet die KI-Infrastruktur von Bavest für institutionelle Anleger im
Vergleich zu traditionellen Research-Tools?
Babaei: Aktuell haben nur wenige institutionelle Anleger Zugriff auf alternative Daten und
KI-basierte Portfolio-Analytics mit wirklich tiefgründigen Insights. Leider muss man sagen, dass
heutzutage an vielen Stellen KI steht, aber dahinter nur eine einfache Excel Tabelle mit
einer Formel steht. Klassische Plattformen bieten aktuell auch mehr KI Gimmicks als echte KI an.
Und was macht Bavest?
Babaei: Wir analysieren Risiken und zeigen, wie sich Portfolios in volatilen Phasen oder unter geopolitischen Einflüssen verhalten. So gewinnen Investoren fundierte Einblicke – datenbasiert und deutlich tiefer als mit herkömmlichen Research-Plattformen. Gerade kleinere Fondshäuser und Asset Manager verfügen oft nicht über eigene Data-Science-Teams. Für sie bieten wir neben unserer API auch klassische, leicht verständliche Reportings – ohne technischen Integrationsaufwand, aber mit dem Mehrwert unserer Daten und Analysen.
Wie können Unternehmen Eure Plattform in ihre bestehenden Systeme integrieren,
um Echtzeitdaten effizient zu nutzen?
Babaei: Die Integration ist unkompliziert und flexibel gestaltet. Unsere API ist modular aufgebaut, vollständig dokumentiert und lässt sich nahtlos in interne Tools, Dashboards oder Anwendungen einbinden – ob für Research, Portfolio-Management oder Reporting. Unternehmen erhalten dadurch in Echtzeit Zugang zu tiefgehenden Finanz-, ESG- und alternativen Daten – und können diese direkt in ihre Prozesse einfließen lassen. Für Teams ohne eigene Entwickler bieten wir zudem Low-Code-Lösungen oder klassische Datenfeeds an, um den Einstieg so effizient wie
möglich zu gestalten.
Welche Rolle spielen ESG- und Klimadaten in Ihren Analysen, und wie profitieren Asset-Manager davon?
Babaei: Viele ESG-Datenanbieter konzentrieren sich auf oberflächliche Kennzahlen wie
ESG-Scores oder Peer-Group-Vergleiche. Für Asset Manager, die fundierte nachhaltige
Entscheidungen treffen möchten, reichen solche Daten nicht aus. Wir bieten deshalb Carbon-Footprint Daten und Greehouse-Gas Daten an und analysieren zudem komplexere Datenlagen: Wie entwickelt sich die Erderwärmung, wenn alle Unternehmen wie dieses eine bestimmte Unternehmen wirtschaften würden?
Was ist der CO2-Fußabdruck meines Portfolios? All dies Fragen können wir datennbasiert beantworten. Wir stellen Daten und Insights bereit, die man in dieser Tiefe und Qualität in meinen Augen sonst kaum findet. Gerade für Asset Manager bedeutet das, dass sie fundierter arbeiten können – datenbasiert, nachvollziehbar und mit einem Mehrwert gegenüber Standardlösungen.
Welche spezifischen KI-Modelle verwendet Bavest, um Portfolio-Risiken zu bewerten und alternative Daten wie Sentiment oder ESG zu analysieren?
Babaei: Wir setzen Transformer-Modelle ein, um Sentiment- und ESG-Daten automatisiert zu
extrahieren und zu analysieren. Die größte Herausforderung liegt im Training – dafür bereiten wir zehntausende Datenpunkte intern auf und trainieren unsere KI-Modelle gezielt mit marktrelevanten Informationen. Klassische Kursdaten beziehen wir direkt von Börsenplätzen, alle anderen Daten werden von uns eigenständig gesammelt, verarbeitet und interpretiert.
Wir haben eigene Transformer Modelle, mithilfe derer können wir dann das Sentiment von
dem Finanztext oder Sozial Media bestimmen. Im ESG-Bereich nutzen wir Vision Transformer, um Nachhaltigkeitsberichte auszuwerten und relevante Kennzahlen herauszufiltern. Anschließend fließen diese Informationen in unsere eigenen Analysemodelle ein, mit denen wir Portfolios präzise bewerten und Risiken sichtbar machen.
Wie unterstützt die Plattform kleinere Investmentteams bei der Entscheidungsfindung am Kapitalmarkt?
Babaei: Kleinere Investmentteams stehen vor zwei zentralen Herausforderungen: Zum einen
erschwert die geringe Teamgröße die Bewältigung der täglichen Flut an Finanzdaten. Zum
anderen fehlen oft spezialisierte Data Scientists, um alternative Datenquellen sinnvoll in den Investmentprozess zu integrieren. Wir liefern Abhilfe, indem die AI und Data-Kapazitäten
an Bavest “outgesourced” werden. Wir stellen dafür AI-as-a-Service bereit, was Assetmanagern ermöglicht, Portfolios mithilfe von KI auf Risiken zu prüfen.
Welche Funktionalitäten der Bavest-Technologie werden von Etoro genutzt, und
wie tragen diese zur Optimierung der Handelsplattform bei?
Babaei: Etoro bietet eine breite Palette von Anlageklassen an, die es Anlegern ermöglichen, ein
diversifiziertes Portfolio aufzubauen – mit Aktien und ETFs als zwei der größten und wichtigsten
Segmente neben Kryptowährungen. Passive Geldanlage, ob über ETFs oder Fonds, hat in
den vergangenen Jahren insbesondere bei Privatanlegern stark an Bedeutung gewonnen. Vor allem durch die Neobroker und deren einfachen Zugang gab es hier diesen starken, positiven Wachstumstrend.

Genau hier kommen wir ins Spiel: Unsere Technologie liefert sämtliche ETF-Daten, Insights und Analysen, die den über 38 Millionen Nutzern auf der Plattform zur Verfügung stehen. Besonders entscheidend für Etoro war dabei unsere Data-on-Demand-Technologie: Für weniger bekannte ETFs liefern unsere Systeme innerhalb weniger Tage strukturierte, verlässliche Daten nach. So erhalten Nutzer auch bei Nischen-ETFs fundierte Informationen.
Inwiefern könnte die Zusammenarbeit mit Etoro das Wachstumspotenzial von Bavest im internationalen Markt fördern?
Babaei: Die Partnerschaft ist für Bavest ein starker strategischer Hebel im internationalen
Markt. Als globale Investment-Plattform mit über 38 Millionen Nutzern und einem baldigem
IPO in New York verschafft Etoro uns nicht nur enorme Sichtbarkeit, sondern auch unmittelbares Vertrauen bei institutionellen und privaten Marktteilnehmern. Durch die Integration unserer Technologie in ein etabliertes Ökosystem positionieren wir Bavest als zuverlässigen Datenpartner – ein starkes Signal für Qualität und Skalierbarkeit. Darüber hinaus öffnet die Zusammenarbeit Türen zu neuen Märkten und Anwendungsfeldern: Ob bei weiteren Neobrokern, Banken oder generell Fintechs.
Wie plant Bavest, die kürzlich erhaltene Finanzierung einzusetzen, um seine Marktposition weiter auszubauen?
Babaei: Wir erweitern unsere KI-Infrastruktur, entwickeln Modelle zur Analyse weiterer Assetklassen und integrieren zusätzliche Datentypen – etwa im Bereich der alternativen Daten. Gleichzeitig bauen wir unser Team aus, insbesondere im Bereich Softwareentwicklung, um unsere Plattform weiter zu skalieren.
Welche Expansionsstrategien verfolgt Bavest im DACH-Raum und darüber hinaus?
Babaei: Als digitales Unternehmen sind wir bereits global präsent. Der DACH-Raum ist unsere
Basis, doch bereits heute bedienen wir Kunden in den USA, Südkorea und Indien. Unser Fokus liegt nun auf dem Ausbau dieser internationalen Präsenz – insbesondere in Schlüsselregionen wie den USA und UK. Ziel ist es, unsere Plattform global als führende Infrastruktur für Finanzdaten und KI-gestützte Analysen zu etablieren.
Wie reagiert Bavest auf den wachsenden Bedarf an nachhaltigen Investmentlösungen und datengetriebenen Entscheidungen im Finanzsektor?
Babaei: Wir sehen uns als "Fintech 2.0". Eine neue Fintech-Generation, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) die Finanzwelt transformiert – hier wollen wir auch Vorreiter sein. Wir setzen
also bei Bavest von Beginn an auf maßgeschneiderte KI-Technologien und moderne Cloud-Lösungen, um flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und diese auch aktiv mitzugestalten und global skalierbare Finanzprodukte entwickeln.
Welche langfristigen Ziele verfolgt Bavest hinsichtlich der Demokratisierung des
Zugangs zu hochwertigen Finanzdaten für Unternehmen?
Babaei: Wir wollen einer der führenden Daten- und Analytics-Player weltweit werden
– mit europäischer Herkunft. Mit innovativen Technologien und tiefgreifenden Insights
wollen wir die Finanzmärkte nachhaltig verändern und eine globale Führungsrolle einnehmen.
Diese klare Vision treibt unseren Erfolg und unsere langfristige Ausrichtung als zentraler Infrastruktur Partner für Broker, Asset Manager und aufstrebende Fintechs weltweit. Unser
Wachstum zeigt: Die Zukunft der Finanz- und Datenanalyse gehört KI-basierten Fintechs –
und wir gestalten diese aktiv mit.
Was machst Du, um nach einem langen Arbeitstag abzuschalten? Gibt es etwas, das
Dir hilft, den Kopf frei zu bekommen?
Babaei: Nach einem langen Arbeitstag gibt es für mich nichts Besseres als eine ausgedehnte
Laufrunde. Beim Joggen kann ich komplett abschalten – das funktioniert bei mir wirklich nur
da. Am liebsten laufe ich am Main entlang, vorbei an den Banken und der EZB. Die
Kombination aus Bewegung, Stadt und Skyline hat für mich einfach was Inspirierendes und
Entspannendes.
Wenn du nicht im Finanzbereich gelandet wärst – was wäre deine absolute
Traumkarriere?
Babaei: Wenn ich nicht im Finanzbereich gelandet wäre, wäre meine absolute Traumkarriere
wahrscheinlich in der Raumfahrt – und zwar im Bereich der Software. Die Raumfahrt fasziniert mich unglaublich, und ich bin überzeugt, dass sie die nächste große Industrie der Zukunft ist.
Gibt es ein Buch, einen Film, der dich besonders inspiriert hat und vielleicht sogar
deine Sicht auf die Welt verändert hat?
Babaei: Besonders inspirierend fand ich das Buch “Shoe Dog” von Phil Knight, dem Gründer von
Nike. Die Art, wie er Nike aufgebaut hat – mit all den verrückten Wendungen, den Herausforderungen in Japan, den Rückschlägen – ist einfach Wahnsinn. Man merkt beim
Lesen, wie viel Leidenschaft, Chaos und Mut hinter so einer Weltmarke steckt.
Sein Schreibstil und der Humor, den er einfließen lässt, machen das Buch besonders lesenswert. Es war so gut, dass ich es innerhalb eines Jahres nochmal gelesen habe. Es hat meine Sicht auf Erfolg und Durchhaltevermögen verändert – und mir gezeigt, dass in jedem von uns viel mehr steckt, wenn man sich einfach mal traut, Dinge auszuprobieren. Auch wenn es ein bisschen kitschig klingt, aber manchmal braucht es wirklich einfach den Mut, ins kalte Wasser zu springen.
Über den Interviewten
Ramtin Babaei gründete im August 2022 gemeinsam mit Pedram Babaei und William Todt den Datenanbieter Bavest. Das Fintech bietet den Zugang zu Echtzeit-Finanzdaten und alternativen Daten wie Sentiment-, ESG- und Klimadaten. Zu den Kunden gehören Asset Manager, Banken und Family Offices. Vorherige Karrierestattionen waren unter anderem bei dem Robo Advisor Oskar.