Die Pressemitteilung vom 14. Dezember 2012 ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel. Darin gibt DB X-Trackers, die ETF-Tochter der Deutschen Bank, bekannt, seinen ersten ETF aufzulegen, der den Vergleichsindex physisch repliziert, also direkt nachbaut. In den Jahren davor ließ das Unternehmen kaum Zweifel daran, dass es besser sei, einen Index über einen Swap nachzubilden. In diesem Fall bestünde das Portfolio aus indexfernen Positionen, für die korrekte Wertentwicklung sorge ein Tauschgeschäft (Swap) mit einer Investmentbank.
Doch seit 2012 stellen ETF-Anbieter ihre Paletten um, physisch nachbildende ETFs sind auf dem Vormarsch. DB X-Trackers war der erste der großen Anbieter. Gleichwohl gibt es weiterhin ETFs mit Swap. Und sie haben nach wie vor Vorteile: Durch die genaue Swap-Abrechnung vermeiden sie Abrieb, der entsteht, wenn man etwa einen sehr kleinteiligen Index nachbauen will. Andere Indizes, zum Beispiel von Rohstoffen, lassen sich gar nicht direkt nachbauen. Dagegen gilt es als eines der Hauptrisiken im Bauplan von ETFs, dass der Swap-Kontrahent sein Zahlungsversprechen nicht einlösen kann.
Die europäische Fondsrichtlinie Ucits sieht vor, dass das unbesicherte Kontrahentenrisiko nicht mehr als 10 Prozent des Portfolios ausmachen darf. Alle ETF-Häuser unterbieten das deutlich. Manche rechnen unbesicherte Swap-Schulden täglich ab und setzen sie auf null, indem sie Sicherheiten einfordern oder zusätzliche Wertpapiere ins Portfolio holen. Besteht das ganze ETF-Portfolio aus nichts anderem als dem Swap, muss der Kontrahent komplett Sicherheiten hinterlegen (Fully funded). Das macht er übrigens nie im eigenen Haus, sondern bei einem Treuhänder, einer Depotbank.
Am Ende muss jeder Anleger entscheiden, ob ihm die Sicherheitssysteme ausreichen oder ob er tatsächlich das im Portfolio haben will, was draufsteht. Mit allen Vor- und Nachteilen. Nicht zuletzt ist das auch steuerlich nicht ganz unwichtig.
Das betrifft auch das zweite eventuelle Risiko, die Wertpapierleihe. In der Fondsbranche – also auch bei aktiven Fonds – ist es nicht ganz unüblich, Wertpapiere aus dem Portfolio an Leerverkäufer und andere Interessenten gegen Gebühren zu verleihen. Gerade für ETFs ist das eine gute Möglichkeit, entstandene Kosten aufzuholen und näher an die Indexentwicklung heranzurücken.
Dafür besteht das Risiko, die Leihgegenstände nicht zurückzubekommen. Einige Anbieter lehnen Leihe deshalb rundweg ab, andere lassen sie sich von den Leihnehmern mit hinterlegten Wertpapieren besichern. Näheres in der Tabelle. Bei manchen Anbietern wie DB X-Trackers und SPDR bürgen zusätzlich die Mutterhäuser Deutsche Bank und State Street Bank.
Was mit den Leihgebühren passiert, ist Hauspolitik. Aber grundsätzlich fließen etwa zwei Drittel in den ETF, der Rest ist für den Anbieter, zum Teil, um Kosten zu decken. Wie viel das ausmacht, zeigen Zahlen von SPDR. Es hatte in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt ein Fünftel seines europäischen Nebenwerte-ETFs verliehen.
Das brachte 15,5 Basispunkte Ertrag, also 0,155 Prozentpunkte, ist aber schon das obere Ende der Spanne. Andere verliehen 19 Prozent und spielten damit 2,3 Basispunkte ein. Auch hier ist es Geschmackssache, ob Anleger das und die Sicherheiten akzeptieren. Aber wie Vertriebsleiterin Heike Fürpaß-Peter von Lyxor sagt: „Bei ETFs geht es um jeden Basispunkt.“