Wider der Teuerung Basis-Infrastruktur wegen, nicht trotz der Inflation

Robin Jakob, Geschäftsführer bei LPX

Robin Jakob, Geschäftsführer bei LPX: Infrastruktur kann Inflationsschutz sein, wenn an den richtigen Stellen gesucht wird. Foto: LPX

„Transitory“ war wahrscheinlich eines der meistgebrauchten Worte von Notenbankern in den vergangenen Monaten. In der Erwartung, dass die Inflationsraten nur vorübergehend erhöht sind, haben sie die Zügel der Geldpolitik bislang allenfalls verbal ein wenig angezogen. Dabei mehren sich die Anzeichen, dass uns die Inflation länger erhalten bleiben dürfte als gedacht. In den USA beispielsweise lag sie im Oktober den sechsten Monat in Folge über fünf Prozent und erreichte mit 6,2 Prozent einen so hohen Stand wie zuletzt 1990.


Für Investoren wird damit die Frage nach einem geeigneten Inflationsschutz für ihr Portfolio immer drängender. Dabei geht es den meisten weniger darum, sich gegen eine Hyperinflation zu schützen und dazu wesentliche Teile ihres Vermögens in Gold oder ähnliche „sichere Häfen“ umzuschichten.

Vielmehr stellen sich vermögende Privatkunden ebenso wie Institutionelle Investoren die Frage, mit welchen Anlagen sie für eine anhaltende Phase moderat erhöhter Inflation am besten aufgestellt sind, ohne deswegen gleich auf Nischenmärkte wie Edelmetalle oder Kryptowährungen ausweichen zu müssen.

Als eines der Instrumente, die wirksamen Schutz vor Inflation bieten, gelten gemeinhin Aktien. Anders als Anleihen bieten sie eine unmittelbare Beteiligung an Unternehmen und somit ihrer Wertschöpfung. Sie sind damit eine Art Sachwert („Real Asset“). Diese Argumentation ist jedoch äußerst löchrig, weil sich einige Industriesektoren des Aktienmarktes in Zeiten erhöhter Inflation erheblichen Problemen gegenübersehen. Als Beispiel können insbesondere Wachstumsunternehmen herangezogen werden.

Die Bewertung dieser Unternehmen beruht insbesondere auf zukünftigen Gewinnerwartungen. Diese werden allerdings durch eine erhöhte Inflation zum heutigen Zeitpunkt gedämpft. Auch Firmen aus besonders wettbewerbsintensiven Branchen, in denen sich Preissteigerungen nicht so leicht an die Kunden weiterreichen lassen, kommen mit erhöhter Inflation schlecht klar – ein Beispiel sind Konsumgüterhersteller.

Die Inflation als Rückenwind

Womöglich können Anleger dieses Problem lösen, indem sie über verschiedene Länder und Branchen hinweg investieren, etwa in ETFs auf breite Aktienindizes. Und tatsächlich hat etwa der MSCI World seit 1999 eine Wertentwicklung von 6,9 Prozent per annum erzielt, immerhin rund fünf Prozentpunkte oberhalb der durchschnittlichen Inflationsrate, gemessen am US Consumer Price Index. Allerdings gibt es einen Sektor, der diese Wertentwicklung im Vergleich mit der Inflation deutlich in den Schatten stellt. Infrastrukturaktien, gemessen am NMX Infrastructure Composite, haben in demselben Zeitraum ein Plus von 10,0 Prozent pro Jahr erwirtschaftet und somit etwa acht Prozentpunkte mehr als die durchschnittliche Teuerungsrate.

Nun mag die Überrendite von Infrastrukturaktien gegenüber der Inflation – und gegenüber dem breiten Aktienmarkt – fundamentale Gründe haben, die nicht direkt mit der Inflation zu tun haben. Tatsächlich lässt sich aber zeigen, dass Infrastrukturaktien ihre volle Stärke sogar erst in Zeiten deutlich erhöhter Inflation ausspielen. Wenn die durchschnittliche jährliche Inflationsrate beispielsweise oberhalb von drei Prozent liegt, beträgt die durchschnittliche Überrendite von Infrastrukturaktien gegenüber dem MSCI World 7,2 Prozentpunkte. Bei Inflationsraten zwischen zwei und drei Prozent sind es immer noch 3,7 Prozentpunkte Outperformance pro Jahr.

Implizit zeigt sich, dass Firmenanteile zwar eine Art Sachwert darstellen, aber deswegen nicht per se als guter Inflationsschutz dienen. Im Gegensatz dazu können Infrastrukturaktien als wirksame Absicherung gegen hohe Teuerungsraten dienen. Das macht sie gerade im aktuellen Umfeld interessant.