Geschäftsleitung des Bankhaus Seeliger im Interview „Die großen Banken und Regionalinstitute in Hamburg lassen Raum für uns“

Christoph Schmitz, persönlich haftender Gesellschafter des Bankhaus C.L. Seeliger (links), und Cosimo von Dungern, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung

Christoph Schmitz, persönlich haftender Gesellschafter des Bankhaus C.L. Seeliger (links), und Cosimo von Dungern, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung, beim Interview in der Redaktion des private banking magazins. Foto: private banking magazin

Im Juli startet das Bankhaus Seeliger mit einem neuen Standort in Hamburg. Damit wagt die Bank erstmals in der 227 Jahre langen Unternehmensgeschichte den Schritt raus aus ihrem Kerngeschäftsgebiet um Wolfenbüttel. Warum jetzt?

Schmitz: Ganz einfach: Weil wir denken, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Wir sehen, dass die großen Banken und Regionalinstitute Raum lassen für eine gut aufgestellte und persönlich geführte Privatbank.

Cosimo von Dungern: Es gab früher viele kleine Privatbanken in Hamburg, die im Verlauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte fast alle in Konzernen aufgegangen sind oder sich zusammengefunden haben. Die dadurch entstandene Lücke wollen wir füllen.

Was wird Seeliger von anderen Wettbewerbern am Hamburger Markt unterscheiden?

von Dungern: Wenn man Seeliger beschreibt, ist ganz wichtig zu verstehen – und das unterscheidet uns von allen anderen Privatbanken – dass wir uns klar zum Kreditgeschäft bekennen. Wir sind also Privatbankiers alten Schlages. Andere Banken kommen aus dem Provisionsgeschäft im Wealth Management und versuchen dann irgendwann doch wieder das Kreditgeschäft zu machen, weil sie feststellen, es geht nicht ohne. Das ist bei uns komplett anders. Dazu kommt die direkte Kundennähe, die meines Erachtens nur ein kleines Institut bieten kann. Gerade das macht die Bank so besonders und sympathisch.

Wobei ihr Fokus in Hamburg nicht auf dem Kreditgeschäft, sondern auf der Vermögensverwaltung liegen wird.

Schmitz: Das stimmt. Aber klar ist auch: Wir können das abbilden, schnell und unkompliziert, und das sehen wir, läuft bei anderen Privatbanken dieses Schlags nicht mehr aufgrund der Risikobewertungssituation. Wer sich rein provisionsgetrieben aufstellt, spart Eigenkapital, muss im Kreditgeschäft aber natürlich Abstriche machen.

„Wir werden keine 'Jagd' auf Sparkassenkunden machen.“

Wird Seeliger mit dem Background als Regionalinstitut vor allem Genossenschaftsbanken und Sparkassen in den Wettbewerb treten?

von Dungern: Es gibt Facetten der Sparkasse, die tatsächlich zu uns passen: das Kreditgeschäft mit der Vermögensverwaltung verknüpfen zu können. Der Unterschied: Wir betreiben ein sehr individuelles Kreditgeschäft, es gibt keine standardisierten Lösungen. Eine Mischung aus Sparkassen und Privatbanken, da sehe ich Seeliger.

Schmitz: Wir werden jedoch keine „Jagd“ auf Sparkassenkunden machen. Das ist nicht unser Kundenfokus.

Wenn Sie sich einen Kunden entwerfen könnten: Wie sähe der denn aus?

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Schmitz: Häufig ist es ein Familienunternehmer, der verschiedene Beteiligungen hat, auch mal ein Immobilien-Portfolio mitbringt und einen Teil seines Vermögens in Vermögensberatungs-Instrumenten anlegt. Das ist ein Profil, das viele unserer Kunden haben. Was sich in letzter Zeit stärker entwickelt hat, sind auch jüngere Unternehmer, die ihr Unternehmen verkauft und Vermögen liquidiert haben. Das ist ein sehr interessanter Markt. Man muss plötzlich viel Geld anlegen und da haben wir ein gutes Netzwerk, das wir nach Bedarf einbinden können: Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Anwälte, Immobilien-Fachleute und so weiter.

 

 

Welches liquide Vermögen sollte der Kunde für ein Vermögensverwaltungsmandat mitbringen?

Schmitz: Ab 200.000 Euro als ETF-basierte Vermögensverwaltung. Wir glauben, dass das Segment von 500.000 bis einer Million Euro ein interessantes Feld ist, das man rentabel betreiben kann, das aber von größeren Banken liegengelassen wird, weil es vermeintlich unattraktiv ist. Diese Kunden haben zum Teil keine Heimat. Die wollen wir adressieren.

von Dungern: Wir bekennen uns klar zu dieser Größenordnung in der individuellen Vermögensverwaltung. Dieses Segment ist gerade für jüngere Kunden sehr interessant. Denn es gibt erstaunlich viele, die sagen, ich habe meinen Job, mein Geld, ich gebe das meiner Bank und möchte damit nichts zu tun haben. Und wenn man immer gleich mit einer Millionen oder zwei als Mindestsumme anfängt, geht diese Kundengruppe an einem vorbei, obwohl sie hochgradig spannend ist.