Bund der privaten Banken Europa soll bei Kapitalmarktunion „zwei Gänge höher schalten“

Christian Sewing ist Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Von der EU wünscht er sich mehr Tempo bei der Kapitalmarktunion.

Christian Sewing ist Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Von der EU wünscht er sich mehr Tempo bei der Kapitalmarktunion. Foto: BdB

Die privaten Banken sehen neue Chancen für Fortschritte auf dem Weg zu gemeinsamen Finanzmärkten in Europa. Das stellte Christian Sewing, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, auf dem Deutschen Bankentag fest. „Die Kapitalmarktunion ist so weit oben auf der europapolitischen Agenda wie seit Jahren nicht – wir begrüßen das ausdrücklich“, sagte Sewing, der auch Vorstandschef der Deutschen Bank ist.

Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder hatten sich mit dem Thema jüngst befasst. Seit 2014 gibt es Pläne für eine Kapitalmarktunion. Damals hatte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in der Eröffnungsrede zur Plenarsitzung einen konkreten Anstoß geliefert. Der freie Kapitalmarktverkehr ist eine der vier Grundsätze der EU, bislang aber noch eher zersplittert und national ausgerichtet.

Seitdem gab es zwar einige Maßnahmen, wie Solvency-II. Eine Auswertung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde im vergangenen Jahr zeigte aber: Die Bemühungen der EU haben mäßigen Erfolg. Nur wenige Banken und Wertpapierdienstleister arbeiten grenzübergreifend. Daher fordert Sewing: „Das Thema darf nach den Europawahlen nicht wieder in den Hintergrund treten. Vielmehr setzen wir darauf, dass nun tatsächlich zwei Gänge höher geschaltet wird.“

 

Auch Ádám Farkas, Geschäftsführer von Afme (Association for Financial Markets in Europe) sieht die Kapitalmarktunion als wesentlichen Schlüssel für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Denn die EU konkurriere mit anderen globalen Finanzmärkten um Börsengänge und
Auslandsinvestitionen.  

Die Afme veröffentlicht jährlich gemeinsam mit elf weiteren europäischen und internationalen Organisationen den Kapitalmarktreports „Capital Markets Union – Key Performance Indicators“. Dieser misst die Fortschritte der europäischen Kapitalmärkte anhand von neun Schlüsselfaktoren und analysiert die Entwicklung über die vergangenen sechs Jahre. So war der deutsche Markt für Börsengänge von nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften beispielsweise äußerst inaktiv. Bei einem anderen europäischen Projekt – den Green Bonds – war Deutschland dafür Spitzenreiter.

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